Anime: Fairy Tail
Charaktere: Gajeel + Levy
Gastauftritte: Juvia + Pantherlily
Bonussidestories: Elfman + Evergreen
Kapitelanzahl: noch offen
Veröffentlicht auch auf FF und Animexx
So,
hier meine erste richtig lange Geschichte. Ich habe mir lange den Kopf
über die einzelnen Kapitel zerbrochen und bin mit dem gesamt Ergebnis
eigentlich ganz gut zufrieden.
Einzelne Kapitel lade ich in regelmäßigen Abständen hoch.
Disclaimer: Die Charaktere gehören Hiro Mashima die Geschichte ist auf meinen Mist gewachsen.
Viel Spass
Eisregen
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Kapitel 1 Der Auftrag
Nächtliche
Stille umgibt das große Gebäude in Magnolia. Die Gilde, in der es sonst
immer so laut ist, wirkt um diese Zeit wie ausgestorben. Kein Licht
brennt, erhellt wird der Innenraum nur durch das fahrige, silbrige Licht
des vollen Mondes. Er taucht den Schankraum in ein mystisches Antlitz
und lässt die abgewetzten Bänke wie eine himmlische Ruhestätte aussehen.
Die großen Fässer hinter der Theke wirken in dieser Atmosphäre wie
Monster die über den großzügigen Tresen wachen, aber nichts rührt sich,
sie haben keine Aufgabe. Seit dem Daimatou Enbou gehört die Gilde wieder
Fairy Tail und auch das seit 7 Jahren verwaiste Requestbord quillt nun
endlich wieder über vor Auftragszetteln. Die Mitglieder vermehren sich
stetig und Fairy Tail findet nun endlich wieder zu seiner gewohnten
Lautstärke zurück. Ganz nebenbei darf man erwähnen, dass das ein Fakt
ist den die Anwohner natürlich nicht so überragend finden.
Heute
Nacht ist aber etwas anders als sonst. An einem kleinen Tisch, in der
Nähe der Bücherei sitzt eine zierliche Magierin. Das Licht der Sterne
tanzt auf ihren blauen Locken, die ihr wirr im Gesicht hängen. Sie hat
sich das Haarband um das Handgelenk gebunden und ihre Stirn auf der
Tischplatte abgelegt. Nur das leise Schnaufen verrät, das sie nicht
eingeschlafen ist. Tränen laufen ihre Wangen hinab, als sie an heute
Mittag denkt.
„Ich werde Levy beschützen!“ brüllt Droy durch den
ganzen Raum. „Nein ich werde das machen“ krächzt Jet, der schon seit
einigen Minuten von Droy in den Schwitzkasten genommen wurde. Levy rollt
die Augen. Sie hat sich einen Auftrag ausgesucht, nur einen kleinen. Es
wurde lediglich jemand gebraucht der ein altes Schriftstück entziffern
konnte. Die Belohnung ist nicht sehr hoch, aber das Buch, das
versprochen wurde, fehlt noch in der Sammlung der Scriptmagierin.
Eigentlich hatte die zierliche Magierin vor, diesen Auftrag alleine zu
erledigen, doch der Master bestand darauf, dass sie jemand begleitet.
Lauthals protestierend stapft sie zu ihrem Tisch, als Mirajane ihr die
Hand auf die Schulter legt. „Wir machen uns doch bloß alle Sorgen um
dich“
Schniefend hebt die zierliche Blauhaarige den Kopf. Es ist
zum verrückt werden. Warum hält sie nur jeder für schwach? Warum traut
ihr denn niemand zu, auch mal einen Auftrag ganz alleine zu erledigen?
Geräuschvoll klatscht ihre Stirn wieder auf die Tischplatte. Levy muss
sich zusammenreißen, damit sie nicht vor Schmerz aufschreit. Zum
Verrückt werden ist das alles.
In ihrem Kopf beginnt es sich zu
drehen, als würde sie unaufhörlich in einem Karussell sitzen. Sie
erinnert sich wieder an das Gespräch mit Gajeel auf Tenrou Jima. Naja,
Gespräch konnte man das kaum nennen, er motze die ganze Zeit nur rum,
weil er sich lieber prügeln wollte als Schnitzeljagd zu spielen. Vor Wut
schnaubend ist sie damals vor ihm geflüchtet und in die Arme von
Grimmore Heart gelaufen, doch er hatte sie im letzten Moment retten
können.
„Es ist schwer jemand so kleinen wie dich im Wald zu finden“
Dieser
Satz wiederhallt in ihren Gedanken. Ja ich bin klein, und ich bin auch
schwach, aber wieso geben sie mir nicht die Chance mich zu verbessern,
stärker zu werden?
Tränennasse Augen starren auf einen zerknitterten
Zettel in ihrer kleinen Hand. Sie hatte sich diesen Auftrag schon vor
Stunden ausgesucht, traute sich aber nicht, ihn offiziell genehmigen zu
lassen. Das Dorf Toboe ist in Schwierigkeiten, ein Rudel wilder
Wolfsdämonen reißt die Schafe und Ziegen vieler Bauern und niemand
schafft es Herr über die Lage zu werden. Aufgrund der magischen,
reißerischen Kraft der Wolfszähne wandte sich der Dorfälteste an Fairy
Tail. Schnaubend verhärtet sich Levys Griff um das kleine Stück Papier.
Sicherlich wird es schwierig werden, ein ganzes Rudel Wölfe alleine zu
stoppen, doch sie ist überzeugt davon, dass sie es schaffen kann. Was
soll denn großartiges passieren?
Voller Enthusiasmus springt die
Scriptmagierin von ihrem Platz auf, ihr Stuhl kippt dabei geräuschvoll
zu Boden. Durch die Stille der Nacht, die sich über den Schankraum legt,
hörte es sich wie tiefes, schepperndes Donnergrollen an und die
Blauhaarige fährt leicht zusammen. Im nächsten Moment presst sie ihre
Zähne aufeinander und schnaubt betreten die Luft zwischen ihnen
hindurch. Das kann ja noch heiter werden, wenn selbst ein zu Boden
fallender Stuhl ihr Herzklopfen und eine Gänsehaut bereitet. Doch ihre
Sturheit siegt, sie wird den anderen schon zeigen, was in ihr steckt.
Mit diesen Gedanken verschwindet das zierliche Geschöpf in der
Bibliothek.
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Was soll ich nur mitnehmen? Rätselnd
steht die junge Frau vor den großen Regalen. Sie ist froh, dass der
reichhaltige, literarische Schatz der Gilde noch existiert und die Jahre
unbeschadet überstanden hat. Die Bibliothek in der kleinen Mühle, die
der Gilde einige Jahre als Dach über dem Kopf diente, fasste nur einen
Bruchteil dessen, was sie jetzt vorfindet. Mit zusammengekniffenen Augen
wandert ihr Blick zielstrebig über die verschiedenen Titel,
gelegentlich greift sie zu, sodass sich ein kleiner Stapel ausgewählter
Werke auf dem Schreibtisch hinter ihr sammelt. Nur noch das da, und dann
ist sie für ihre Reise gut ausgestattet.
Voller Stolz
betrachtet Levy ihr Werk und schluckt, als sie versucht den kleinen Berg
Bücher anzuheben. Vielleicht sollte sie doch besser eine kleinere
Auswahl treffen. Mit ihrem Notizbuch und der Sturmlesebrille bewaffnet,
macht sich die zierliche Blauhaarige über den Bücherstapel her, um nur
die wichtigsten Informationen zu speichern und somit das Gewicht für
ihre Reise zu verringern. Als sie das nächste Mal auf die Uhr schaut,
ist es bereits weit nach Mitternacht. Zügig packt sie die zwei
verbliebenen Bücher und ihre Notizen in die kleine Tasche und sprintet
die Treppen zum Schankraum hinauf. Sie will los, bevor die anderen
wieder hier sind, niemand soll sie aufhalten.
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Der
Bahnhof in Magnolia ist um diese Zeit nahezu menschenleer. Nur am
Informationsschalter sitzt ein älterer Herr. Er sieht sehr müde aus und
überreicht Levy den Fahrschein mit einem mürrischen Seufzen. „Da hinten
geht es lang“ sein Blick ist fortwähren auf den Tresen gerichtet. Die
Magierin nickt zum Dank und mit kleinen Schritten macht sie sich auf den
Weg zu den Gleisbetten. Es ist drei Uhr in der Nacht und ein kalter
Wind umspielt die zierliche Statue der jungen Frau. Sie fröstelt und
reibt sich abwesend an den Oberarmen um sich zu wärmen.
„Ich mach dich groß“
Sie
weiß nicht warum ihr Gajeel grade jetzt in den Sinn kommt. Sie hat die
Szene bestimmt schon tausende Male in ihrem kleinen Kopf wiederholt. Ein
zarter Rotschimmer ziert ihre Wangen und ein seichtes Lächeln
umschmeichelt ihre Mundwinkel. Ja, sie wird groß werden, das hat sie
sich vorgenommen. Mit diesem Auftrag wird sie es allen beweisen. Allen,
und vor allem ihm. Der Rotschimmer wird nun deutlicher. Sie würde ihm
zeigen, wie stark sie ist und vielleicht würde er ihre Gefühle daraufhin
erwidern.
Unruhig schweift Levys Blick zwischen ihrer Fahrkarte
und den Gleisnummern hin und her. Weit hinten in der Dunkelheit scheint
ihr Bahnsteig zu sein. Es ist nur schwach beleuchtet, aber mit einem
erleichterten Seufzen stellt sie fest, dass ihr Zug bereits eingefahren
ist. Mit eiligen Schritten erreicht sie den Einstieg und nähert sich
ihrem Abteil. Der Zug ist fast leer, sodass sie sich einen Platz
aussuchen kann. Verdächtig knarzend biegt sich der kleine Tisch vor ihr,
als sie ihre Bücher auf ihm platziert. Die Fahrt wird einige Stunden
dauern und sie hat sich vorgenommen, noch ein wenig über die
Wolfsdämonen zu recherchieren. Als der Zug endlich mit einem sanften
Ruck losfährt, hat sie bereits die Hälfte des Buches gelesen und lehnt
sich zerknirscht auf ihrer Bank zurück. Mit einem mulmigen Gefühl macht
sie sich ein erstes Mal allein auf den Weg, nur der Mond ist ihr
Begleiter, während sie langsam in einen tiefen Schlaf sinkt.
Während
die Sonne langsam aufgeht, reckt sich die zierliche Magierin auf ihrer
Bank. Schlaftrunken schaut sie aus dem Fenster. Die Umgebung ist ihr
fremd, es sieht sehr ländlich aus und die vielen Wiesen und Felder sind
von saftig grünen Wäldern umrahmt. Mit zugekniffenen Augen packt Levy
die Bücher zusammen. Sie hat nicht sonderlich gut geschlafen, in ihren
Träumen haben sie die Wolfsdämonen heimgesucht, von denen sie zuvor
gelesen hat. Klatschend schlägt sie sich ihre Hände an die Wangen. Es
wird nicht so schlimm werden.
Rumpelnd kommt der Zug zum stehen.
Auf dem Bahnsteig stehend, atmet sie tief durch, die kühle Morgenluft
belebt ihren Körper und ihren Geist und während sie sich noch die Tasche
auf schultert, sieht sie sich bereits nach einer kleinen Karte um, die
ihr den Weg ins Dorf zeigen könnte.
Schmale Schotterwege führen
sie durch eine atemberaubende Landschaft. Der Wegrand ist dicht
bewachsen, der hohe rote Klatschmohn hebt sich leuchtend vom saftigen
Grün der Gräser ab. Weite Schafweiden erstrecken sich links und rechts
neben der Wanderstrecke und vermischen sich am Horizont mit einem
strahlend, blauen Himmel. Sehr lange braucht Levy nicht zu laufen. Schon
nach einer halben Stunde kann sie die Weidendächer der kleinen
Holzhütten vor sich erkennen. Sie beschleunigt ihren Schritt, jetzt ist
es endlich soweit.
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Besonders sympathisch war ihr der
Dorfälteste nicht. Er beschwerte sich gleich zu Beginn des Gesprächs
darüber, dass man ihm ein kleines, schwaches Mädchen geschickt habe und
seine Probleme wohl nicht ernst genug nimmt. Levy musste sich sichtlich
zusammenreißen um dem Alten nicht ihre Meinung zu geigen. Dennoch zeigt
ihr der alte Mann auf einer Karte in welchem Wald sie die Wolfsdämonen
finden könne. Er hält ihr auch gleich triumphierend die Belohnung, die
auf sie warten würde, falls sie es wirklich schaffen sollte, unter die
Nase. Augenrollend bedankt sich die zierliche Magierin bei ihm und
verlässt seufzend die kleine Hütte. Ihr Blick schweift durch das Dorf,
es war wirklich klein, aber wundervoll umrahmt von saftig grünen Weiden
und mit bunten Blumen besprenkelten Wiesen. Die Häuser waren aus Holz
und Lehm gebaut und wirkten beruhigend und einladend auf die
Blauhaarige. Levy atmet tief ein, versuchte die ganze Luft, die ganze
Atmosphäre in sich aufzunehmen, es fühlt sich herrlich an. Nach ein paar
Minuten besann sie sich wieder auf ihre Situation und entfaltet die
Karte, die ihr der alte Mann überlassen hatte, in ihren Händen.
Nun geht es also los, denkt sie, auf in den Wald Tsumei.
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Kapitel 2 Die Höhle
Schlagartig ist das Stimmungshoch, auf
dem die zierliche Magierin schwebte, in den Keller gesunken. Während sie
über die Felder schlenderte, war noch alles in Ordnung gewesen. Der
schmale Schotterweg führte sie durch Rapsfelder, die so golden
leuchteten, dass sie sich die Augen zu halten musste, über Weiden, auf
denen Schafe grasten, deren Wolle nicht kuscheliger aussehen konnte und
über Wiesen, die bunter nicht hätten sein können.
Doch nun steht
sie vor ihm, dem großen, dunklen Wald Tsumei. Ein ungewöhnlicher,
modriger Geruch kriecht in ihre Nase und eine unheimliche, kühle Brise
schlägt der Blauhaarigen entgegen. Sie fröstelt, bekommt eine Gänsehaut
und sie spürt, wie die Entschlossenheit, die sie noch vor wenigen
Stunden verspürte, langsam aus jeder ihrer einzelnen Muskelfasern
entfleucht. Sie gruselt sich, schon vom bloßen Hinsehen und der Gedanke
daran, diesen Wald zu betreten, lässt ihren Blutdruck steigen. ‚Wenn
doch nur Gajeel hier wäre‘, so schnell der Gedanke kam, so schnell
schiebt sie ihn wieder bei Seite. Mit straff gespannten Schultern und
erhobenem Kinn, setzt sich Levy in Bewegung.
‚Ich schaff das, ich kann das‘.
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Schon
seit Stunden irrt sie nun schon durch den Wald, die Karte hat sie
mittlerweile in ihre rote Umhängtasche gestopft, helfen kann sie ihr eh
nicht mehr. Levy hat aufgegeben, in ihr den richtigen Weg zu suchen, sie
hat sich verlaufen. Missmutig lässt sie sich auf einem der zahlreichen,
umgestürzten Baumstämme sinken. Der Wald ist verflucht unübersichtlich.
Überall sind Wege durch herabgestürzte Äste und riesige Baumwurzeln
blockiert und neue Trampelpfade entstanden. Die blauhaarige Magierin
sieht sich um, der Waldboden ist dicht mit Moos bewachsen und kleine
sowie große Abdrücke auf den schmalen Pfaden lassen eine reiche
Artenvielfalt der verschiedensten Wesen vermuten. Das fahle Sonnenlicht,
das durch das dichte Blätterdach auf die Szenerie fällt, taucht ihre
Umgebung in ein unheimliches Licht. In ein paar Stunden wird die Sonne
untergehen, doch gefunden hat sie weder das Rudel Wölfe noch einen
Ausgang. Überall werfen die umgestürzten Bäume Schatten und die dichten
Büsche verdecken die Sicht nur noch mehr. Es ist ein beklemmendes
Gefühl, welches von Levy Besitz ergreift. Ein kalter Schauer läuft ihr
den Rücken herunter. Als sich eine dichte Wolke vor die Sonne schiebt
und auch der Rest Helligkeit den Wald verlässt, bekommt sie es mit der
Angst zu tun. Tränen laufen ihre Wangen herab und vermischen sich mit
dem einsetzenden Regen. Wie soll sie hier nur jemals wieder
herausfinden. Um nicht noch nasser zu werden, erhebt sich das zierliche
Mädchen und taumelt durch das Dickicht des Waldes. Irgendwo muss doch
ein Unterschlupf zu finden sein.
Mit letzter Kraft hievt sie sich
einen kleinen Abhang hinauf und entdeckt eine dicht bewachsene
Felsspalte. Ohne zu zögern schiebt sie ihren schmalen Körper hindurch.
Alles
ist dunkel, Levy kann ihre Hand kaum noch vor Augen sehen. „Solid
Script: Light“ ein heller Schriftzug erscheint vor ihr und beleuchtet
die kleine Höhle. Erleichtert, dass sich keine wilden Tiere in ihr
befinden, lässt sich die Blauhaarige auf einen Stein sinken. Ihr ist
kalt und sie zittert am ganzen Körper. Mit einem Kopfschütteln versucht
sie, die wieder aufkommenden Tränen zu vertreiben und sammelt
getrocknete Reste zusammen, die sie in der Höhle finden kann. Kleine
Äste und auch Laub, welches der Wind hier hereingeweht haben muss. Nur
wenige Minuten später prasselt ein kleines Feuer in der Mitte und taucht
die Umgebung in ein warmes Licht. Levy wärmt sich ein wenig daran bevor
ihre Gedanken sie zurück in die Realität holen.
‚Schutz‘ denkt
sie und kramt in ihrer kleinen Tasche nach ihrem magischen Stift.
Natürlich war Freed ihr, was Runenschreibung angeht, weitaus überlegen,
doch um sich während des Unwetters und in der Nacht zu schützen,
reichten Levys Kenntnisse mindestens aus. Sofort macht sich die Magierin
an die Arbeit. Laut seufzend und geschafft lässt sie sich neben das
Feuer sinken. Die wohlige Wärme trocknet ihr feuchtes Kleid und sie
spürt wie sich ihre Muskulatur langsam entspannt. Müde fällt sie in
einen unruhigen Schlaf.
<< Eine warme Hand streicht
über ihre Wange. Levys Herz beginnt schneller zu schlagen. Mit einem
festen, leidenschaftlichen Ruck zieht er sie näher an sich heran. Ihr
stockt der Atem, als sie seine feste, durchtrainierte Brust berührt.
Unter seinem Shirt zeichnet sich jede Faser seiner Muskulatur einzeln
ab. Levy spürt wie die Hitze in ihre Wangen schießt. Als sie den Kopf
leicht neigt um ihren Gegenüber besser ansehen zu können, sieht sie wie
auch seine Wangen von einem leichten, zarten Rotschimmer umspielt
werden. Seine stechenden, roten Augen liegen auf ihren, sein Blick ist
durchdringlich, aber sanft. Levy hat das Gefühl ihr Herz überschlägt
sich in ihrer Brust, als seine Lippen immer näher auf sie zukommen.
„Gajeel…“ haucht sie.>>
Im nächsten Moment ist alles schwarz.
Mit
klopfendem Herzen schlägt Levy die Augen auf, sie braucht ein paar
Minuten um sich zu orientieren. Ihr Brustkorb scheint zu zerbersten und
ihre Hände schwitzen. Warum kann sie diesen Eisendrachen nicht aus ihren
Gedanken und aus ihren Träumen verbannen. Ein leichtes Lächeln ziert
die Lippen der kleinen Scriptmagierin. Mit dem Rücken zum Feuer,
kuschelt sie sich wieder in ihre Decke und schläft ein, ihr Herz immer
noch pochend, ihre Gedanken noch immer bei Gajeel.
<<
Sonnenstrahlen tanzen auf einer grünen Wiese. Im Hintergrund rahmen
Kornblumen Felder und sattgrüne Büsche die kleine Fläche ein. Der helle
Sandweg glänzt in der Sonne wie ein Fluss aus purem Gold. Lautes Lachen
ist zu hören, das eine hell und klar, das andere rau und dunkel. „Du
kriegst mich nicht“ ruft sie ihrem Jäger zu. Ihr blaues Haar glänzt in
der Sonne und ihr oranges Kleid weht im leichten Windzug. Mit
strahlendem Lächeln läuft sie im Zickzack vor ihm her und wirft dem
jungen Mann aufmüpfige, provozierende Blicke zu. „Und wie ich dich
kriege“ raunzt er und bricht in schallendes Gelächter aus.
Der
große, dunkelhaarige Magier beschleunigt und umklammert das zierliche
Mädchen mit seinen starken Armen. „Hab ich dich endlich“ flüstert er ihr
ins Ohr und bedeckt, immer noch hinter ihr verharrend, ihren Nacken mit
sanften Küssen. „Das kitzelt“ kichert sie und versucht sich aus seinem
schraubstockartigen Griff zu befreien, doch er umschlingt sie nur noch
fester.
„Ich werde dich nie mehr gehen lassen“ sein Tonfall ist
sanft und sein Blick liegt auf ihrem. Sie strahlt übers ganze Gesicht
und küsst ihn zaghaft auf die Wange. Ein Augenzwinkern später findet sie
sich auf dem Boden wieder. Sie liegt auf ihm, immer noch in seinen
Armen, jedoch sind ihre Lippen nun auf den seinen.
Der Kuss wird
immer leidenschaftlicher und vorsichtig bittet seine Zunge bei ihr um
Einlass. Ruckartig wirbelt er die kleine Magierin herum und begräbt sie
unter sich, seine Lippen immer noch auf ihren. „Ich will keinen
Zentimeter mehr zwischen uns“ brummt er in den Kuss und ihr Herzschlag
erhöht sein Tempo. Ihr wird heiß und kalt zugleich, als er seinen
muskulösen Körper stärker gegen ihren presst. Keuchend löst sie sich von
ihm und schaut verklärt in seine Augen. „Levy…“ und wieder umschließen
seine Lippen die ihren. Zarte Berührungen an ihrem Oberschenkel lassen
ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken laufen, sie sehnt sich nach
seinen Berührungen, will ihn spüren.
Ihre Finger bohren sich in
seinen Rücken, sie zieht ihn fester an sich, denn Luft will sie ebenso
wenig wie er zwischenihren Körpern spüren. Vorsichtig zerrt sie an
seinem Shirt und er tut wie ihm geheißen. Seine Wärme spürte sie nun
viel intensiver, voller Lust streicht sie ihm über den Rücken und
hinterlässt kleine, zarte Kratzspuren und ehe sie es sich versieht,
findet sie nun auf seinem Schoß Platz. Er streift ihr das dünne
Sommerkleid von den Schultern und betrachtet sie eine Weile. „Du bist so
wunderschön…“ seine Worte klingen in ihren Ohren wie Musik und seine
Leidenschaft überrennt sie. Sie wollte ihn, hier und jetzt, und wieder
treffen sich ihre Lippen…>>
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Kapitel 3 Voller Sorge
Grummelnd schiebt er sich
einen schmalen Metallstreifen in den Mund. Seine Laune ist mal wieder
auf dem Tiefpunkt. Er hatte vor zwei Tagen ganz genau beobachtet, wie
unzufrieden die zierliche Scriptmagierin war, als Sie gezwungen wurde,
eine Begleitung mit zu ihrem Auftrag zu nehmen. Er hätte sich am
liebsten sofort gemeldet, nur um das doofe Gesicht der zwei Idioten zu
sehen, die sich wie immer um sie prügelten. Sie werden wohl nie
begreifen, dass Levy nur freundschaftliches Interesse an ihnen hegt. Bei
dem Gedanken muss Gajeel grinsen. Doch als er ihr gezwungenes Lächeln
und die hängenden Schultern bemerkte, was außer ihm wohl niemand sonst
tat, machte er einen Rückzieher. Er wollte nicht der Grund sein, der sie
traurig stimmte.
Wenn es nach ihm geht, soll sie immer nur
lächeln und fröhlich sein. Zähneknirschend kaut er auf einem weiteren
Metallstreifen herum. Hat hier denn außer ihm niemand Augen im Kopf?
Levy ist stark, natürlich nicht körperlich, aber sie ist der
intelligenteste Mensch den er kennt und er ist sich sicher, dass sie es
problemlos alleine geschafft hätte diesen Auftrag zu erfüllen.
Seit
diesem Gespräch waren nun zwei Tage vergangen und schnaubend muss er
zugeben, dass ihm hier in der Gilde etwas fehlt. „Wie lange kann es denn
dauern ein paar Bücher zu übersetzen, bei ihren Fähigkeiten?“ knurrt
der Eisendrache und schreckt damit Lily hoch, dessen volle
Aufmerksamkeit jetzt, statt auf seinem Kiwi-Shake, bei ihm liegt. Eine
helle Stimme hinter ihm antwortet
„Meinst du Levy?“ Mirajane lächelt
freundlich. „Sie hat den Auftrag vor zwei Tagen nicht angenommen, weil
sie partout keinen Begleiter haben wollte“ Die Bardame schüttelt
schmunzelnd ihren Kopf und reicht ihm ein Bier. „Sie ist zwar klein,
aber unheimlich stur“ Bei ihren letzten Worten lacht die Magierin kurz
auf.
Gajeel beobachtet noch, wie sie wieder hinter der Theke
verschwindet, als er sich wieder seinem Teller Eisen und seinem Krug
Bier zuwendet.
Pantherlily wechselt irritiert den Blick zur
Take-Over -Magierin und wieder zurück zum Dragonslayer. Aber wo ist sie
denn dann hin? Gajeel beißt sich auf die Unterlippe und umfasst den
Henkel des Kruges fester. Er hasst es, wenn seine Gedanken immerzu bei
der Blauhaarigen sind. Es kann ihm doch herzlich egal sein, wo sie sich
aufhält, immerhin ist sie eine erwachsene Frau.
„Was denkst du?“
Die Frage des Exceed lässt Gajeel zusammenzucken. „Nichts weiter“
murmelt der Schwarzhaarige seinem Partner zu, der ihn immer noch
anstarrt.
„Ich habe sie schon länger nicht gesehen“
Der Exceed
versucht seinen Freund aus der Reserve zu locken. Lily weiß, dass wenn
es um Levy geht, Gajeel fürchterlich angespannt ist und sich große
Sorgen macht.
„Die kommt schon klar“
Zweifelnd lässt der Kater
das Geschehen auf sich beruhen und schiebt sich seinen Strohhalm in den
Mund, Gajeel schnaubt und setzt den Krug an seine Lippen.
In der
Gilde herrscht der übliche Lärmpegel. Natsu und Lucy sind auf einem
Auftrag, Wendy ist schon vor einer Weile zu Polyschka aufgebrochen um
mehr über Heilkräuter zu erfahren und Gray versucht schon seit Stunden
vor Juvia zu flüchten.
Gajeels Blick wandert durch den
Schankraum. Wie lange nennt er Fairy Tail nun sein „Zu Hause“? Es kommt
ihm wie gestern vor, als er sich im Kreise von Phantom Lord gegen diese
Gilde gestellt hatte und außerdem Levy…
Diese Gedanken vernichtet er
schnell. Das gehört der Vergangenheit an. Es gilt das hier und jetzt.
Denn mittlerweile fühlt er sich richtig wohl, das würde er allerdings
niemals zugeben.
Sein Blick bleibt bei Elfman und Evergreen
hängen. Beide scheinen sich verstecken zu wollen, denn sie haben sich in
die hinterste Ecke des Raumes verzogen. Blödsinn, denkt Gajeel nur.
Jeder weiß doch, dass die beiden voll aufeinander abfahren.
Dennoch kann Gajeel nicht weghören, als er Elfman wimmern hört.
„Bitte
Ever, verzeih mir, ich wollte deine Statue doch nicht kaputt machen.
Aber in deinem Zimmer ist so wenig Platz für so einen starken Mann wie
mich.“ „Bist du irre? Du hast dich aufgeführt wie ein Elefant im
Porzellanladen, du und dein männliches Gehabe. Das wirst du mir noch
teuer bezahlen“
Evergreen scheint sichtlich bemüht nicht zu laut zu
kreischen. „Männliches Gehabe ist männlich“ entfährt es dem Weißhaarigen
und im nächsten Moment klatscht es. Evergreen hatte ihm im Affekt eine
Ohrfeige verpasst. „Ever…“ Scheinbar scheinen Elfman die Worte zu
fehlen.
Auf seiner Wange prangt ein großer, roter Fleck.
„Du.
Heute um drei. Im Park. Das mit meiner Statue wirst du büßen. Du wirst
so lange für Sergio in Pose stehen, bis er eine ordentliche Kopie von
dir anfertigen konnte“
Mit einem süffisanten Grinsen dreht sich
Evergreen auf ihrem Absatz herum und stapft die Treppe zu den zwei
anderen Raishinshu hinauf.
„Modellstehen ist männlich“ seufzt
Elfman mit hängenden Schultern und begibt sich auf den Weg zu seinen
Schwestern, die hinter der Theke stehen und Getränke rausgeben.
Schnaubend
versucht der Dragonslayer ein Lachen zu unterdrücken. Männlich. Betrübt
wandert sein Blick zu den Pforten der Gilde. Er hofft immer noch, dass
sie gleich die Türen aufstößt und hereintritt, so wie sie es immer tut
und dann allen dieses zauberhafte Lächeln schenkt, dass sie immer auf
ihren Lippen trägt.
Zähneknirschend wird sich der Magier seiner
Gedanken bewusst, die sich immer noch um die zarte Scriptmagierin
drehen. Mit beiden Händen massiert er seine pulsierenden Schläfen.
Nichts als Kopfschmerzen bekommt er davon. Diese verdammten Tagträume,
die sich nur um sie drehen, dennoch kann er den Blick nicht vom Eingang
abwenden.
Ein lauter Knall lässt ihn aufschrecken. Die beiden
Flügel der großen Türe wurden aufgestoßen und der Schwarzhaarige erkennt
Jet und Droy. Wimmernd begeben sich die beiden Idioten, wie Gajeel zu
sagen pflegt, auf die Theke zu, hinter der Mirajane mit ihrem typischen
Augenzwinkern Gläser abtrocknet.
„Was gibt’s denn Jungs?“ Er ist
sofort hellwach und auch Lily scheint nicht entgangen zu sein, dass
sich die beiden ungleichen Magier, die sich auf die Barhocker plumpsen
lassen, heute irgendwie anders sind als sonst.
Gajeel versucht sich
zu konzentrieren, er sitzt zwar am anderen Ende des Raumes, seine
Drachensinne erlauben es ihm jedoch, auch aus dieser deutlichen
Entfernung dem Gespräch der an der Theke zu folgen.
„Miraaaaa“ es ist Droy, der gleich drauflos plärrt,
Gajeel
verzieht das Gesicht, er hasst diesen jämmerlichen Tonfall und ist
schon fast versucht, sich dem Gespräch abzuwenden, als Droy
weiterjammert.
„Hast du unsere Levy-chan gesehen?“
Unsere?
Bei
diesem Gedanken pulsieren Gajeels Schläfen umso mehr und ein Knoten
legt sich um seine Luftröhre. Doch dass scheinbar auch ihr Gefolge nicht
weiß, wo sie steckt, beunruhigt den jungen Mann nur noch mehr.
„Ist sie nicht mit euch unterwegs?“
Mirajanes
Tonfall ist angespannt, aber noch ziert ein offenes Lächeln ihre
Lippen. „Nein, wir haben sie seit zwei Tagen nicht gesehen“ Diesmal ist
es Jet der Mirajane schniefend antwortet.
Gajeels Muskeln verhärten
sich und er ballt eine Hand zur Faust. War ja mal wieder typisch für die
beiden, erst reißen sie sich darum, wer sie nun bei ihrem Auftrag
belagern darf, und als sie sich unglücklich darüber zeigt, kneifen beide
die Ärsche zusammen, weil sie sich ihrem Ärger nicht stellen wollen.
Ein mürrisches Knurren entfährt seiner Kehle.
„Hier war sie auch nicht“
Mirajanes
klingt noch besorgter und als sich aus der Küche Kinanas Stimme meldet,
wandert ihr Blick besorgt zum Auftragsbrett „Im Wohnheim ist sie auch
nicht, ich dachte sie wollte zu einer Mission, sie ist vor zwei Tagen
mit einer gepackten Tasche gegangen.“
Wutentbrannt springt
Gajeel auf, sein Stuhl geht dabei polternd zu Boden. Das darf ja wohl
nicht wahr sein! Seine Gedanken überschlagen sich. Die Weißhaarige, die
seinen Ausdruck nur zu gut zu deuten weiß, wie auch Jet und Droy,
schauen den Dragonslayer mit offenen Mündern an.
„Was glotzt ihr Idioten so, bewegt eure Ärsche und findet den Zwerg!“
Gajeel
versucht entspannt zu klingen, doch ein deutliches Beben in seiner
Stimme verrät seine innere Unruhe. Jet und Droys Augen vergrößern sich,
als sich der Schwarzhaarige mit verschränkten Armen vor ihnen aufbaut
und mit seinen stechend roten Augen anfunkelt.
„Ssscchon uuntterwegs“ Droys Stimme zittert und Jet packt seinen Freund am Kragen und zieht ihn zur Türe hinaus.
Grollend
widmet sich der Eisendrache nun der zierlichen Bardame, deren Lächeln
einem geschockten, entsetzten Ausdruck Platz gemacht hat. Sie steht vor
dem Requestboard und studiert die verbliebenen Auftragszettel, immerhin
ist sie die Hauptverwalterin und die Einzige, die wirklich einen
Überblick hat.
„Ein Auftrag fehlt, und er ist auch nicht offiziell genehmigt“
Ihre
Stimme flattert leicht und ihre Schultern sind straff gespannt.
Überzeugt davon, dass ihm nicht gefallen wird, was ihm die Weißhaarige
gleich erzählen wird, deutet er ihr an, weiterzusprechen.
Mittlerweile
ist auch Pantherlily näher an die Theke heran geflogen und findet
seinen Platz auf der Schulter seines Partners, der Ausdruck in seinem
Gesicht, ebenso besorgt.
„Ein Wolfsdämonenrudel im Wald Tsumei…“
setzt die Take-Over-Magierin an. „Was!?!“ ein Laut entfährt Gajeels
Kehle, der an das Brüllen eines echten Drachen erinnert.
Die ohnehin
schon über den Raum hereingebrochene Stille, fängt nun an, noch
bedrohlicher zu wirken. Die Mitglieder der Gilde fixieren gebannt Team
Redfox, neugierig und ängstlich zugleich, und fragen sich, wie der
Drachentöter und sein Partner wohl weiter reagieren werden.
Gajeel schüttelt sich und versucht einen klaren Gedanken zu fassen.
Ist der Zwerg jetzt komplett irre geworden?
Der Wald Tsumei?
In
ihm sollen die gefährlichsten Wyvern des ganzen Landes leben, Kurono*.
Ein kurzer Blickaustausch mit seinem Partner, ein knappes Nicken und
ohne weitere Worte, stürmen die Beiden aus der Gilde. Das Dorf Toboe ist
mit dem Zug in einem Tag gut erreichbar und von dort sind es auch nur
noch ein paar Stunden Fußmarsch bis in den Wald Tsumei, Gajeel hofft nur
inständig, dass Levy bis dahin nichts zustößt.
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Kapitel 4 Gedanken
Diese Zugfahrt wird ihn noch
umbringen. Nicht nur, dass ihm ständig schlecht wird, er kann auch die
Anspannung kaum noch ertragen, die ihn wie einen Schraubstock
umschlingt, seit er erfahren hatte wo sich Levy aufhält.
Er hasst
Züge, abgrundtief, und dass die Bahn, die sie so dringend brauchen um
für ihre Rettungsmission nach Toboe zu gelangen, auch noch mitten in der
Pampa stehen bleibt, macht den Dragonslayer wahnsinnig.
Wild vor
sich hin fluchend, keift der Magier alles und jeden an, was ihn in den
Weg kommt. Sei es der Koffer eines älteren Mannes oder die junge
Zugbegleiterin. Es ist nicht zum Aushalten. Am liebsten würde er den
ganzen Zug auseinandernehmen und zu Kleinholz verarbeiten.
Lily hat
ihn vor einer Stunde, an den Schultern gepackt und ihn auf einen freien
Fensterplatz gedrückt. Er wollte sich erst noch wehren, doch der ernste
Blick seines Partners hielt ihn davon ab.
Ein Gesichtsausdruck, der genauso aussah, wie sich der Eisenmagier fühlte.
Voller Besorgnis und zutiefst erschüttert.
Seitdem schaute er unaufhörlich auf das vorbeifließende Grün und Blau der Landschaft.
Doch
nun steht der Zug und Gajeels Stimmung ist erneut auf dem Tiefpunkt
angelangt. Mit stechendem Blick studiert er die sich ihm anbietende
Umgebung.
So furchtbar war sie gar nicht, denn vor ihnen liegt ein
schöner Wasserfall, der einen steilen Abhang hinunter fließt. Zarte,
rötliche Sonnenstrahlen tanzen auf den Schaumkronen, die sich auf den
Wasserströmungen bilden, die sich wuchtig in einem kleinen See ergießen.
Große, in der Abendsonne schimmernde Felsen durchstoßen die unruhige
Wasseroberfläche und saftige, dunkelgrüne Büsche umsäumen die kleine
Oase. Sie schirmen den Ort von dem Rest des Landes ab. Nur der große
Berg, von dem die Wassermassen stürzen, wirkt kantig und hart, doch in
dieser Atmosphäre, erscheint er wie der Wächter eines geheimen
Paradieses.
Der Anblick würde ihn in jedem anderen Moment beruhigen, doch er konnte sich einfach nicht entspannen.
Nicht solange er sie nicht in Sicherheit weiß.
>Ständig
sieht er ihr Gesicht vor sich, ihre großen, haselnussbraunen Augen und
ihre rosigen Lippen, die zu einem herzerwärmenden Lächeln gestrafft
sind. Dieses Strahlen und diese Fröhlichkeit, welche ihr Auftreten
versprühen.
Und hinter ihr sieht er nur eine schwarze Wand, die auf
sie zu rollt. Just in diesem Augenblick, wirft die junge Scriptmagierin
einen Blick über ihre Schulter.
Mit verschreckter Miene fixiert sie
seine Augen, ihr Ausdruck ist geprägt von Furcht. Sie schmiegt sich an
ihn und vergräbt ihr Gesicht in seinem Shirt. Er spürt wie sie zittert
und sich immer näher an ihn drängt. Tränen benetzten seine Brust und er
hört ihr leises Wimmern.
Kochend vor Wut fährt er herum und mit
einem Ruck dreht er sich vor sie, stellt sich der Dunkelheit in voller
Größe entgegen. Im Hintergrund hört er sie nur schreien, als er sich
kampfbereit in das schwarze Nichts stürzt.
Er würde alles für sie geben.<
Ein
Zucken durchfährt seinen Körper. Schlaftrunken reibt er sich die Augen
und als er seine Aufmerksamkeit zum Fenster lenkt, bemerkt er, dass es
bereits Nacht geworden ist. Wenigstens hat sich der Zug wieder in
Bewegung gesetzt. Er muss eingeschlafen sein. Tief seufzend richtet er
sich langsam auf der Sitzbank auf. Sein Blick schweift durch das Abteil,
auf der Suche nach der jungen Zugbegleiterin, er wüsste nämlich zu
gerne wo sie sind.
Als er Lily bemerkt, liegt dieser ihm gegenüber
und bewegt sich arrhythmisch im Schlaf. Sicherlich träumt er von Fisch,
Gajeel muss schmunzeln.
Seit längerer Zeit ist er selbst in
seinen Träumen nicht mehr sicher vor der blauhaarigen Magierin, doch
wenn er tief in sich hineinhorcht, dann stört es ihn kaum.
Zugeben würde er das jedoch niemals.
Noch
vor ein paar Wochen, war es ihm zuwider, sich diesen Gedanken überhaupt
einzugestehen, doch dieses Bild der zierlichen Magierin mit dem
schüchternen Lächeln und den rosigen Schimmer auf den Wangen, lässt ihn
einfach nicht mehr los.
Was ist bloß los mit ihm?
Zähneknirschend
muss er sich eingestehen, dass er die Nähe zu ihr genießt. Wenn es nach
ihm ginge, dann würde sie sofort ein Mitglied seines Teams werden, dann
müsste er sich nicht ständig sorgen und hätte immer einen Grund sich in
ihrer Nähe aufhalten zu können, doch er ist sich ziemlich sicher, dass
sie Jet und Droy niemals die kalte Schulter zeigen würde.
Er mochte die beiden nicht wirklich, aber er kann verstehen, dass sie Levy so hartnäckig folgen.
Er selbst würde auch nicht anders reagieren.
Aber
was ist das für ein verdammtes Gefühl, dass sich in seinem Brustkorb
breit macht, sobald er sie sieht, oder auch nur an sie denkt.
Ist
das wirklich diese Liebe von der Mirajane ständig spricht und von der
Levy so gerne liest? Er hat ihr schon oft über die Schulter geschaut,
wenn sie ihre Nase wieder in ihren Büchern vergrub. Sie hat wirklich ein
breites Repertoire, doch am liebsten scheint sie diese Schnulzen zu
lesen.
Geschichten mit Happy End, als ob es sowas in der Realität
wirklich geben würde. Immerhin kennt er sich da aus, er ist schon einmal
verlassen worden, von Metallicana. Von dem Wesen, welches er am meisten
brauchte und welches ihm am meisten bedeutete.
Ein heftiges
Schnauben entweicht ihm. Nein, er würde niemals seine Gefühle zugeben,
denn dann kann man auch nicht verletzt werden.
Vor allem glaubt er
nicht daran, dass sie sie jemals erwidern würde. Wie könnte sie auch, er
hat sie immerhin schrecklich zugerichtet, damals. Doch im nächsten
Moment schiebt sich Gajeel eine andere Szene ins Gedächtnis, die die
böse Erinnerung überdeckt.
Ihre tränenunterlaufenden Augen, als sie sich über ihn beugt, ihn hochzieht und ihn zum Lager trägt.
Schwerverletzt
lag er auf dem Boden der Insel, nach dem Kampf mit den beiden
Grimmoreheart Magiern und nur der Gedanke an sie, gab ihm die Kraft
durchzuhalten. Das Eisen, das sie ihm zauberte, schmeckte wunderbar und
war darin nicht sogar ein Herz verborgen?
Grummelnd lehnt sich
Gajeel wieder auf der Bank zurück. Er ist sich ziemlich sicher, dass sie
ihre Schriftzüge häufig mit Formen und Ornamenten verziert, aber
vielleicht hatte das ja wirklich was zu bedeuten. Über diesen Gedanken
schließt er wieder seine Augen und fällt in einen traumlosen Schlaf.
Lily
blinzelt. Endlich ist Gajeel wieder eingeschlafen. Er weiß genau, wie
sehr sich sein Partner um die Blauhaarige sorgt, doch ist der Drache
nicht der Einzige in diesem Zug, der Levy retten will.
Tief seufzend
lehnt sich der kleine Kater auf dem Sitz zurück und blickt nach
draußen. Sie fahren ziemlich schnell, nur mit zusammengekniffenen Augen
kann Lily die Umgebung erkennen.
An ihnen vorbei fliegen blaue
Kornblumenfelder, dunkle, grüne Wälder und strahlende kleine Anlagen mit
riesigen Sonnenblumen, doch genießen kann der schwarze Exceed die Natur
nicht.
Erneut seufzt er schwer, der Blick aus dem Fenster wird nun wieder unscharf und die bunten Farben vermischen sich.
Das
Bild einer kleinen Scriptmagierin zeichnet sich nun klar auf der
Fensterscheibe ab. Ein Moment, in dem sie ihn anlächelt und dem Kater
ihr schönstes Strahlen präsentiert. Er kann sich noch genau erinnern, an
diesem Tag hatte er sich das erste Mal alleine ohne Gajeel in die Gilde
getraut. Laut quietschend hatte Levy sich auf ihn gestürzt und das
weiche Fell zwischen seinen Ohren gestreichelt. Ohne ein Blatt vor dem
Mund zunehmen, erzählte sie ihm wie sehr sie sich für Gajeel und ihn
freut, dass sie sich als Team zusammengefunden haben.
Sie hörte gar nicht mehr auf zu plappern und lachte herzlich, die ganze Zeit über hörte sie nicht auf ihn zu kraulen.
Als
er ihr endlich widerstehen konnte und sich aus ihrem Klammergriff
befreite, grinste sie von einem Ohr zum anderen. Leise schmunzelnd
schnaubt der Exceed, er hat sie unheimlich gern.
Nachdem sein
Partner ihn aufgeklärt hatte, in was für einer Gefahr sich Levy
befindet, wurde Lily heiß und kalt. Sein Magen schien sich umzudrehen
und seine kleinen Fäuste ballten sich vor Wut. Der Drang zu brüllen und
irgendetwas kurz und klein zu schlagen erwies sich als hartnäckig, doch
in der Gilde wollte Lily nicht ausrasten und außerdem ist Gajeel der
Teil des Teams, der für sinnlose Zerstörung zuständig ist und nicht er.
Also folgte er nur seinem Partner und nahm sich vor, ihn zu
unterstützen.
Sie werden Levy schon finden und sie daraus holen,
da ist er sich sicher. Dafür wird er sich den Arsch aufreißen. Gajeels
Sprachmuster scheint auf den sonst so ruhigen und gelassenen Kater
abzufärben. Der Exceed schluckt schwer und schließt die Augen. Die
aufkommenden Bilder seiner Freundin versucht er zu unterdrücken um im
Schlaf Kraft für seine Mission zu tanken.
Ihre Rettungsmission.
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Kapitel 5 Männlich (Bonuskapitel Elfman/Evergreen)
Es ist
zehn nach drei Uhr am Nachmittag. Ungeduldig sitzt die brünette
Magierin auf dem Barhocker und rührt genervt mit dem Strohhalm in ihrer
Cola herum.
Dieser Berg von einem Mann ist noch nicht da, obwohl sie
ihm gedroht hatte, ihn zu Stein zu verwandeln, falls er sich verspäten
sollte. Sie schmunzelt, wahrscheinlich ist das sein Ziel, er hat nur
keine Lust auf das stundenlange herumstehen bis Sergio mit der Statue
von ihm fertig ist.
Für einen kurzen Moment betrachtet es Evergreen
tatsächlich als Möglichkeit, doch kopfschüttelnd verwirft sie den
Gedanken wieder.
Sie würde es nie zugeben, aber wahrscheinlich würde
er ihr fehlen, wenn sein Gebrüll die Stimmung in der Gilde nicht mehr
anheizt.
Was ist nur aus ihr geworden? Seit den Kämpfen auf
Tenrou Jima versucht sie mit aller Kraft, Elfman aus ihren Gedanken zu
verbannen, doch es hilft alles nichts. Vor ein paar Tagen hat er sie
heimlich im Mädchenwohnheim besucht und es hätte auch alles wunderbar
geklappt, wenn er nicht ihre Statue von Adonis kaputt gemacht hätte. Ihr
lag sehr viel an dieser marmorierten Figur, denn ihr Freund Sergio hat
sie eigens für sie angefertigt.
Ein schiefes Grinsen stiehlt sich
auf ihre Wangen. Der Gedanke daran, jetzt nachts nicht mehr von Adonis,
sondern von einem steinernen Elfman beschützt zu werden, gefiel ihr
irgendwie.
Mit einem lauten Krachen poltert die Eingangstür zur
Gilde gegen das steinerne Gemäuer. Das Holz krächzt verdächtig und als
sie hinter dem eingetretenen Mann wieder zurück ins Schloss fällt, kann
man deutliche Absplitterungen im Lack erkennen.
Abgehetzt rennt die
dunkle Gestalt auf Evergreen zu, deren Lächeln einem leicht geschockten
Ausdruck gewichen ist. Schwer schnaufend kommt Elfman vor ihr zum
Stehen, seine Hände auf seine Knie gestützt und nach Luft ringend.
„Wie
siehst du denn aus?“ Evergreen starrt ihn fassungslos an. Als Elfman an
sich herunterschaut, erkennt er auch sofort den Grund. Ihm fehlt das
T-Shirt. Seine Wangen färben sich schlagartig rot und er stammelt
„Sportmachen… fürs Modelstehen eine gute Figur machen… Zeit…“
Um sich zu sammeln schließt der große Mann seine Augen und genießt ein paar tiefe Atemzüge.
„Ich
hab noch ein wenig trainiert, damit ich für deine Statue auch ein
tolles Modell bin und hab darüber die Zeit vergessen.“ Er reiht seine
Worte sorgsam aneinander, denn er ist zu nervös, besonders wenn
Evergreen ihn so anstarrt.
„Und da hab ich wohl mein T-Shirt
vergessen“ als er seinen Vortrag beendet, der eigentlich seine
Verspätung entschuldigen soll, traut er sich kaum Evergreen anzusehen.
Er weiß wie sehr sie es hasst zu warten. Doch sie sieht ihn immer noch
mit offenem Mund an und um ihre Nase hat sich ein leichter Rotschimmer
gebildet
„Training ist männlich“, zieht er sie auf.
Der
Weißhaarige liebt es, wenn sie sich künstlich über ihn aufregt. Dann
kräuselt sich ihre Nase nämlich so süß und ihre Augen bekommen einen
eigentümlichen Glanz. Bei diesem Gedanken konnte Elfman nicht
verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss. Er sollte wirklich
damit aufhören sich dauernd wegen ihr den Kopf zu zerbrechen.
So
gelassen wie möglich geht er an ihr vorbei und schlendert zur Theke,
hinter der sich Mirajane und Lisanna belustigten und eindeutige Blicke
zuwerfen. „N‘ Bier bitte“, nuschelt der Takeover-Magier und stürzt das
goldgelbe Getränk in einem Zug herunter. Evergreen hat derweil ihren
Platz verlassen und ihre Cola vor Mira auf den Tresen abgestellt.
„Ist
keine Kohlensäure mehr drin.“, brummelt die selbsternannte Fee
kleinlaut, ohne die Strauß-Geschwister auch nur anzusehen und schickt
sich an, die Gilde zu verlassen. Bemüht ihr Kinn nach oben zu halten und
ihre Schultern zu straffen, stolziert sie aus der Pforte hinaus an die
frische Luft.
Was denkt sich dieser Kerl nur dabei, so auffällig in
die Gilde zu rennen und sich dabei noch nicht mal richtig anzuziehen. Er
ist doch nicht dieser Eisbubi, sondern ein richtiger Mann.
Zugegeben,
Elfmans muskulöse, nackte Brust hat sich immer noch nicht aus ihren
Gedanken gestohlen und ihre Wangen leuchten immer noch tomatenrot.
„Was
grinst ihr so schadenfroh?“ Gelassen zu bleiben, ist leichter gesagt,
als getan. Eigentlich soll die Gilde nämlich nicht mitbekommen, dass er
heute eine Verabredung mit Evergreen hat.
Doch das hat er mit seinem Aufritt grade gründlich verbockt. Wobei, es ist ja kein Date oder sowas, im Gegenteil:
Er soll für ihren alten Kumpel Modell stehen.
Es
wundert ihn, warum sie sich grade ihn zum Modelstehen ausgesucht hat.
Sicher, er hat die Figur kaputt gemacht, aber er hat ihr auch angeboten,
ihr eine neue zu kaufen. Eine, die genauso aussieht wie die Alte. Was
will sie also mit IHM?
Bei diesem Gedanken klopft sein Herz. Es
fühlt sich an, als würde es eine Salsa Party in seiner Brust feiern.
Betont männlich knallt er seinen leeren Bierkrug auf den Tresen und
brummt seinen Schwestern ein „Bis heute Abend“ zu, dann verlässt er die
Gilde ebenfalls.
„Hat ja auch lang genug gedauert“ Evergreen
tritt hinter einem Baum hervor und blinzelt ihn durch ihre Brille
hindurch an. Entschuldigend hebt Elfman seine Hände und schließt zu ihr
auf.
„Soll doch keiner merken…“
Gemeinsam spazieren sie zum
Park am Osttor. Dieser ist zwar kleiner als der am Südtor und auch nicht
so gut besucht, aber er ist mindestens genauso schön.
Die Umzäunung
ist bewachsen mit kleinen roten Heckenröschen und der Weg, der durch
ihn hindurchführt, ist mit weißen, kleinen Kieselsteinen belegt. In
einer etwas abgelegenen Ecke wartet bereits ein junger Mann auf die
beiden Magier.
Er begrüßt sie freundlich und fängt an, sich vorzubereiten.
„Ich
bin Sergio, freut mich dich kennenzulernen. Evergreen sagte du wirst
heute mein Modell sein“ grüßt Sergio in einem überschwänglichen Tonfall
und grummelnd bejaht Elfman diese Aussage. Ever schien ihm nicht
verraten zu haben, dass sie ihn dazu zwingt und er sich Schöneres
vorstellen kann.
Mit flinken Händen legt der Künstler eine schwarze,
große Baumwolldecke auf dem Rasen aus und platziert einen großen,
marmorierten Steinklotz auf ihr.
Elfman schaut ihm nur verwundert zu.
Der
Kerl ist klein und wirkte schwächlich, doch er bewegt den riesigen
Stein mit einer Leichtigkeit, als sei dieser aus Pappmaschee.
Eins,
zwei, drei… Sieben verschiedene kleine Stemmeisen, ein paar Pinsel und
einen feuchten Lappen legt Sergio penibel genau neben sein
Arbeitsmaterial und widmet sich dann Elfman. Er dirigiert den Koloss in
den Halbschatten und entwickelt gemeinsam mit Evergreen eine passende
Pose.
„Ab jetzt bitte nicht mehr bewegen.“
Mit einem
diabolischen Grinsen setzt sich die Brünette auf eine kleine, weiße
Holzbank, die rechts neben den beiden Männern in der Sonne steht und
schließt die Augen. Die warmen Strahlen wärmen ihr Gesicht und mit einem
leichten Lächeln entspannt sie sich.
Es dämmert und Elfman wird
immer unruhiger. Seine Arme und Beine tun ihm weh und seit einer halben
Stunde hat er das Bedürfnis sich an der Nase zu kratzen. Nicht eine
kleine Pause hat Sergio ihm gegönnt, er durfte nicht einmal zur
Toilette. Lauthals lachend krümmt sich Evergreen auf ihrer weißen Bank
und als Elfman ihr einen Todesblick zuwerfen will, erntet er nur
Gemecker seitens des Bildhauers.
Er wird dieses Weibsbild umbringen, sobald er sich wieder bewegen darf. Das hat er sich fest vorgenommen.
Als
die Sonne endgültig untergegangen ist und die kleinen Lampen den Park
in ein romantisches Licht tauchen, setzt Sergio zu seinen letzten
Handgriffen an. Das Geräusch des Schmirgelpapiers ist kaum zu hören und
nachdem er die Statue einmal feucht abgewischt hat, nickt er Evergreen
zufrieden zu.
Zügig stellt diese sich hinter ihn und ist überrascht
von der Genauigkeit, mit der ihr Bekannter, Elfman in Marmor verewigt
hat.
Jede Falte seiner weiten Stoffhose und jeder Schatten seiner
ausgeprägten Muskulatur ist fein ausgearbeitet. Sie muss sich stark
konzentrieren, um den Rotschimmer und den schneller werdenden Herzschlag
zu unterdrücken.
Perfekt.
Zufrieden schlendert Evergreen
neben Elfman her. Nachdem er die Statue in ihr Zimmer getragen hatte,
haben sie sich noch gemeinsam zur Gilde aufgemacht. „Wenn diese Statue
jemals einer zu Gesicht bekommt…“, setzt Elfman an, doch die Brünette
schneidet ihm das Wort mit schallendem Gelächter ab
„Dann wüssten die doch, dass ich dich mag und das werde ich so schnell nicht zulassen.“
Elfman
poltert in ihr Gelächter ein. Es ist ihm ganz recht, dass niemand von
ihrer Beziehung weiß, so braucht er sich jedenfalls nicht den ständigen
Ratschlägen seiner Schwestern aussetzten. Und auch vor Macao und Wakaba
ist er dadurch erstmal geschützt.
Als sie der Gildentür näher kommen, bleibt Elfman stehen
„Ladies
first, ich komme in fünf Minuten nach“ Evergreen strahlt ihn an und
nimmt ihren Weg kommentarlos wieder auf. Vor der Pforte angekommen setzt
sie ihren mürrischen Blick auf, schaut in ihren kleinen
Handtaschenspiegel und betritt den Schankraum.
Wie gewöhnlich herrscht eine ausgelassene Stimmung, da aber Team Natsu unterwegs ist, ist es etwas ruhiger als sonst.
Sie kann Gajeel an seinem Stammplatz entdecken und auch die geknickt wirkende Gestalt von Juvia springt ihr sofort ins Auge.
Bixlow
und Fried winken ihr grinsend von der Galerie des ersten Stockes zu.
Mit ernster Miene bestellt sie bei Mira eine Minzcola und drei Schnaps
und mit dem Tablett auf ihrer Hand balancierend, steigt sie die Stufen
hinauf zum Team Raishinshu.
Versprochene fünf Minuten später, stapft lächelnd Elfman in die Gilde und setzt sich zu seinen Schwestern.
°°°
Mit schreckgeweiteten Augen und offenem Mund schaut Elfman Gajeel hinterher, als dieser wutentbrannt aus der Gilde stürmt.
Tsumei,
dieser Wald ist auch ihm geläufig. An einer Felswand, nur wenige
Kilometer weiter, hatte er damals im Beast Take Over seine kleine
Schwester fast getötet. Der große Magier beginnt bei dieser Erinnerung
leicht zu zittern, als er eine schmale, warme Hand auf seiner Schulter
spürt. „Ever…?“
Geschockt von der Reaktion des Eisendragonslayers hat
das Team Raishinshu die Empore verlassen und sich mit gesenkten Köpfen
und sorgevollen Blicken zu den anderen Gildenmitgliedern gesellt.
„Das
ist furchtbar.“ Evergreens Stimme klingt gefasst, doch die Besorgnis
ist in ihrer Haltung deutlich sichtbar. Das zierliche, blauhaarige
Mädchen, verdient in ihren Augen als Einzige wirklich den Titel der Fee,
denn ihre zarte Erscheinung gleicht den Beschreibungen, die in den
Märchen immer wieder erzählt werden.
„Ob Gajeel es alleine
schafft?“ Fried macht sich ebenfalls Sorgen um Levy. Er mag sie gerne,
nicht zuletzt, weil sie ihn immer um Rat fragt, wenn sie mit ihrer Magie
nicht weiterkommt. Er war es auch, der sie damals, als sie klein war,
auf die Schriftmagie aufmerksam machte. Denn schon da bemerkte er, wie
klug und belesen sie schon im Kindesalter war.
„Ach was, das ist
ein Monster, der wird den Wyvern und den Wölfen schon in den Arsch
treten und den Sonnenschein schon wieder herbringen!“ Bixlow ist der
Einzige, der sichtlich entspannt ist und klopft seinem Team aufmunternd
auf die Schultern. Er weiß wie stark Gajeel ist, denn er hat schon
einige heimliche Trainingsrunden mit ihm und dem schwarzen Exceed hinter
sich.
Elfman schaut in die besorgten Gesichter seiner Freunde und seiner Schwestern. Er hasst es sie so zu sehen.
„Rettungsmissionen sind männlich“
Bixlows
Zuversicht färbt auf den Weißhaarigen ab und mit gequälten Lachen heben
die Gildenmitglieder ihre Krüge in die Luft, „Kanpai!*“ und nach und
nach nimmt der Abend in der Gilde seinen gewohnten Verlauf.
„Gajeel ist ein Mann…“
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Kapitel 6 Wyvern Kurono
Schlaftrunken reibt sich Levy die Augen. Es ist immer noch finstere Nacht, die dritte in Folge.
Mühsam
rappelt sie sich von ihrem Schlaflager auf. Das Feuer knistert leise
und ihr Blick wandert durch die Höhle. Auf den kahlen Steinwänden tanzen
die Schatten mit dem Licht der Flammen einen langsamen Walzer.
Levy fröstelt.
Draußen
regnet es. Leider handelt es sich dabei nicht nur um einen leichten
Schauer, sondern ganze Massen an Wasser prasseln auf die harten Felsen
und den Wald der vor ihr liegt.
Aus ihrer Position kann sie sehen,
wie die Welt draußen untergeht. Kleine Hagelkörner springen mit
Leichtigkeit auf den unebenen Steinen auf und nieder, bevor sie vom
abfließenden Regenbächen davongespült werden.
Levy seufzt tief.
Sie fühlt sich wie eines dieser Hagelkörner. Verloren und ohne Halt.
Keiner
ihrer Freunde ist bei ihr, niemand. Sie ist gefangen in diesem Wald,
aus dem sie keinen Ausweg findet und in dem unendliche Gefahren lauern.
Drei Nächte ist es mittlerweile her, für ihren Geschmack eine viel zu lange Zeitspanne.
Sie
erhebt sich langsam von ihrem Lager und tapst den kühlen Höhlenboden
entlang zur Öffnung. Ihre Hand wird schlagartig nass und kalt, als sie
diese in den prasselnden, kühlen Regen hält.
Sie möchte sich ablenken, vor ihrer Angst, niemals wieder einen Fuß aus der grünen Hölle setzen zu können.
Sie
hat den Weg aus dem Wald heraus immer noch nicht gefunden und kommt zum
Schlafen nun immer wieder in die Felsspalte zurück. Dank ihrer Runen
fühlt sie sich einigermaßen sicher.
Doch was in den letzten Tagen geschehen ist, verstärkt ihre Furcht nur mehr, ihre Freunde vielleicht nie mehr zu sehen.
Mit verschleiertem Blick starrt sie in die orange-goldenen Flammen.
~
Gestern verließ sie die Höhle bereits am frühen morgen.
Seichte
Nebelschwaden bedeckten den grünen Wald und er wirkte unheimlicher denn
je. Ihre Füße trugen sie über den weichen Erdboden immer weiter in das
Geäst und Gebüsch.
Der Geruch von schimmelnden Laubbergen und frischem Moos drang in ihre Nase und sie atmete tief ein.
Die Luft war warm und sie versuchte die Kälte, die sich in ihr aufgestaut hatte, mit ihr zu vertreiben.
Stundenlang
irrte sie durch die Büsche und Sträucher, die kleine schmale
Kratzspuren auf ihren nackten Armen und Beinen hinterließen, als sie
plötzlich ein lautes Gebrüll hörte.
Es echote in ihr und
erschütterte sie durch Mark und Bein. Ihr Körper fror zu Eis und starr
blieb sie mit offenem Mund auf einer kleinen Lichtung stehen.
Erst
als die warmen Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laubdach des Waldes
schienen, auf ihrer Haut tanzten und eine gewisse Wärme auf ihr
hinterließen, traute sie sich wieder zu atmen und sich wieder in
Bewegung zu setzten.
Obwohl ihr Geist sich schreiend und alarmierend
dagegen wehrte, lief sie in die Richtung aus der sie die Geräusche
gehört hatte, doch als sie auf eine freie Fläche kam, sah sie nichts.
Nichts als Bäume die umgeknickt waren, als seien sie Zahnstocher und eine Schneise der Verwüstung.
Levy ballte ihre Faust vor ihrer Brust und wagte nicht einen Atemzug zu tun.
Genau
vor ihren Augen ergoss sich eine Blutlache und an den Resten von Fell
konnte sie erkennen, dass hier ein Kampf zwischen zwei Tieren
stattgefunden haben muss.
Sie beugte sich zaghaft hinunter, um die
herumfliegenden Fellbüschel genauer zu betrachten, sie waren weich und
die blutigen Tümpel waren groß genug, dass das tote Tier wahrscheinlich
die Größe eines ausgewachsenen Hundes haben müsste.
Ihr Körper begann zu zittern und eh sie es sich versah trugen sie ihre Beine wieder zurück, in den tiefen Wald hinein.
Was für ein Monster hat das nur getan?
~
Eine kleine Träne kullert ihre Wange herab.
Ob sich ihre Freunde bereits um sie Sorgen machen?
Ob er sich Sorgen macht?
Vielleicht
hat man ja einen Suchtrupp ausgesendet. Schniefend kratzt sich die
zierliche Blauhaarige den Nacken. Selbst wenn es einen solchen gäbe,
würde dieser sie wahrscheinlich eh niemals finden.
Was ist sie auch so dumm, sich zu verlaufen?
Aus
der kleinen Träne sind mittlerweile ganze Sturzbäche geworden. Die
kleine Magierin zittert wie Espenlaub und ihre Kehle fühlt sich an, als
ziehe man einen alten Strick darum fest zu.
Sie will mutig sein,
doch heute, jetzt in dieser dunklen Nacht, kann sie nicht mehr. Sie will
nicht mehr. Ihre Nerven sind am Ende.
Und im Prasseln des Hagels kann man sie schreien hören.
Zaghaft
suchen sich kleine Sonnenstrahlen den Weg zwischen die Felsspalten und
kitzeln der schlafenden Magierin die Nasenspitze.
Als sie ihre Augen
aufschlägt und sich langsam aufrichtet, bemerkt Levy, dass sie immer
noch am Höhleneingang auf den Steinen sitzt. Sie ist wohl eingeschlafen.
Mit zitternden Knien begibt sie sich zu ihrer roten Tasche und kramt
ihr letztes Brötchen heraus.
Sie kann selbst nicht fassen, wie lange
sie mit ihrem Proviant aushalten konnte, doch sie ist froh, jetzt nicht
auch noch Nahrung suchen zu müssen.
Vor einer kleinen Pfütze mit
klarem Wasser lässt sie sich auf die Knie sinken und wäscht sich das
Gesicht und die Arme. Danach tritt sie aus ihrem Unterschlupf heraus.
Heute wird irgendetwas passieren!
Woher sie dieses Wissen nimmt? Es ist einfach ein Gefühl, welches ihren Körper durchzieht.
Voller
Tatendrang schultert die Scriptmagierin ihre Tasche und verschwindet im
dichten Unterholz des Waldes. Sie will nochmal zu der Stelle, an der
scheinbar ein Kampf stattgefunden hatte.
Vielleicht kann sie dort
Hinweise auf einen Waldausgang finden, oder zumindest auf die Wölfe,
sodass sie ihren Auftrag ausführen kann.
Eine Stunde später betritt
sie den Schauplatz. Das Blut, das sie dort bei ihrem letzten Besuch
gesehen hatte, hat der Regen weggespült und auch die vielen kleinen Äste
und umgerissene Sträucher sind großen Pfützen gewichen oder im
matschigen Erdboden untergegangen.
Levy blickt sich ziellos um. Was soll sie nun tun?
Ihre Anhaltspunkte sind alle weg, als sie ein Geräusch hinter sich hört.
Zielsicher
greift sie in ihre Tasche und schnappt sich ihren magischen
Runenschreiber, doch da sieht sie aus dem Dickicht heraus schon eine
große Gestalt auf sie zuschießen.
Kreischend kann sie mit einem
Hechtsprung ausweichen und rappelt sich in Sekundenschnelle wieder hoch.
Was sie vor sich sieht, raubt ihr erneut den Atem.
Es ist ein
Wyvern, ein drachenähnliches Monster. Es ist vollkommen schwarz
geschuppt, nur seine Klauen und seine Augen leuchten flammenrot.
Ihr
Magen dreht sich und sie versucht das Gefühl der Übelkeit zu
unterdrücken. Das Monster bleckte die Zähne. Sie glänzen schneeweis und
sie sind rasiermesserscharf.
Ein Schrei verebbt in ihrer Kehle, als der Wyvern wieder auf sie zuschießt.
Ein
Kurono, sie hat zwar schon viel von ihnen gelesen, den stärksten
Wyvern, die es auf der Welt geben soll, doch sie hätte nie geglaubt, mal
einem gegenüberzustehen.
Die Klauen des Monsters erwischen Levy am
Arm. Sie beißt sich auf die Unterlippe und versucht weiter tapfer
auszuweichen. Blut fließt ihren Arm hinunter, doch das Gefühl des
Schmerzes ignorierend hievt sie beide Hände in die Höhe
„Solid Script: Fire“ der Feuerball trifft den Kurono an der rechten Klaue, hinterlässt jedoch keinen Kratzer.
Ein weiterer Hechtsprung verhindert, dass Levy von den scharfen Zähnen des Wyvern gepackt wird.
Unsanft rollt sie über den Waldboden.
„Solid
Script: Wall“ Zum Schutz lässt sie einen Schutzwall erscheinen, der ihr
wenigstens ein paar Minuten Zeit zum überlegen und verschnaufen lässt.
„Solid
Script: Gunshot“ eine Salve kleiner, metallener Kugeln trifft den
Kurono am rechten Auge und tatsächlich kann Levy eine kleine Wunde
erkennen.
Im nächsten Moment wird jedoch ihre kleine Mauer
eingerissen und der Schwarze bohrt seine Krallen in die Brust der
blauhaarigen Magierin.
Ein spitzer Schrei entfährt ihr, bevor ihr schwarz vor Augen wird und sie das Bewusstsein verliert.
„Gajeel…“
_________________________________-
Kapitel 7 Rettung in letzter Sekunde?
Schweigend sehen sich die beiden Partner an. Vor ihnen erstreckt sich eine Wand aus tiefgrünen Bäumen und dichten Büschen.
Es
hat die ganze Nacht geregnet, doch sie haben sich davon nicht stören
lassen und sind immer weiter gelaufen. Nun, am frühen Mittag, haben sie
endlich den Wald Tsumei erreicht.
Nasse Haare kleben Gajeel im Gesicht und mit einer abwesenden Handbewegung wischt er sich die Strähnen aus dem Sichtfeld.
Auch
Lilys Fell sieht strubbelig aus. Nachdem er sich die Regentropfen
ausgeschüttelt hatte, steht es nun in alle Richtung ab. Doch das ist
beiden jetzt nicht wichtig.
Sie sind auf einer Mission.
Gajeel
zieht scharf die Luft tief ein und versucht Levys Geruch aus ihr zu
filtern. Er schließt die Augen und konzentriert sich nur auf diesen
federleichten, frischen, Duft, dem eine zarte Himbeernote zugrunde
liegt.
Ein paar Minuten verharrt der Dragonslayer in seiner
Position, bis er sich zu seinem Partner dreht und ihm mit einem Nicken
deutlich macht, dass er sie gefunden hat. Ein erleichtertes Seufzen
entfährt Lily, als sich das Team in Bewegung setzt.
Denn dass er sie wittern kann, bedeutet doch, dass sie noch lebt, oder?
Gajeel formt seinen rechten Arm in eine Machete und senst alles ihm in den Weg kommende Gestrüpp kurzer Hand kurz und klein.
Der Exceed bleibt seinem Partner dicht auf den Fersen.
Sie
schlagen sich schon seit ein paar Stunden durch den Wald, als sie auf
eine steile Felswand stoßen. Wie eine Mauer schießt diese direkt vor
ihnen aus dem Boden. Gajeel deutet hinauf,
„Dort oben.“
Sein Partner nickt nur.
Endlich haben sie Levy gefunden.
Der
Exceed verwandelt sich in seine Kampfform und packt seinen Freund an
den Schultern. Mit ausgebreiteten Flügeln erhebt er sich und fliegt an
den Steinen hinauf.
Ein paar Meter weiter oben setzt er den
Dragonslayer auf einem Vorsprung ab. Dieser nickt nur, zum Dank, aber
auch um seinem Kater anzuzeigen, dass sich hinter dieser Spalte Levy
befinden muss.
Mit hoch erhoben Köpfen, bereit Levy die Leviten zu lesen, schreiten sie auf die Öffnung in der Felsmauer zu.
Ein Leuchten.
Ein Knall.
Beide kommen abrupt zum Stehen, sichtlich unzufrieden und definitiv nicht freiwillig.
Eine Runenwand entsteht vor ihren Augen. Gajeel brummt und grollt
„Levy wir sind’s, komm da raus!“
Nichts regt sich.
„Levy!“ der Drache wird nun noch etwas lauter.
Nichts passiert, keine Antwort, keine Levy.
Ungeduldig
schlägt er mit seinen Fäusten auf die magische Barriere ein. Was treibt
sie nur für ein Spiel mit ihm? Er ist krank vor Sorge und sie
interessiert das nicht einmal?
Immer heftiger wirft sich der Eisenmagier gegen die Runen, die ihm den Weg versperren.
Lily stiert nur entsetzt auf seinen Partner.
„Mach was!“ Brüllt ihn dieser an.
Mit
einem Kopfschütteln versucht der schwarze Kater einen klaren Gedanken
zu fassen. Er begibt sich in Kampfposition und nickt seinem Partner zu.
„Bei drei…“ er zückt sein Schwert und auch Gajeel verwandelt seinen Arm wieder, diesmal in einen Rammbock.
Gleichzeitig treffen die Angriffe die Runenwand, die tatsächlich nachgibt und ihnen den Durchgang in die Höhle gewährt.
Suchend blickt sich der Dragonslayer um.
Der
Duft ist sehr prägnant, doch keine Levy ist zu sehen. Sein Blick
wandert auf das erloschene Feuer und das kleine Nachtlager aus Laub und
einer alten Decke, das sich daneben befindet.
Sein Innerstes
verkrampft sich, als er seine Augen erneut schließt. Lily fixiert seinen
Partner kurz, bevor auch sein Blick durch die Höhle schweift.
Als
er das Lager sieht muss er unweigerlich schmunzeln. Diese Technik hat
sich die Scriptmagierin definitiv bei Gajeel abgeschaut, denn das Laub
war fein säuberlich von allen Ästchen befreit, sodass es eine
wunderbare, nicht piekende Matratze abgibt und selbst die Decke kommt
dem Exceed bekannt vor.
Seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf den Dragonslayer, als dieser laut seufzend die Augen öffnet.
„Sie
muss hier gewesen sein, aber warum ihr Duft noch so stark vorherrscht,
kann ich mir nicht erklären“ wieder schweift sein Blick suchend über den
Höhlenboden, als er etwas Kleines und Schmales in der Ecke liegen
sieht.
Er bückt sich und hebt ein rotes Haarband auf. Seine Nase
darin vergrabend, zieht er tief die Luft ein, bevor ein ersticktes
Stöhnen seine Kehle verlässt.
Man Zwerg, wo steckst du?
Betreten
verlässt das Team die Felsöffnung und Lily fliegt mit Gajeel wieder zum
Waldboden hinab. Der Drache zeigt schräg nach rechts
„Aus der Richtung kann ich sie auch riechen“ Beide setzen sich zügig in Bewegung.
Während
Gajeel wieder die Führung übernimmt und ihnen mit der Machete eine
Schneise durch den dicht bewachsenen Wald schlägt, fällt Lilys Blick auf
sein Handgelenk.
Wieder kommt er nicht herum, trotz dieser verzwickten Situation ein leichtes Grinsen aufzusetzen.
Da
hat sich sein Partner doch tatsächlich die rote Haarschleife von Levy
umgebunden. Er will grade den Kopf schütteln, als ihn ein spitzer Schrei
aufschreckt.
Eiskaltes Blut fließt schlagartig durch die Adern des kleinen Exceed, der verstört seinen Partner sucht.
Dieser
ist bereits losgesprintet, das Peitschen der Büsche auf seiner Haut
ignorierend und Lily spürt, wie angespannt jeder einzelne Muskel im
Körper seines Freundes ist.
Dem Kater geht es nicht anders.
Das nächste Bild lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
Hinter einer hohen umgestürzten Eiche sehen sie Levy am Boden liegen, völlig regungslos.
Nur ein Keuchen verrät, dass sie noch bei Bewusstsein ist.
„Ich
hab dir doch gesagt, dass du an meiner Seite bleiben sollst“ grollt der
Dragonslayer, als er endlich bei Levy angekommen ist.
Lily hilft der zittrigen Magierin auf die Beine und stützt sie.
„D-d-danke“ Kaum zu hören haucht sie geschafft und lässt sich von dem Exceed aus der Gefahrenzone leiten.
Erschöpft
sinkt sie auf einer Baumwurzel nieder und nachdem sie dem Kater
zugenickt hat, eilt dieser in seiner Kampfform wieder seinem Partner zu
Hilfe.
„Was’n das für’n Vieh?“
Der Exceed hat noch nie so etwas Großes gesehen.
„Kurono
- ein Wyvern der Drachenklasse. Seine schwarzen Schuppen sind hart wie
Stahl, seine Zähne rasiermesserscharf und die roten Klauen heiß wie
Lava, also genau die Art von Gegner die ich brauche“
Während der Erklärung setzt Gajeel zu seinem ersten Angriff an, doch scheitert an der harten Schutzschicht des Monsters.
Lily
schüttelt leicht lächelnd den Kopf und amüsiert sich über die
Kampflustigkeit seines Partners. Doch er staunt auch nicht schlecht über
die Erscheinung seines Gegners und kann grade noch der Klaue
ausweichen, die auf ihn zu schnellt.
Levy beobachtet
verzweifelt, wie sich ihre Freunde wieder in einen Kampf verwickeln
lassen, der vermeidbar gewesen wäre. So wollte sie das nicht, weinend
schüttelt sie ihren Kopf.
Wäre sie nicht so sturköpfig alleine auf
diese Mission gegangen, müsste Gajeel nicht wieder sein Leben riskieren,
um sie zu retten. Tränen kullern über ihre Wangen, damals auf Tenrou
hat er das Gleiche zu ihr gesagt.
Sie fühlt sich in diesem Moment
hilfloser als jemals zuvor und schwächer denn je. Zitternd muss sie mit
ansehen, wie Pantherlily und Gajeel einen Schlag nachdem anderen
einstecken müssen, ohne wirklich Schaden anzurichten.
Es ist nicht zum Aushalten, wäre sie doch nur stärker, sowie Juvia oder Erza.
Wimmernd umklammert sie ihren Runenschreiber.
Ein leises Schluchzen erreicht sein scharfes Gehör. Er weiß genau was sie jetzt denkt.
Sie
macht sich wieder Vorwürfe, weil sie gerettet werden muss, aber
eigentlich gefällt ihm diese Rolle. Er hatte noch soviel gut zu machen,
für das was vor einiger Zeit passierte.
Außerdem werden die zarten Prinzessinnen doch immer von Drachen beschützt oder?
Er ist abgelenkt, als plötzlich ein gleißender Schmerz seine Brust durchfährt. Der Wyvern hat ihn mit seiner Klaue erwischt.
Es
brennt und er spürt Blut aus der Wunde sickern. Der Geruch des
verbrannten Fleisches seines eigenen Körpers treibt ihm die Übelkeit
hoch.
Das wird mir das Vieh büßen.
Aggressiv leuchten seine
roten Augen auf. Mit einem Ruck setzt Gajeel an und stürzt sich auf den
Kurono, der ihn jedoch mit seinem Schwanz abwehren kann.
Fuck.
Mit
einem dumpfen Ton, geht der Dragonslayer zu Boden. Nur mit großer
Anstrengung hievt sich der Schwarzhaarige zurück auf die Beine und atmet
schwer.
Das Scheißvieh ist stärker als gedacht.
Levy zögert noch einen kurzen Moment, bevor sie aufspringt. Das werden die Beiden nicht überleben, ich muss was unternehmen.
An
diesen Gedanken klammernd, beginnt sie Runen auf den durchnässten
Waldboden zu schreiben. Immer wieder geht sie die einzelnen Zeilen in
ihrem Kopf durch – wenn doch nur Fried hier wäre, der könnte sie
unterstützen.
Was sie jetzt vorhat, muss einfach klappen. Der
Wyvern ist durchs Kämpfen abgelenkt und bemerkt nicht, wie sie um den
Kampfplatz herumschleicht.
Noch drei Runen und sie schaut auf.
Entsetzt sieht sie mit an, wie Gajeel erneut in die Knie geht. Das
Monster hat ihn ganz schön erwischt, sein Shirt ist zerfetzt und überall
hat er blutige Schrammen.
Wild entschlossen schüttelt sie das Bild ab.
„Gajeel,
Lily!“, schreit sie, als sie die letzte Rune platziert. Der große Kreis
um sie und um das Monster herum, beginnt zu leuchten.
Die Augen ihrer Freunde weiten sich, sie haben nicht bemerkt, dass Levy in das Kampfgesehen eingegriffen hat.
„Diese
Runen verleihen allen Fairy Tail Magiern innerhalb des Kreises ähnliche
Fertigkeiten wie Wendys ‚Arms‘ und ‚Bania‘. Eure Verteidigung ist
gestärkt und euer Tempo erhöht.“
Ungläubig starren die Kämpfer die Scriptmagierin an…
„Los!“,
…Bevor
sie sich fangen und wieder auf das Monster losgehen. Doch trotz der
Runen, scheinen sie nicht mehr genügend Kraft zu haben.
Levy beißt sich auf die Unterlippe.
Bleibt nur noch eins.
Eine allerletzte Chance.
Langsam
setzt sie sich in Bewegung, bis sie die letzten Meter auf Gajeel zu
sprintet. „Was willst du denn jetzt hier, du Zwerg? Hau gefälligst ab,
das ist zu gefährlich für dich! So wörtlich muss du das ‚Nicht von der
Seite weichen‘ auch nicht nehmen“, grollte er ihr fluchend entgegen.
Ihre
neue Technik ist noch nicht ausgereift und sie hat sie auch noch nie
getestet, außerdem ist es ihr ein bisschen peinlich, doch sie hat keine
andere Wahl.
Sie hat nach dem ersten gemeinsamen Auftrag mit Gajeel
beschlossen, eine Magie zu entwickeln, die speziell seine
Eisendrachenmagie und ihre Scriptmagie verbindet.
Immer wieder
verfolgte sie neidisch den Erzählungen von Lucy, wenn diese über die
'Unison Raids' sprach. Und was für ein erhabenes Gefühl es sein kann.
„Vertrau mir…“
Dieser Satz wirft Gajeel völlig aus der Bahn. Was hat der Zwerg nur vor?
Im letzten Moment kann er einen Angriff des Wyvern blocken, als er Levys zarten Hände auf seinem Rücken spürt.
„Solid Script“ Sie atmet tief ein und aus. Jetzt oder nie!
„Liquid Iron“
Ein
Magiekreis bildet sich auf seinem Körper, Gajeel hat das Gefühl keine
Luft mehr zu bekommen, so erstaunt ist er von dem, was er hört, von dem
was er spürt.
Eine unbändige Macht scheint sich mit seinem Blut zu vermischen und ungeahnte Kraftreserven freizusetzten.
Seine blutroten Augen beginnen zu leuchten und sein Körper ist übersäht mit Runen.
„Unison Raid“, haucht Levy in seinen Rücken und er startet.
Jeder
Angriff trifft und in den Wunden, die er dem Wyvern zufügt, sickert
flüssiges Eisen wie Lava. Der Kurono kreischt auf, schlägt wie wild um
sich, doch Gajeel ist nicht mehr aufzuhalten.
Nach wenigen Schlägen sackt das drachenähnliche Geschöpf in sich zusammen.
„Was war das denn, das ist ja irre“
Euphorisch dreht sich der Dragonslayer zu Levy um. Schüchtern lächelt sie ihn an, ein zarter Rotschimmer auf ihren Wangen.
„Meine
neue Spezialtechnik. Das flüssige Eisen ätzt sich wie Säure in den
Feind“ Erstaunt hebt Gajeel seine nicht vorhandenen Augenbrauen und
beobachtet, wie sich die letzten Runen auf seinem Körper auflösen.
Lily, der nun wieder in seiner kleinen Form auf Levys Arm gesprungen ist, ist ebenso überrascht.
„Wahnsinn“.
Als
die zierliche Magierin vor Schmerzen aufstöhnt wird allen klar, dass
sie bei dem Kampf mehr einstecken mussten als gedacht und da bereits die
Dämmerung über den Wald hereinbricht, entscheiden sie sich, zurück zur
Höhle zu gehen.
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Kapitel 8 Erfüllter Auftrag
Gajeel beobachtet das prasselnde
Feuer, das Levy in wenigen Sekunden mit ihrer Magie herbeigezaubert
hat. Außer mit Natsu und Wendy ist ihm noch nie ein Unison Raid
gelungen, und mit den zwei Pappnasen funktioniert es vermutlich nur,
weil sie alle Drachentöter waren.
Er unterdrückt einen Seufzer.
Was macht dieser Zwerg nur mit ihm.
Er
hat sich noch nie um irgendjemanden gesorgt, doch bei ihr passiert das
ständig. Tief in Gedanken versunken schweift er zu Tenrou Jima.
Auch
da konnte er sie grade noch in letzter Sekunde retten, genau wie heute,
und auch dort hatte sie ihn mit ihrer Magie überrascht.
Damals war
es das Eisen gewesen, das ihm die Kraft gab, den Kampf mit Grimmore
Heart durchzustehen und auch heute brauchte er ihre Hilfe, um sie und
sich selbst beschützen zu können.
Er schüttelt den Kopf.
Du bist stärker, als du dir selbst zutraust Zwerg, ich bin mal wieder beeindruckt.
Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen.
Aber hatte sie ihm nicht gesagt, dass es eine spezielle Magie ist um ihn zu unterstützen?
Bei diesem Gedanken nehmen seine Wangen einen zarten roten Schimmer an.
Die macht mich noch fertig…
Sein
Blick wandert zu der Schlafstätte, auf der Levy friedlich schlummert
und auf der sich auch sein Partner Lily zusammengerollt hat.
Vorsichtig,
um niemanden zu wecken, zieht sich der Dragonslayer in den Stand und
lässt sich sanft hinter Levy auf der improvisierten Matratze nieder.
Er ist ebenfalls müde, der Kampf hat ihn mehr Energie gekostet als er zugeben würde.
Zögernd
legt er sich neben die blauhaarige Magierin. Ihr Gesicht sieht so
friedlich aus. Die warmen Flammen zaubern einen ungeahnten, sanften
Glanz auf ihre Gesichtszüge und Gajeel kann sich nicht zurückhalten.
Mit seinen Fingerspitzen streicht er ihr eine gelockte Strähne hinters Ohr. Ihr entweicht ein leichtes, zufriedenes Seufzen.
Vor Schreck zuckt der Dragonslayer ein Stück zurück, fehlt ihm grad noch, dass sie jetzt aufwacht.
Sein
Atem stockt und in seinem Magen spürt er ein ihm unbekanntes Flattern,
als er an sich herunterschaut. Levy hat ihren Arm um seine Taille gelegt
und zieht ihn immer näher zu sich heran, schmiegt ihre Wange an seine
Brust.
Er hat das Gefühl, sein Herz bleibt stehen und er wagt es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
Doch irgendwie wirkt ihre Nähe sich auch beruhigend auf ihn aus.
Zögernd
legt er ihr vorsichtig den Arm um die Schulter und schließt die Augen.
Seine Nase in ihrer veilchenfarbenen Mähne vergraben, inhaliert er ihren
Duft.
Nur heute Abend will er ihr so nah sein, und fällt in einen tiefen Schlaf.
Schmunzelnd hebt Lily seinen Kopf.
Endlich
macht sein Partner mal einen Schritt auf sie zu. Der Exceed wird auch
langsam ungeduldig. Immerhin hat sie eine Technik erarbeitet, die ihn,
und wirklich nur ihn unterstützt.
Wie viele Zaunpfähle soll sie ihm noch an den Kopf werfen?*.
Zufrieden
rollt er sich wieder zusammen und schließt seine Augen. Immer wieder
drängt sich ihm die Frage auf, warum die beiden nur so außerordentlich
blind füreinander sein müssen.
Am nächsten Morgen ist Levy
die Erste der beiden Magier, die ihre Augen öffnet. Ihr Atem setzt aus,
als sie bemerkt wo sie sich befindet.
Gajeel hat seine Arme fest um
sie geschlungen. Mit klopfendem Herzen schließt sie noch einmal ihre
Augen. Sie lehnt mit ihrer Wange immer noch an seiner muskulösen Brust,
die sich mit seinen ruhigen Atemzügen leicht auf und ab bewegt.
Mit zittrigen Fingern fährt sie die einzelnen Muskelfasern nach.
Hat sie gestern tatsächlich nicht geträumt?
Hat er sich neben sie gelegt und ihr über die Wange gestrichen?
Mit hochrotem Kopf versucht sie, in sein Gesicht zu blicken. Seine entspannten Gesichtszüge verraten, dass er schläft.
Ein leises Seufzen entrinnt ihrer Kehle.
Ihre
haselnussbrauen Augen fixieren seine Lippen. Mit ihrer freien Hand
streicht sie zart darüber, sie will ihn nicht wecken. Sein Mund formt
ein seichtes Lächeln, als sie ihn berührt, was sie unweigerlich
zusammenfahren lässt.
Doch seine Atmung bleibt gleichmäßig.
Wie gerne sie ihn jetzt küssen würde.
Bei dieser Vorstellung wird ihr heiß und kalt zugleich und ihre Wangen machen Erzas Haaren deutliche Konkurrenz.
Das würde er nie zulassen.
Mit glasigen Augen und einem leichten Seufzer versucht sie sich aus seinem Griff zu befreien, als auch er aufwacht.
„Guten Morgen“ murmelt sie und als ob er auf eine Herdplatte gefasst hätte, schreckt der Dragonslayer zurück
„Ggguten Morgen“.
Seine Anspannung ist ihm sichtlich anzumerken, was Levy ein Kichern entlockt.
Lily, der in diesem Moment mit Frühstück herein getapst kommt, kringelt sich vor Lachen auf dem Boden.
Schmatzend protestiert Levy.
„Wenn ihr schon hier seid, können wir doch noch eben die Wölfe plattmachen“
Lily
wundert sich über ihren Enthusiasmus und schaut seinen Partner fragend
an. Dem Exceed ist es recht, Levys Wunsch nachzukommen, immerhin dürfen
sie beide das Geld behalten, wenn sie nur diese Schriftrolle bekommt.
Und das Geld können sie ganz gut gebrauchen.
Bei
seinem letzten Wutanfall, Lily weiß gar nicht mehr genau warum sein
Partner so ausgerastet ist, verarbeitete Gajeel die komplette
Kücheneinrichtung zu Kleinholz. Gut, das kommt gelegentlich vor,
immerhin scheint dem Drachen das Gen für Gelassenheit zu fehlen, doch
die Anschaffung neuer Möbel stürzte die Mitbewohner in deutliche
Unkosten.
„Was denkst du, Gajeel?“
Zögernd richtet er das Wort an
den Dragonslayer. Hustend, da er sich gerade an einer Stachelbeere
verschluckt hat, mault der Angesprochene
„Ihr Zwei habt euch doch eh schon entschieden oder nicht?“
Mit einem zufriedenen Grinsen lässt sich der Kater von Levy zwischen den Ohren kraulen.
„Dann ist es also beschlossen. Wenn wir alles zusammengepackt haben, machen wir uns auf die Suche nach den doofen Wölfen“
Strahlend wirft die Blauhaarige ihren Kopf in den Nacken und schüttelt ihre Locken.
Der Zwerg ist mein Verderben.
Wortlos
hält der schwarzhaarige Magier ihr sein Handgelenk hin, an dem sich
immer noch das rote Haarband befindet. Mit geübten Fingern zupft sie es
ihm herunter und flechtet ihre Mähne zurück, sodass nur noch einzelne
Strähnen in ihr Gesicht fallen und es sanft umschmeicheln.
Um sich schauend steht sie nun vor ihm und eine leichte Röte brennt sich in seine Wangen.
Ihre schlanken Beine machen ihn noch wahnsinnig.
Außerdem
hängt ihr Kleid in Fetzen an ihr hinunter, sodass es noch kürzer ist,
als ohnehin schon. Mit einem grollenden Seufzer richtet er sich
ebenfalls auf.
„Na dann mal los“
Sie schwingt sich ihre rote Tasche über die Schulter und folgt Team Redfox aus ihrem Unterschlupf.
Mit
der verlässlichen Nase des Dragonslayers schreiten sie zielsicher durch
den Wald und mit seiner Machete, die er wieder hervorzaubert, schlägt
er aufkommende Engpässe sofort nieder, sodass sie diesmal einen
unkomplizierten Weg folgen können.
Nach zwei Stunden erreichen sie
eine Höhle, die Levy noch nie zuvor gesehen hat. Sie müssen sich in
einem Teil des Waldes befinden, den sie noch nicht erkundete. Sie
wundert sich, so groß sah er von außen gar nicht aus.
Sie bleibt auf
Gajeels Zeichen ein wenig hinter den Beiden zurück und Pantherlily
nimmt seine Kampfform an, um auf eventuelle Übergriffe besser reagieren
zu können.
Doch es passiert nichts.
Es bleibt ruhig.
Für
Gajeels Geschmack eindeutig zu ruhig und er versucht sich auf die
Umgebung zu konzentrieren. Je näher sie der Höhle kommen, desto stärker
riecht es nach Verwesung und nassem Tier.
Er rümpft die Nase, ein
letzter prüfender Blick auf die blauhaarige Magierin und dann schreitet
er in die Höhle hinein. Er hofft inständig, dass sie seinen Wink
verstanden hat und draußen bleibt, denn er weiß nicht, wie viele
Wolfsdämonen sich in dem Unterschlupf befinden.
Um sich an die
Dunkelheit zu gewöhnen, blinzelt er ein paar Mal. In seinem Rücken spürt
er die Anwesenheit seines Partners. Es ist schon Routine, einer geht
voraus und der andere gibt Rückendeckung, so sind sie bisher aus den
schwierigsten Situationen heil herausgekommen.
Als ihn aus der
Dunkelheit zwei giftgrüne Augen anfunkeln, springt der Drache
reflexartig einen Schritt zurück und stößt mit Lily zusammen.
„Drei links, einer vor mir“ summiert Gajeel knapp
„Hinter
uns freie Bahn, rechts auch drei“ Lily weiß genau, worauf es jetzt
ankommt. Langsam schreiten beide rückwärts aus der Höhle ins Freie, doch
bevor sie die Ruhestätte der Wölfe verlassen, brüllt der Schwarzhaarige
„Wir kämpfen draußen“. Es ist ein Lockruf.
Innerhalb
eines Atemzugs verlässt der Dragonslayer die Höhle, schnappt sich Levy,
setzt sie hinter einem Gebüsch ab, deutet ihr an, ruhig zu bleiben und
findet sich wieder neben seinem Partner ein, der ihm wissend zunickt.
„Na dann los“
Aus der Höhle stürmen die Wolfsdämonen auf die beiden Kampfgefährten zu.
Eins,
Zwei,
Drei…
Sechs…
zählt Gajeel und stockt. Es sollten doch sieben…
Ein spitzer Schrei reißt ihn aus seinen Überlegungen.
Mist.
Drei für Lily, drei für ihn, der siebte scheint Levy wittern zu können.
„Kommst du klar Zwerg?“ brüllt der Drache der Scriptmagierin zwischen zwei Angriffen zu, aber bekommt keine Antwort.
„LEVY“
Er schreit so laut, dass selbst sein Partner kurz zusammenzuckt, und
als die Beiden ihre Köpfe in die Richtung drehen in der sich Levy
versteckt hält, tritt die gerufene Magierin aus dem Gebüsch hervor.
Mit dem Rücken zu ihnen, schwer beschäftigt den leblosen Körper des Wolfdämons hinter sich her zu ziehen gibt sie zurück:
„Ja ja, alles klar und jetzt macht zu“
Verblüfft wirft sich Team Redfox einen Blick zu und beendet den Kampf ebenfalls mit wenigen Schlägen.
„So stark sind die gar nicht gewesen“ Levy hüpft aufgeregt vor Gajeel auf und ab, Lily fest umklammert an ihre Brust gepresst.
„Hätte
dir nichts gebracht, das zu wissen, wenn dich der Kurono vorher platt
gemacht hätte“ Gajeel grinst, die sieben Wölfe auf seiner Schulter
tragend.
„Blödmann“
Die Scriptmagierin strahlt übers ganze Gesicht und auch der Dragonslayer ertappt sich bei einem Lächeln.
„Dann
wollen wir die mal abliefern und die Belohnung kassieren“. Lily freut
sich, seinen Partner nach der Odyssee endlich entspannt zu sehen. Das
Mädchen scheint ihm wirklich gut zu tun.
Stumm gehen sie weiter
nebeneinander her. Die Stille ist nicht unangenehm, es ist eher eine
zufriedene Ruhe, die das Dreiergespann umschlingt.
Einen kleinen Kiesel hin und her kickend erreichen sie nach ein paar Stunden Fußmarsch endlich das Dorf Toboe.
Der
Dorfälteste wartet bereits und als er die leblosen Körper der
Wolfsdämonen erblickt, erhellen sich seine Züge augenblicklich. Die
Einwohner stürzen sich auf das Team und nehmen Gajeel die sieben Wölfe
freudestrahlend ab.
Der Alte überreicht Levy einen Sack voll Jewels,
den sie sofort an den Schwarzhaarigen weiterreicht und die
unbeschriebene Pergamentrolle, die er ihr schon an ihrem ersten Tag
unter die Nase gehalten hatte.
Gajeels Brauen zucken nervös, als er sieht, dass die Schriftrolle bis auf ein kleines Siegel völlig unbeschrieben war.
„Keine
Sorge, wenn ihr herausfindet, wie man die Schrift sichtbar machen kann,
dann gibt sie euch eventuell Aufschluss über längst verschollene
Lebewesen.“ Versucht der alte Mann die Magier zu beruhigen.
Levys
Augen weiten sich vor Neugier. Das Rätsel wird sie schon lösen, da ist
sie sich sicher. Sie freut sich darauf, nach einem heißen Bad, mit ihrer
neuen Errungenschaft in der Bibliothek zu verschwinden und auch Gajeel
ist froh, endlich wieder vollständig in der Gilde sitzen zu können.
Nicht, dass er ihr das sagen würde.
Pantherlily grinst wissend zwischen dem ungleichen Paar hin und her.
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Kapitel 9 In der Dunkelheit (Eine andere Sicht der Dinge)
Stechende,
grüne Augen beobachten die kleine Höhle im Wald Tsumei. Der Beobachter
versteckt sich geübt hinter einem Felsvorsprung. Das Prasseln des Feuers
entlockt ihm ein kurzes Aufatmen.
Es ist laut genug, sodass die Magier in der Höhle nicht bemerkt haben, dass er auf einen Ast getreten ist.
Die kleine Blauhaarige ist ohnehin schon am schlafen.
Aufmerksam
beobachtet der Späher, wie sich der große schwarzhaarige Magier erhebt
und an das Schlaflager herantritt. Die Gesichtszüge entspannt, wenn
nicht sogar belegt mit zartem Rotschimmer.
Eilig kritzelt er einige Notizen in ein Heft,
„Interessant“, bevor er sich wieder der Höhlenszene widmet.
Der Dragonslayer liegt bereits hinter der zierlichen Frau und streicht ihr behutsam über die Wange.
„Das
wird ja immer besser“, zischt der Versteckte und reiht weiter Buchstabe
an Buchstabe, ohne seinen Blick von dem ungleichen Paar zu nehmen.
Als
die Beiden Arm in Arm in den Schlaf fallen, rührt sich der Grünäugige
in seinem Versteck und schleicht auf leisen Sohlen in die Höhle hinein.
Sie bemerken ihn nicht, das ist gut.
Sein Spion-Zauber scheint sogar die feine Nase des Drachenmagiers zu überlisten.
Das prasselnde Feuer und die entspannte Haltung aller Schlafenden, erlaubt es der Person sich noch weiter umzuschauen.
Als diese die rote Schleife um Gajeels Handgelenk bemerkt, erhellt sich dessen Miene.
„Soso“.
Vorsichtig
durchwühlt der Fremde die Taschen, die sorgsam in einer Ecke gestapelt
waren und schreibt weiterhin eifrig seine Ergebnisse aus.
Fahles Mondlicht scheint durch ein kleines Fenster und spendet nur unterschwellig Licht.
In
der Mitte des kleinen Raumes steht ein dunkler Schreibtisch. Er sieht
abgewetzt aus, die Zeichen der Zeit deutlich sichtbar. Er wurde auf
einem kleinen zerfetzten, roten Teppich platziert, der grade groß genug
war, alle vier Schreibtischbeine und den Holzstuhl zu unterlegen.
Wandert
der Blick über den restlichen Boden, sind nur kalte Schieferplatten
erkennbar, auf denen Staubnester und kleine Steinchen tanzten.
Der Wind der durch das undichte Gemäuer bläst, wiegt sie im langsamen Takt immer hin und her.
Schwere Schritte erklingen, als sich die dunkle Holztür öffnet und ein Mann den verlassenen Raum betritt.
Er
ist gehüllt in dein lilafarbenes Gewand und trägt einen passenden
spitzen Hut der einen Teil seines Gesichtes und die schwarzen Haare
verdeckt.
Seine Miene ist verhärtet und angespannt, seine Augen zu schmalen Schlitzen geformt.
Der
kleine Holzstuhl knarzt verdächtig, als sich der Mann auf ihn
niederlässt. Mit geballter Faust schlägt er auf die Schreibtischplatte
ein und er starrt ins Leere.
Dieser verdammte Drache wird ihm büßen, dass er ihn an die Gilde der Fliegen verraten hat.
Seit
Jahren sind seine Gedanken geprägt von Rachegelüsten und Hass. Er war
einmal einer der zehn heiligen Magier gewesen und Master einer starken,
unbezwingbaren Gilde, doch nun war er gezwungen, im Untergrund zu hausen
und sich versteckt zu halten.
Viele seiner alten Leistungsträger verließen nach der Auflösung die Gilde und kehrten ihm den Rücken.
Von seinen fünf stärksten Magiern sind ihm nur zwei geblieben.
Er ballt seine Faust fester zusammen, sodass seine Finger fast weiß erscheinen.
Er hasste sie alle, doch seine Mordlust richtet sich ausschließlich gegen Einen, den Eisendragonslayer Gajeel Redfox.
Dieser schlug damals sein Angebot, in der Dunkelheit weiter zu agieren, einfach aus und hielt sich versteckt.
Erst Monate später erreichte ihn die Nachricht, dass sich der Eisenmagier Fairytail angeschlossen hatte.
Das hatte er ich nie träumen lassen.
Wütend
erhebt sich der Mann und lässt seine aufkommende Wut an seinem
Schreibtisch aus. Er packt das schmale Ende und mit einem Ruck,
schleudert er diesen quer durch den Raum.
Mit einem lauten Knall
zerbarst das Mobiliar und kracht in Einzelteilen zu Boden. An dem
Gemäuer ist der Aufprall ebenfalls nicht vorbeigegangen. Seicht
schlierend rieselt weißer Kalkstein herab und bedeckt die dunklen
Holzreste.
Der Mann bedenkt den Haufen mit verbittertem Schnauben und dreht sich zu dem kleinen Fenster.
Was ist nur aus ihm geworden?
Er
war Master der reichsten Gilde Fiores und nun lebt er in einem Gebäude
im tiefsten Hinterland, weit abgeschottet von der Zivilisation. Es ist
so wackelig gebaut, das jeder Windzug wie ein schwerthieb auf seine
blasse Haut trifft und kein Feuer die Räume wirklich heizen kann.
Sein
Blick schweift über die nicht vorhandene Vegetation. Es ist einfach zu
trocken und zu kalt, als dass sich hier Pflanzen und Lebewesen
freiwillig niederlassen würden.
Der steinharte, rötliche Sandboden ist aufgeplatzt und der Wind treibt kleine Sandwehen über das offene Gelände.
Er hasst diese Welt.
Oh ja, und er würde der Menschheit schon früh genug zeigen, dass er noch lebt, dass es mit ihm noch nicht zu Ende gegangen ist.
Er wird sich rächen und er hat auch schon erste Vorkehrungen getroffen.
Vor
wenigen Monaten traf er auf ein Zwillingspärchen. Die beiden Frauen
waren furchtbar stark und er hat es tatsächlich geschafft, sie für seine
neue Untergrundorganisation zu rekrutieren.
Sie liebten jede Art von Kampf, sie liebten den Tod und deshalb passten sie auch so gut zu ihm.
Vor
seinem inneren Auge sieht er die beiden Frauen vor sich. Eya und Eyon
waren hoch gewachsen und hatten weiße Haare. Ihr Markenzeichen war ein
sternförmiges Tattoo, welches Eya auf der linken und Eyon auf der
rechten Wange trug.
Ähnlich wie Titania beherrschten sie die Schwertkunst, doch ihre Schwerter hatten eine eigenständige Magie.
Eyas
Schwert durchdringt jegliche physische Form, der Mann schmunzelt, auch
eiserne Drachenschuppen und Eyons Schwert bemächtigt sie dazu, ihren
gegenüber psychische Schmerzen zuzufügen.
Sie eignen sich perfekt für seine Angriffsstrategie.
Zudem
darf er nicht vergessen, dass Aria und Monsieur Sol ihm die Treue
geschworen hatten. Sie konnten ihren alten Gefährten ebenso wenig
verstehen.
Ein lautes bösartiges Lachen entfährt seiner Kehle und der Magier schüttelt sich inbrünstig.
Ja sie werden seine Racheengel sein.
Nur der letzte Schlag wird ihm gehören.
Ein lautes Klopfen reißt den Missetäter aus seinen Tagträumen.
„Komm rein!“ Seine Stimme grollt tief und hallt an den kühlen Wänden zurück. Herein tritt ein kleines Mädchen.
Sie ist zierlich und trägt einen schwarzgrünen Overall.
„Master Jose“ zögernd schreitet das Kind auf ihn zu und fixiert ihn mit ihren stechenden, grünen Augen
„Ich habe neue Informationen“
Das
Mädchen ist sein Spitzel, durch ihre zarte Erscheinung erregt sie kaum
öffentliche Notiz und ihre Fertigkeit sich nahezu unsichtbar zu machen
macht sie zu dem besten Spion, den er sich vorstellen konnte.
„Wir wissen jetzt, wie wir den Drachen brechen können“
Master Jose horcht auf und eine ungeahnte Freude macht sich in seinem Innersten breit.
„Es gibt da jemanden, der ihm sehr nah steht“ erzählt das Kind weiter.
Lachend schlägt der Mann seine Hände zusammen. Eine Entführung, ja, das klingt nach sehr viel Spaß.
„Es ist ein Mädchen.“
Ein bösartiges Aufblitzen in seinen Pupillen lässt die Spionin zurück schrecken. „Mmmaster?“
Zögernd
inspizierte die Spionagemagierin die Gesichtszüge des Mannes. Sie ist
eine der Wenigen, die in die Pläne des Dunklen eingeweiht ist, doch
seinem Blick nach zu urteilen, wird das bevorstehende Gemezel blutiger,
als sie erwartet hatte.
Oh ja, das wird noch besser, als er sich das jemals in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hat.
Du bist erledigt Gajeel Redfox.
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Kapitel 10 Die geheimnisvolle Schriftrolle
Die Stimmung in der Gildenhalle ist bedrückt.
Seit
ein paar Tagen haben die Mitglieder weder was von Levy, noch von Gajeel
gehört. Jet und Droy sitzen seit dem Aufbruch des Dragonslayers an
ihrem Stammtisch und heulen sich gegenseitig etwas vor.
Keiner von
ihnen würde jemals zugeben, dass sie froh sind, dass sich der Drache auf
die Suche nach ihrer Freundin gemacht hat. Allerdings ist ihnen auch
bekannt, als wie gefährlich der Wald Tsumei gilt und sie haben deshalb
viel zu große Angst dorthin zu gehen.
Trotzdem stört sie etwas an
der Unruhe, die den Eisenmagier am Tag seines Aufbruchs umgab. Nicht,
dass er sich an ihre zarte Levy heranmacht.
Bei diesem Gedanken fangen die beiden wieder lauthals an zu wimmern.
„Mirrraaaaa“, plärrt Droy und schaut zur Bar an der die Take-Over-Magierin steht.
„Wann kommen die endlich wieder…?“
Achselzuckend schaut die Weißhaarige zu den Pforten der Eingangshalle. Sie macht sich ebenfalls große Sorgen.
Allerdings, wenn es einer schaffen kann, Levy heil wieder nach Hause zu bringen, dann ist es wohl Gajeel.
Am anderen Ende der Theke sitzt Lucy, mit hängendem Kopf über ihr Manuskript gebeugt.
Sie
sind gestern Abend von ihrer Mission zurückgekommen und haben erfahren,
was passiert ist. Die Stellargeistmagierin wollte ihrer besten Freundin
schon vor Auftragsbeginn ihr neues Kapitel zum Lesen geben, doch sie
hatten sich in der Gilde immer wieder verpasst.
Missmutig ballt sie eine Faust und das dünne Papier kräuselt sich zwischen ihren Fingern.
Eine einzelne Träne kullert ihre Wange hinab.
Die Blondine macht sich große Sorgen um Levy.
Warum ist sie nur alleine aufgebrochen?
„Hey Luce, Kopf hoch! Der Eisenschädel wird sie schon wieder herbringen“
Ein tiefes Seufzen entfährt ihrer Kehle, bevor sie ein Lächeln aufsetzt und sich zu ihrem pinkhaarigen Partner umdreht.
„Du hast recht“
Mit bedachten Handgriffen glättet sie die vor sich liegenden Zettel und schiebt sie vorsichtig in ihre Tasche zurück.
Wenn
sie einer zurückbringt, dann ganz bestimmt Gajeel. Außerdem weiß Lucy,
wie sehr ihre Freundin den Dragonslayer mag und sie wird sich ihm ganz
bestimmt nicht widersetzen, wenn es darauf ankommt, sich in Sicherheit
zu begeben.
Die Miene der blonden Magierin hellt sich auf und zuversichtlich schaut sie zu den Eingangstüren.
Sie kommen wieder, da ist sie sich hundertprozentig sicher.
In
der Gilde breitet sich weiteres Schweigen aus, jedes anwesende Mitglied
nippt nur stumm an seinem Glas oder seinem Krug und starrt in der
Gegend herum. Es ist viel ruhiger ohne den blauhaarigen Wirbelwind und
ohne das ‚Shoubidoobah‘ des Eisendrachen.
In dieser Nacht, im Schankraum, wird auch dem Letzten bewusst, dass Fairy Tail ohne Gajeel nicht das Gleiche ist.
Er gehört einfach zu ihnen, egal was er in seiner Vergangenheit auch getan oder gedacht hat.
Am nächsten Nachmittag sieht der Rundblick durch die heiligen Hallen genauso aus, wie am Abend zuvor.
Betretenes Schweigen überdeckt den Schankraum und Kinana und Mirajane bewirten ihre Gäste mit einem gezwungen Lächeln.
Nur aus der Galerie im ersten Stock kann man zwei Männer lachend diskutieren hören.
„Der lässt sich aber auch Zeit“,
„Haha, die beiden liegen bestimmt irgendwo knutschend in der Ecke“
„Ach was, die? Niemals“
„Doch, doch, hast du ihre Blicke noch nie gesehen?"
„Das wäre doch mal was.“
Es sind Bixlow und Elfman, die lautstark ihre Theorien zum Besten geben, warum ihre Kameraden noch nicht wieder zurück sind.
Ein
leises Murmeln zieht sich durch die Reihen im Erdgeschoss und ein
wissendes Lächeln umspielt die Lippen der meisten Mitglieder.
Nur
wenigen ist entgangen, wie sehr Gajeel um Levys Sicherheit besorgt ist,
und wie oft sie sich in der Gilde umschaut, nur um ihm ein Lächeln zu
schenken. Nur Jet und Droy schluchzen bei der Vorstellung, ihre Levy
würde mit Gajeel knutschen.
Plötzlich unterbricht ein lautes
Poltern und ein fröhliches Gelächter die Gedanken der Gildenmitglieder.
Durch die aufgestoßene Eingangspforte scheint gleißendes Sonnenlicht
herein und blendet die Magier.
Es braucht ein paar Sekunden, bis sie alle begriffen haben, wer zurückgekehrt ist.
„LEVY!“
Die
Anspannung der letzten Tage ist auf einen Schlag wie weggeblasen und
von einer auf die andere Sekunde herrscht ausgelassene Partystimmung.
Lucy springt freudestrahlend von ihrem Stuhl auf, der geräuschvoll zu Boden geht und wirft sich ihrer Freundin um den Hals
„Levy-chan, ich bin so froh, dass du wieder da bist.“
Die blauhaarige Magierin wirkt etwas überrumpelt, doch sie erwidert die Umarmung ihrer besten Freundin
„Lu-chan“
Ein
zögerliches Blinzeln zu Gajeel verrät ihr, dass ihm diese Aufregung mal
wieder zu viel ist und sie muss innerlich schmunzeln, als er zielsicher
auf seinen Lieblingsplatz zusteuert.
Eine Stunde nachdem sie die Gilde erreicht hatten, macht sich Levy auf den Weg in das Mädchenwohnheim.
Sie
wünscht sich nichts sehnlicher, als eine heiße Badewanne und ein
weiches Bett. Sie hat allen erzählt was ihr passiert ist und wie
ruhmreich sie von Gajeel und Pantherlily gerettet wurde.
Nur ihre Spezialtechnik erwähnte sie mit keinem Wort. Das soll so schnell keiner erfahren, es ist ihr einfach zu peinlich.
Der
Master war ganz schön sauer gewesen und auch von Mirajane hatte sie
einiges zu hören bekommen doch mit dem Versprechen, nie wieder einen
Alleingang zu unternehmen, konnte sie sich endlich auf den Heimweg
machen.
Gajeel hat sie noch ein ganzes Stück begleitet, doch auf ihr
Bitten und Flehen hin, hat er eingesehen, dass sie in Magnolia sicher
genug war, um alleine nach Hause zu gehen.
Mit einem seufzen
lässt sich die Scriptmagierin tiefer in das heiße Wasser gleiten und
spürt, wie auch endlich der Stress der letzten Tage, ihren Körper
verlässt.
Helle Sonnenstrahlen kitzeln in ihrer Nase.
Es
ist früh am Morgen, als Levy die Augen aufschlägt. Erleichtert in ihrem
eigenen Zimmer aufzuwachen, atmet sie aus und setzt sich auf. In
Gedanken plant sie ihren Tag grob durch.
Aufstehen, anziehen, essen,
Bücher über geheime Schriften heraussuchen, in die Gildenbibliothek
setzen und endlich einen Weg finden, diese verzwickte Pergamentrolle
lesen zu können.
Seit drei Wochen brütet sie nun schon darüber und
seit drei Wochen fehlt ihr jeglicher Anhaltspunkt. Selbst Fried hat sie
schon um Rat gefragt, doch auch er war gnadenlos überfordert gewesen.
Es muss doch einen Weg geben, diese blöden Zeichen sichtbar zu machen.
Oder hat sie der Dorfälteste vielleicht angeflunkert?
Schlaftrunken
zieht sie sich ein weißes Top und eine blaue, kurze Hose über, bevor
sie ihre Aufmerksamkeit ihren Bücherregalen zuwendet.
Vielleicht hat sie ein interessantes Buch übersehen?
‚Menschen, Tiere und Doktoren‘
Nein, das sicher nicht,
‚Herzsprung‘
Nein,
das ist es auch nicht. Viele weitere Bücher und eine ganze Stunde
später stockt sie. Ihr Blick fällt auf einen Einband, der in zweiter
Reihe im obersten Regal liegt.
‚Geheimschriften der alten Zeit‘
Das
ist es, das ist vielleicht ihr Durchbruch. Aufgeregt zerrt sie das Buch
heraus und legt es zu ihren Sachen auf den Schreibtisch. Schnell
einpacken und dann los.
In der Gilde angekommen staunt sie nicht schlecht. Es ist schon Mittag, doch die Räume sind nahezu leergefegt.
„Was ist denn hier los?“
Unsicher dreht sie sich zur Theke und schaut Mirajane fragend an.
„Die
Party gestern Abend ging länger als geplant und als dann auch noch Cana
ein Saufspiel vorgeschlagen hat, naja du kennst doch Fairy Tail“
Mit einem breiten Lächeln schiebt Mirajane der Blauhaarigen einen Teller mit frischen Früchten zu.
„Bist du schon weiter mit deiner Schriftrolle?“
Neugierig
mustert die Take-Over-Magierin ihre Freundin, die ihr freudestrahlend
ihr Buch unter die Nase hält. Wissend nickt sie ihr zu und deutet ihr
an, dass sie ihren Teller auch in der Bibliothek leeren kann.
Dankend rutscht Levy vom Barhocker und macht sich auf den Weg in das Bücherlager der Gilde.
Abgehetzt stürmt Fried in die Bücherei und Levy fährt erschrocken zusammen.
„Gut das du hier bist, ich hab da was für dich“
Triumphierend hält ihr der Grünhaarige zwei Bücher unter die Nase
‚Das versteckte Wort‘
und
‚Warum die Tinte nicht mehr sichtbar ist‘.
Ungläubig sieht Levy zu Fried auf.
„Fantastisch“ meint sie freudestrahlend. Mit einem Schulterklopfer verlässt Fried wieder den Raum.
Er
weiß genau, dass sie jetzt alleine arbeiten möchte, ihm würde es nicht
anders gehen. Auf der Treppe begegnet er Gajeel. „Oi“ Sie nicken sich zu
und leise zieht der Eisendragonslayer die Tür hinter sich zu.
„Hey
Zwerg“ Levy rührt sich nicht, sie hat ihn nicht wahrgenommen, so
vertieft ist sie in die drei neuen Bücher. Eifrig kritzelt sie auf einem
Blatt Paper herum. Genervt verdreht Gajeel die Augen
„Levy, ich muss mit dir reden“ sein Tonfall war eindringlich und der Kopf der Magierin erhebt sich zögernd.
„Lily und ich sollen auf eine Mission. Eine lange Mission“ Ihre Mundwinkel ziehen sich mürrisch zusammen.
„Wir
wollen dich mitnehmen“ Eigentlich will Gajeel alles andere als das,
aber nach den letzten Wochen, hat er sich geschworen immer ein Auge auf
Levy zu haben.
„Aber ich bin beschäftigt“ mault sie und schwenkt die Pergamentrolle hin und her.
„Ich glaube, ich habe endlich ein paar Hinweise“ Mit zusammengekniffenen Augenbrauen raunzt der Drache
„Du bist einfach unverbesserlich“ Leise kichert Levy, doch ihre Laune schlägt schlagartig um.
„Wie lange wirst du weg sein?“ Sie hasst es, wenn er auf lange und gefährliche Aufträge geht.
„Ein
paar Wochen, denke ich“ Sein Blick schweift ins Leere. Er weiß, dass er
sie nicht zum Mitkommen überreden kann, doch Makarov hat ihn persönlich
gebeten, sich um diesen Auftrag zu kümmern.
Wasser sammelt sich in ihren Augen, doch sie blinzelt die Tränen weg.
„Pass auf dich auf“ Er brummt nur und verlässt die Bibliothek. Mit vor dem Herzen geballter Faust starrt Levy ihm hinterher
„Komm
heile wieder zu mir zurück“ Es ist nur ein leiser Hauch, der ihre
Lippen verlässt bevor sie sich wieder ihren Büchern zuwendet.
Gajeel stockt der Atem.
Hat er sich grade verhört?
Sein
Herz trommelt bis zu seinem Hals und die Schmetterlinge in seinem Bauch
feiern eine Party, sodass ihn ein Gefühl der Übelkeit überkommt.
Er wird ganz sicher zu ihr zurückkommen.
„Stell nichts Dummes an, Zwerg“
Nervös
beißt sich Levy auf die Unterlippe. Ihr Herz beginnt ein wenig
schneller zu schlagen als sie die vor sich liegenden Zeilen ließt
‚…Leeres
Pergament, dass sich extrem feinblättrig anfühlt, als sei es die
getrocknete Haut eines Reptils, kann man mit magischen Runen
beschreiben. Durch eine antike Zauberformel ist es möglich, diese Runen
verschwinden zu lassen.
–Tetsu no hana no mayonaka no mahō‘*
In einem anderen Buch stolpert sie über folgenden Hinweis:
‚…Magische
Sprüche die Schriften verschwinden lassen, gibt es nur selten. Der
häufigste ist Runescript und wird häufig von Schrift und Runenmagiern
angewendet. Auf dieser Welt existieren aber weitaus seltenere,
verschollene Dokumente die mit Sprüchen einer ganz anderen Magieklasse
belegt sind, der -Tetsu no Hana- Klasse. Diese sind nur mit Hilfe
magischer Gegenstände zu brechen, in diesem Fall mit dem Mitternachtstau
der Tetsu no Hana, der Eisenblume…‘
Levy versucht ihre
Freudentränen zu unterdrücken. Nach wochenlanger Arbeit hat sie endlich
einen handfesten Hinweis gefunden. Beschwingt erhebt sich die zierliche
Magierin von ihrem Stuhl und sucht nach weiteren Büchern. Sie hat noch
nie was von einer Eisenblume gehört, aber das wird sich jetzt ändern.
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Kapitel 11 Eisenblume
…Mit dem Mitternachtstau der Eisenblume, kann die geheime Schrift sichtbar gemacht werden…
Levy ist außer sich vor Freude. Endlich hat sie den langersehnten Hinweis gefunden.
Voller
Tatendrang balanciert sie vor dem Bücherregal auf der Leiter herum, als
das Öffnen der Bibliothekstüre sie aufhorchen lässt.
„Levy?“
Es ist Fried, der nun vorsichtig um die Ecke lugt.
„Ich bin hier hinten“, ruft sie ihm zu, und widmet sich wieder dem Regal.
‚Blumen und Bäume‘ ‚Blattgrün‘ ‚Berghain‘ Sie überfliegt die einzelnen Einbände und zerrt die Interessantesten heraus.
„Was machst du denn in der Naturkundeabteilung? Ich dachte du musst eine Pergamentrolle entziffern“
Fragend sieht der Grünhaarige zu ihr auf.
Ein verschmitztes Lächeln liegt auf ihren Lippen, bevor sie das Gleichgewicht verliert und rücklings die Leiter hinunter saust.
„Alles in Ordnung?“
Fried
ist zwar nicht schnell genug gewesen sie aufzufangen, aber er hält ihr
besorgten Blickes die Hand hin, damit sie aufstehen kann.
Levy klopft sich den Staub von ihrer Kleidung und strahlt ihren Gegenüber an.
„Ich hab es herausgefunden“
Voller Vorfreude drängelt Fried sie zu den Schreibtischen.
„Na dann, schieß los“
Als
Levy ihm ihre Notizen reicht, und die verschieden Buchseiten vorlegt,
weiten sich seine Augen. Von so einer komplizierten Verschlüsselung hat
er noch nie gehört.
Die Informationen auf dem Pergament müssen wahnsinnig wertvoll sein.
Skeptisch schaut er die zierliche Scriptmagierin an.
Sie sieht erschöpft aus.
„Wann warst du das letzte Mal zu Hause?“
Mit matten Augen versucht sie seiner Frage auszuweichen.
„Wann?“
Fried hat in ihrer Nähe immer dieses große Bruder Gefühl. Er sorgt sich um sie und jetzt grade, sieht sie echt fertig aus.
„Vorgestern“
murmelt Levy kleinlaut und hält sich gähnend die Hand vor den Mund.
Dafür kassiert sie ein verächtliches Schnauben.
„Geh nach Hause und schlaf. Du kannst morgen weitermachen.“ Sanft tätschelt er ihre Schulter und versucht sie aufzumuntern.
„Ich werde mal schauen, ob ich noch ein paar Informationen über diese Blume herausbekomme“
Eine kleine Last scheint von Levys Schultern zu fallen.
Sie atmet tief aus, nickt Fried zu und macht sich langsam auf den Heimweg.
Fried
hingegen begutachtet interessiert Levys Notizen. Sie hat wirklich ganze
Arbeit geleistet. Mehrere Wochen hat er sie dabei beobachtet, wie sie
unentwegt über ihren Büchern hockte und Jet und Droy alleine auf
Aufträge schickte.
Vorsichtig streicht er über die einzelnen, sauber
geschriebenen Zeilen. Er brennt darauf, endlich zu erfahren, was hinter
dem Pergament verborgen steckt.
Motiviert und mit einem leichten
Liedchen auf den Lippen widmet er sich den Büchern, die die
Scriptmagierin bereits rausgesucht hat.
Bevor sie die Gilde verlässt, wendet sich Levy noch an Mirajane.
„Hast du schon wieder was gehört?“ die Bardame schüttelt den Kopf und sieht die Blauhaarige mitleidig an.
Gajeel war nun schon seit 4 Wochen auf dem Auftrag. Levy schien das sichtlich mitzunehmen, denn sie fragt sehr häufig nach ihm.
„Der packt das schon“
Mit einem strahlenden Lächeln versucht Mira die zierliche Magierin aufzumuntern
„Ja, das glaube ich auch“ Sie glaubt es wirklich, dennoch fühlt sie sich einsam, wenn er nicht in ihrer Nähe ist.
Wissend
blinzelt die Take-Over-Magierin ihr zu und widmet sich den Wünschen von
Macao, der sich vor die Theke gestellt hat um seine und Wakabas
Bestellungen abzuholen.
Levy lässt die Schultern hängen.
Mist, warum muss sie auch immer so auffällig fragen?
Langsam trottet sie aus dem Gebäude und schaut in den nächtlichen, sternenklaren Himmel.
„Pass bloß auf dich auf“
Seufzend
nimmt sie ihren Weg auf. Sie will nur noch ins Bett und morgen frisch
ausgeruht endlich herausfinden, wo diese doofe Eisenblume wächst.
Am
nächsten Morgen hüpft Levy beschwingt in die Gilde. Es ist noch niemand
da, nur Mira kann sie ihn der Küche mit den Töpfen klappern hören
„Guten Morgen Mirajane, kannst du mir bitte Tee und ein paar Müslikekse in die Bibliothek bringen, wenn du soweit bist?“
„Komme gleich“
Tatkräftig,
genau wie in den letzten Tagen, öffnet sie die Tür zur Bücherei und
staunt nicht schlecht, als sie Fried dort lesen sieht.
„Guten Morgen Levy“
Er lächelt freundlich und nickt ihr zu.
„Guten Morgen Fried“
Leise schließt sie die Türe hinter sich und schlendert vergnügt die einzelnen Stufen herunter.
Der Grünhaarige hält ihr zufrieden ein Buch hin.
„Ich
habe gestern Abend noch ein paar interessante Exemplare gefunden, wenn
wir jetzt zu zweit arbeiten, dann sollten wir zügig die Informationen
über die Blume zusammentragen können“.
Perplex starrt sie ihn an,
unfähig etwas zu erwidern, als Mirajane strahlend die Türe aufstößt. Auf
ihren Händen balanciert sie ein riesiges Tablett, mit einer Kanne Tee
und zwei Bechern, sowie einer Platte mit Schnittchen und einer Schale
Kekse.
„Lasst es euch schmecken“ sagt sie und verschwindet sofort wieder.
„Danke für deine Hilfe“ murmelt Levy kleinlaut und setzt sich zu Fried an den Tisch.
„Ehrensache, außerdem bin ich ebenfalls neugierig, was da auf dem Pergament zu finden ist“
Den ganzen Nachmittag brüten die beiden über den Büchern, belustigt beobachtet vom restlichen Team Raishinshu.
„Wenn
das Gajeel sehen würde“ Bixlow findet sich selbst so komisch, dass er
sich kaum vor Lachen halten kann und auch Evergreen fällt ins Gelächter
ein.
„Das ist es“
„Genau“
Jubelnd geben sich die
Bücherwürmer ein High-Five und strahlen um die Wette. Sie haben endlich
den Ort gefunden, an dem die Eisenblume wächst.
Sie blüht auf einem Berg, der weit im Osten Fiores liegt.
Der
Weg dorthin führt durch tiefe Wälder und offene Wüsten. Dass es viele
Monster gibt, ist natürlich klar, doch am gefährlichsten ist wohl der
Berg selbst. Es gibt keine Wanderwege, nur Waldabschnitte und eng
bewachsenes Dickicht an denen man sein Glück mit einem Aufstieg
versuchen kann.
Zur Mitternacht, also genau dann, wenn sie die Blume
pflücken müssen, um den Tau auf die Pergamentrolle zu träufeln,
verlischt jegliche Art von Magie auf diesem Berg.
Außer die Magie der Blumen.
Bei einem Angriff wären sie den Monstern nahezu schutzlos ausgeliefert.
Levy schluckt.
Sie war ohnehin nicht stark, und ohne ihre Magie war sie sogar noch schwächer.
Dennoch, diese Neugier, sie siegt letztendlich.
Sie wird den Master bitten müssen, sie auf diese ‚Mission‘ zu lassen.
Master Makarov ist gar nicht begeistert von ihrer Idee und versucht sie von ihren Plänen abzubringen.
„Das ist viel zu gefährlich“
„Aber Master…“
Bittend hebt sie ihre Hände. Wut steigt in dem kleinen, alten Mann auf
„Hast du vergessen, dass du erst vor kurzem gerettet werden musstest?“
Diese Aussage trifft Levy mitten ins Herz. Tränen steigen in ihre Augen und sie ist kurz davor die Beherrschung zu verlieren.
„Aber
ich bin mir sicher, dass Jet und Droy mich gern begleiten werden“
versucht sie einen Kompromiss zu schaffen, peinlichst versucht, ihre
Stimmlage nicht zu ändern.
„Kommt gar nicht in Frage. Ich weiß
zwar, dass sie alles tun würden um dich zu schützen, doch für so eine
Mission, und sei es auch eine private Mission, ist Team Shadowgear nicht
geeignet“
Der Master bleibt hart, auch wenn es ihm weh tut,
Levy so verletzt zu sehen. Er weiß, wie gerne sie ihre Entdeckungen
überprüfen würde und wie hart sie an der Entschlüsselung gearbeitet hat.
„Wenn Gajeel wiederkommt…“, setzt er an, um sich auch von seiner Seite kompromissbereit zu zeigen.
Levys Augen weiten sich.
Zu
gerne würde sie Gajeel mit auf diese Mission nehmen, denn sie weiß, wie
stark er ist, und dass er sie vor allem beschützen kann. Doch er
scheint spurlos verschwunden zu sein und Levys Wissensdrang steigt ins
Unermessliche.
„Ich weiß zwar nicht, auf was für eine Mission sie
ihn geschickt haben Master, aber bis er wiederkommt, kann das doch noch
eine halbe Ewigkeit dauern“
Eingeschnappt bläst sie ihre Wangen auf und der alte Mann muss schmunzeln.
Ungeduldiges kleines Mädchen.
„Ich werde dich nicht gehen lassen und komm bloß nicht auf die Idee, alleine aufzubrechen.“
Er schlägt mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch um seine Aussage zu bekräftigen.
Wutentbrannt stürmt die zierliche Blauhaarige aus dem Büro und läuft fast Fried über den Haufen.
Dieser
hat den lauten Disput genau verfolgen können und da auch er vom
Forschungstrieb gepackt wurde, entschließt er sich kurzer Hand dazu, sie
zu begleiten.
„Master, und was ist, wenn ich sie begleite?“ Levy traut ihren Augen nicht und horcht auf.
„Aber
Fried, auch zu zweit ist es immer noch ganz schön gefährlich. Ich kann
euch nicht gehen lassen.“ Gibt der Master zu bedenken.
„Aber sie hat doch das ganze Team Raishinshu hinter sich, nicht wahr Babies?“
„Hinter
sich“ „Hinter sich“ echoten die kleinen Holzpüppchen, als sich ihr
Partner Fried anschließt und als auch Evergreen versichert, ein Auge
auf die zierliche Magierin zu haben, gibt der Master ihnen die
Erlaubnis, die Eisenblume zu suchen und das Geheimnis um die
Pergamentrolle zu lüften.
„Man Fried, wo hast du uns da
nur reingerissen“ murmelt die braunhaarige Magierin ihrem Partner zu als
diese hinter Levy die Gilde verlassen.
„Lass ihn doch Ever, er ist
und bleibt eben auch ein nur Bücherwurm“ Für diesen Kommentar erntet
Bixlow nur verächtliches Schnauben. Fried ist einfach zu neugierig,
vielleicht ist es ja eine Schatzkarte?
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Kapitel 12 Aufbruch
Eine Stunde ist vergangen.
Die
vier Magier haben sich den Bahnhof als Treffpunkt ausgesucht und Levy
steht nun am passenden Gleis in der Mittagsonne und wippt auf ihren
Zehnspitzen auf und nieder. Die hellen Strahlen sind angenehm warm und
eine seichte Brise umspielt die kurzen Shorts, die sie trägt.
Sie
freut sich, dass sie endlich die Blume suchen kann, ist aber sichtlich
nervös. Sie hat noch nie alleine Seite an Seite mit Team Raishinshu
gestanden, und kennt ihre Teamarbeit daher nicht wirklich.
Sie presst ihre Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich. Ihr Blick wandert zur Uhr. In fünf Minuten sind sie verabredet.
Da
sie die Kleinste, Jüngste und Schwächste unter ihnen ist, wollte sie
auf keinen Fall zu spät kommen und hat sich frühzeitig auf den Weg
gemacht.
Evergreen war nicht mehr auf ihrem Zimmer und so ist sie
den Weg zum Bahnhof alleine gegangen. Wo Evergreen sich wohl, so kurz
vor der Abreise, noch rumtreibt?
Levy schließt ihre Augen und streckt ihr Gesicht der Sonne entgegen.
Ein großer Schatten lässt sie zusammenfahren und die Augen wieder öffnen.
Fried und Bixlow stehen freundlich lächelnd vor ihr.
„Du
bist schon da?“, fragt Fried eintönig, denn er hat nichts anderes
erwartet. Levy nickt als Antwort. Eine betretene Stille umgibt die drei,
als sie von weitem das Geklapper von Absätzen auf dem Asphalt hören.
Evergreen schaut zur großen Bahnhofsuhr und beschleunigt ihren Schritt noch einmal.
Sie ist zu spät.
Beschämt beißt sie sich auf die Unterlippe, sie ahnt schon, dass ihre Teamkollegen sie gleich aufziehen werden.
„Entschuldigt bitte die kleine Verspätung“ ihr Blick wandert in die Runde.
Schelmisches Grinsen seitens ihrer Partner lässt Farbe in ihre Wangen schießen, nur Levy lächelt verständnisvoll.
„Das
ist doch kein Problem, aber wo warst du? Ich hab dich im Wohnheim
gesucht“, fragt die zierliche Blauhaarige unschuldig und Evergreen würde
am liebsten im Boden versinken.
Als sie die leuchtenden Wangen
ihrer neuen Partnerin bemerkt schluckt Levy schwer. Ihr dämmert langsam,
wo Evergreen war und ihre Frage von vorhin würde sie am liebsten
ungeschehen machen. Fried und Bixlow krümmen sich derweil vor Lachen und
Levy bringt nur ein ersticktes „Tschuldige“ über die Lippen.
Mit
hoch erhobenem Kopf stolziert die Brünette an ihnen vorbei und drückt
dem sich immer noch vor Lachen windenden Bixlow ihren Koffer in die
Arme.
Die Zugfahrt wird zwei Tage dauern. Levy ist bloß froh,
dass sie nicht umsteigen müssen und lehnt sich in ihrem Sitz zurück. Ihr
gegenüber schnarchen Bixlow und Fried aneinander gelehnt, neben ihr am
Fenster sitz Evergreen und starrt in die vorbeiziehende Landschaft.
„Ich
wollte dich vorhin nicht bloßstellen“ setzt die Blauhaarige an, immer
noch verlegen, weil sie die Brünette vorgeführt hat. Diese dreht sich
mit einem Lächeln zu ihr um. Ein sanftes Lächeln und in ihren Augen
liegt eine gewisse Sehnsucht.
„Ist halb so wild. Die beiden haben mich schon sehr früh durchschaut. Mach dir keine Vorwürfe.“
„Also
warst du wirklich bei Elfman?“ Hitze steigt erneut in Evergreens
Wangen, doch sie versucht gar nicht erst diese zu verstecken.
„Weißt
du, er kann manchmal ganz schön nerven, aber er hat ein großes Herz. Ich
weiß nicht wie lange wir tatsächlich für diese Mission brauchen, aber
ich wollte mich unbedingt von ihm verabschieden“ Levy nickt ihrer
Gesprächspartnerin verständnisvoll zu.
Sie ist überrascht wie offen Evergreen mit ihr über ihre Gefühle spricht.
„Ich
hasse es, wenn mich die Leute durchschauen können, und ich werde dich
umbringen wenn du das heutige Gespräch in der Gilde jemals erwähnen
solltest“
Bei diesen Worten funkeln ihre Augen auf und Levy bekommt
wieder diesen gewohnten Respekt, oder vielmehr eine aufkeimede Angst vor
der Brünetten.
Sie unterhalten sich noch eine ganze Weile über
Elfman. Evergreen erzählte von ihren Kämpfen auf Tenrou, wie er mehrfach
am Boden lag und trotzdem immer wieder aufgestanden ist. Mit einem
verräterischen Glanz in den Augen, beschreibt die Braunhaarige wie sie
gegen Rusty Rose kämpften und in einer Art Turm eingemauert waren. Levy
beeindruckte diese Erzählung, denn sie hat von den Beiden noch nicht
einmal die Sicht auf die Ereignisse gehört. Sie ertappt sich dabei, wie
ihre Gedanken zu Gajeel schweifen. Auch er hat auf Tenrou hart gekämpft
und sich für sie in Gefahr gebracht. Plötzlich verändert sich Evergreens
Stimmfarbe, und während eines schelmischen Lachens ändert sich
schlagartig das Gesprächsthema.
„Aber verrate mir doch mal, was
da eigentlich zwischen dir und Gajeel abgeht“ Als ob sie auf einem
Ameisenhaufen sitzt, zuckt Levy bei diesen Worten zusammen.
„Nichts“
nuschelt die kleine Magierin sofort. Es stimmte ja auch, zwischen ihr
und Gajeel ist nichts, nichts als eine merkwürdige Freundschaft. Dass
sie sich mehr wünschen würde, das wird sie Evergreen auf keinen Fall
erzählen. Verstehend lehnt sich die Brünette auf ihrem Platz zurück.
Die
kleine Fee und der große Drache – Das gibt ein Spektakel der
Extraklasse, wenn das die falschen Mitglieder der Gilde herausfinden.
Evergreen schmunzelt. Bei ihr ist das Geheimnis sicher.
Leise schnarchend bekommen die Männer von diesen Frauengesprächen nichts mit.
Am
Endbahnhof angelangt steigen die vier aus und Schultern ihr Gepäck. Da
es schon fortgeschrittener Abend ist, entschließen sie sich, eine Nacht
in einem kleinen Hotel zu verbringen. Um Kosten zu sparen, teilen sie
sich zu viert ein Zimmer.
Müde räkelt sich Levy auf dem Futon, neben
ihr schläft Evergreen, die Männer haben ihre Matratzen in die andere
Raumecke gezogen und schnarchen leise vor sich hin.
Trotz dieser
Müdigkeit bekommt die Blauhaarige kein Auge zu. Seit dem Gespräch mit
Evergreen rasen ihre Gedanken nur noch um IHN.
In der Hoffnung, ein
bisschen frische Luft, würde ihr helfen, schleicht sie sich, in ihrer
Decke eingewickelt auf den Balkon. Die Nacht ist sternenklar und der
volle Mond taucht die kleine Stadt vor ihr in mystisches Licht. Sie
atmet tief und schließt die Augen.
Sie spürt seine Hand auf ihrer Wange und hört seinen tiefen Atem an ihrem Ohr. Sein Geruch steigt in ihre Nase.
Als sie die Augen wieder öffnet, ist alles verschwunden.
Sie
steht noch immer auf dem kleinen Balkon und der kühle Nachtwind zerrt
an ihrer Decke. Trotz der Uhrzeit herrscht noch reges Treiben in den
kleinen Gassen.
Eilig werden Wagen gezogen und Planen gespannt. Man hatte ihnen erzählt, dass morgen ein großer Markt auf dem Platz sein soll.
Seufzend
dreht sie sich um und tappst auf Zehenspitzen leise zu ihrem Futon
zurück. Mit der Erinnerung an seinen Duft, befördert sie sich wieder in
diese Nacht zurück, in der sie sich so nah waren, und schläft ein.
Am nächsten Morgen wird sie durch leises Geklapper geweckt.
Fried hat für alle das Frühstück ins Zimmer geholt und improvisiert einen kleinen Picknickplatz mitten im Schlafraum.
„Wir sollten die Vorgehensweise planen“ flüstert er ihr zu und da bemerkt sie erst, das Bixlow, sowie Evergreen noch schlafen.
Auf
leisen Sohlen schleicht sie ins Badezimmer und macht sich frisch, als
sie wiederkommt, sind auch die anderen Mitstreiter aus dem Land der
Träume zurückgekehrt und knurren verschlafen morgendliche Grußfloskeln.
Lächelnd setzt sie sich zu Fried und kichert, als dieser ihr verrät,
dass außer ihm alle Morgenmuffel sind.
Nach dem Frühstück packen
alle ihre Utensilien wieder zusammen und machen sich auf den Weg. Sie
hatten sich für die längere Route entschieden, da nicht klar war, ob sie
bei der Kürzeren einen Weg über den reißenden Fluss finden würden.
Voller
Elan schreitet Levy mit Fried voraus und delegiert die anderen beiden,
die noch sichtlich verschlafen dreinschauten, durch die Stadt. Ihre
erste große Hürde wird der Wald sein, dieser ist zwar weitaus geringer
gefährlich als Tsumei, doch auch hier wird vor magischen Monstern
gewarnt.
Dennoch fühlt sich Levy sicher, sie ist gut vorbereitet und vertraut den Raishinshu.
Der Wald wird immer dichter und ihr Tatendrang schwindet von Minute zu Minute.
Als Bixlow plötzlich stehen bleibt und auch Evergreen in Kampfposition geht, hört Levy ein lautes Brüllen.
„Es klingt wie ein Bär“, stößt Fried aus und zieht sein Katana.
Just in diesem Moment beginnt der Waldboden zu beben und ein riesiger Bär kommt aus dem Unterholz auf sie zugestürmt.
„Yami no Écriture: Itami“
Fried
setzt den ersten Angriff und der Bär bleibt wie erstarrt stehen, bevor
er ein jaulendes Gebrüll von sich gibt. Evergreen zieht ihre Brille ein
kleines Stück von ihrer Nase und ein Augenblinzeln später…
...passiert nichts.
Evergreen bleibt wie erstarrt stehen, als sich der Bär von Frieds Attacke löst und auf sie zuspringt.
„Ein magischer Bär?“, entfährt es ihr und Bixlow äußert amüsiert
„Oder ein blinder Bär?“ Fried fängt an zu lachen, aber Evergreen hat wirklich Mühe und Not den Angriffen des Bären auszuweichen
„Also blind sieht der nicht aus… Jetzt unternehmt gefälligst was!“, kreischt sie, als sie sich in die Luft erhebt.
„Babies“, brüllt Bixlow, immer noch ein Lachen unterdrückend, als seine Holzpüppchen das Feuer auf den Bären eröffnen.
„Solid
Script: Hole“ Levy schleudert ihr magisches Wort dem Bären vor die Füße
und dieser gerät ins Straucheln und fällt tatsächlich hinein.
„Gute
Idee“, erntet sie dafür ein Lob von Evergreen, die mit ihrem
Koboldfeuer den Bären endgültig außer Gefecht setzt und dann wieder
neben ihren Partnern landet.
Lange Zeit für eine Verschnaufpause
bleibt den Vieren aber nicht. Nur einige Sekunden nach dem Sieg über den
Bären werden sie von einem Schwarm magischer Hornissen angefallen.
„Lauft,
das sind zu viele“, kreischt Bixlow und stürmt Haare raufend ins
Dickicht. Doch Evergreen und Fried denken gar nicht daran auf ihren
Freund zu hören. Mit wenigen Schlägen ist der Schwarm niedergerungen und
Levy starrt ihre Teamkollegen entsetzt an.
„Bixlow hat panische Angst vor Hornissen“ schmunzelt der Grünhaarige und die drei Magier preschen ihrem Kameraden hinterher.
An
einem kleinen Bach auf einem Stein sehen sie Bixlow sitzen, seine
Babies besorgt umherschwirrend. Immer noch nach Luft ringend ordnet er
seine Maske.
„Erledigt“
Ein knappes Statement von Evergreen reicht aus um ihn zu beruhigen.
„Was haltet ihr von einer Mittagspause?“ Kaum zu Ende gesprochen, beginnt die Erde erneut zu beben.
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Kapitel 13 Das kann ja heiter werden!
Wie lautes Donnergrollen kriechen die Geräusche durch Mark und Bein der vier Magier.
„Was ist das?“, fragt Levy zitternd und sucht Schutz hinter Fried, der sein Katana angriffsbereit in den Händen hält.
Nichts ist zu sehen, nur das Schwanken der Erde ist ein düsteres Vorzeichen eines herannahenden Kampfes.
„Es
muss groß sein“, murmelt Evergreen vor sich hin, angespannt in den Wald
starrend. Sie ist sich sicher, dass das, was da grade auf sie zukommt,
nichts Gutes sein kann.
Ein Grollen zieht sich durch die Baumkronen
und Bixlows Babies, zu einem Marterpfahl aufgestapelt, schauen ihren
Meister unsicher an.
„Nicht mal zwei Stunden unterwegs und schon wieder ein Kampf? Das kann ja heiter werden“, brummt der Maskierte.
Alle vier schauen entsetzt in das Dickicht des Waldes, während die Ausschläge des Untergrunds immer weiter zunehmen.
„Das
gibt ja….“ Fried unterbricht seinen Satz. Mit lautem Krächzen werden
Bäume entwurzelt, mit lautem Krachen dringt das Geräusch zerberstender
Baumstämme an sein Gehör.
„Ein riesiger Gorian!“ kreischt die zierliche Blauhaarige auf und weicht immer weiter zurück.
„Bären, Hornissen und jetzt das…“, jammert Evergreen und erhebt sich in die Luft
„Yosei Kiju: Leprechaun“
Sie ist die Erste, die den Gorian attackiert.
„Babies!“, greift nun auch Bixlow ins Kampfgeschehen ein.
„Solid Script: Water“
„Yami no Écriture: Itami“
Bevor
der Gorian überhaupt eine Chance hat, zu reagieren, treffen die
vereinten Angriffe des Fairy - Teams und ringen ihn zu Boden.
Freudestrahlend
springt Levy auf und hält Bixlow ihre Hand für ein High-Five entgegen,
als sich der Waldbewohner wieder regt. Ein dunkles Lachen entfährt ihm,
als er sich aufrichtet.
„Damit wollt ihr mich verletzten?“ Spöttisch deutet er auf Frieds Katana, welcher daraufhin empört schnaubt.
Keine Sekunde später wendet das Ungeheuer seinen Blick zum Rest der Gruppe und fixiert Evergreen.
„Dich nehm‘ ich mit und mache dich zu meiner Frau“, grollt er und packt der Brünetten an den Kragen.
Diese zappelt wie wild herum, als er sie näher zu sich heranzieht.
Plötzlich ist alles still.
Evergreen stockt der Atem und nach einem tiefen Seufzer wendet sie sich an den Gorian.
„Ach,
heiraten? Weißt du überhaupt welche Augenfarbe ich habe? Das muss mein
zukünftiger Mann schon wissen.“, schnalzt sie ihm süffisant entgegen und
nimmt ihre Brille von der Nase.
Sie hat einen Plan, aber der muss sofort funktionieren, sonst sind sie wahrscheinlich verloren.
„Zeig doch mal!“, mault der Gorian, der verzweifelt in Evers geschlossenen Augen nach der passenden Antwort sucht.
„Schau mir tief in die Augen und merk sie dir“ umschmeichelt sie den Waldbewohner und hält seinen Blick.
Keine Sekunde später ist das Ungeheuer zu Stein verwandelt.
„Ever!!!“
Brüllt Bixlow enthusiastisch und auch Fried nickt anerkennend. Levy
ist tief beeindruckt von dem Einfallsreichtum ihrer Partnerin und fühlt
einen kleinen Stich in ihrem Herzen.
Wenn sie doch auch nur ein wenig so wie sie wäre, vielleicht würde Gajeel….
Empörtes Gekreische reißt die Scriptmagierin aus ihren Gedanken.
Evergreen hängt immer noch in der Luft, ihr Kleid eingeklemmt zwischen den versteinerten Fingern der Gorianpranke.
Fried
und Bixlow liegen vor ihr und rollen sich vor Lachen auf dem Boden.
Tränen laufen ihre Wangen hinunter, während sie verzweifelt versuchen
sich aufzurappeln, um ihre Freundin aus der misslichen Lage zu befreien.
„Hört auf mit dem Scheiß und holt mich hier runter!“ quiekt die
selbsternannte Fee aufgebracht und landet wenige Sekunden später
ungebremst auf Bixlows Bauch.
Dieser schaut sie entsetzt an und auch Frieds Gelächter erstirbt abrupt.
Sie
vernehmen ein gewispertes „Entschuldige“ und wenden sich zu Levy, die
etwas entfernt stand und eben mit ihrer Schriftmagie einen Eisenbrocken
erzeugt hat, um die Finger der steinernen Faust zu zertrümmern und somit
Evergreen zu befreien.
„Wir haben nicht mal die zweite Etappe unserer Reise hinter uns und schon ist mein Kleid kaputt“ jammert die Brünnette
„Das kann ja heiter werden“
Stumm wandert der kleine Trupp weiter durch den Wald.
Levy ist die Stille sichtlich unangenehm.
Immer wieder sieht sie zu ihren Partnern auf, die schon jetzt diverse Blessuren aus den Kämpfen davongetragen haben.
Evergreens
Kleid hängt hinten im Nacken schon in Fetzten und der Gorian hat mit
seiner Pranke deutliche Spuren auf ihrem Hals hinterlassen.
Bixlows
Maske ist bereits verschrammt und der Stoff, der sein Kinn bedeckt ist
eingerissen und auch Fried sieht mitgenommen aus.
Eine der Hornissen hatte ihn am Arm erwischt, sodass er nun einen kleinen Verband trägt.
Levy versucht ihre Tränen zu unterdrücken und schluchzt leise auf.
„Was ist denn los?“ fragt Fried besorgt und auch die anderen Beiden schauen sie beunruhigt an.
„Ich…“ Ihre Stimme zittert,
„Ihr…“
Sie ringt um jedes einzelne Wort und versucht krampfhaft ihre Fassung zu wahren.
„Es
tut mir so leid, dass ihr wegen mir solche Umstände habt“ schniefend
reibt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel und starrt ihre Freunde
an.
Die entsetzten Gesichtsausdrücke weichen sanfteren und Bixlow legt der zierlichen Blauhaarigen seine Hand auf die Schulter.
„Fried ist hier, weil er hier sein will dieser neugierige Bastard.
Ich bin hier, weil ich Angst vor Gajeel hab, sollte er erfahren, dass ich euch zwei hab alleine gehen lassen und
Evergreen ist hier, weil sie sich nicht traut Elfman auf eine Mission einzuladen“
Die Schamröte steigt der Brünetten in die Wangen und Levy kann ein kurzes Auflachen nicht verbergen.
Sie ist froh, dass die drei bei ihr sind.
Ehrlich.
Nach
einigen Irrwegen, stehen die vier nun am Rande des Waldes. Levys Blick
wandert den steilen Abhang an ihren Füßen hinunter und schweift dann in
die Ferne.
Vor ihnen liegt eine steinerne Wüste.
Ein Ödland, mit
trockenen, toten Sträuchern bewachsen, ohne einen Hinweis auf Wasser
und Leben. Lediglich ein paar schwarze Geier schweben hoch oben in der
Luft, auf der Suche nach Aas und verwesten Überresten.
Ein kalter
Schauer läuft ihren Rücken hinunter. Mit zusammengepressten Augen
versucht sie, ein Ende der verdorrten Landschaft zu erkennen, doch die
gleißende, heiße Sonne hindert sie daran.
Ihr Ausblick ist schier unendlich.
Besonnen faltet der Grünhaarige eine kleine Karte auf.
„Nach Osten“ zeigt er die Richtung an.
„Das
Ödland ‚Dessergeon‘ zieht sich über hunderte Kilometer von Ost nach
West. Wenn wir uns jetzt östlich halten, sind wir in fünf Stunden am
Hang des Eisenbergs.“
Zustimmendes Nicken seitens der Kameraden veranlasst den Magier, die Karte wieder in seine Tasche zu packen.
Mit missmutigem Schnauben fällt sein Blick auf den restlichen Proviant. Sie haben kaum noch Wasser.
Das kann ja heiter werden.
Wie Perlen an einer Kette, hangeln sich die vier Magier langsam an der dicht bewachsenen Felswand hinab.
Meter
für Meter scheint dabei die Trockenheit des Geländes zuzunehmen und das
Leben der Natur zu entschwinden, denn die zu Beginn saftig grünen
Lianen, sind starren Ästen und Wurzeln gewichen.
Es kommt ihr vor,
als hängt sie schon Stunden senkrecht in der Luft, ihr Arme schmerzen
und ihr zierlicher Körper ist übersät mit Kratzern und Striemen die das
verdorrte Gestrüpp hinterlassen haben.
Zaghaft wagt sie einen Blick nach unten.
Evergreen
flattert wie ein Schmetterling auf ihrer Höhe und achtet wie ein Adler
darauf, dass ihre Teamkameraden sich nicht vertreten oder Abrutschen.
Immer wieder hört Levy ihre aufmunternden Worte und beißt die Zähne zusammen.
Ein weiterer Blick verrät ihr, dass sie es fast geschafft hat, als sie ein Geräusch hört.
Wie das Schlagen von großen Schwingen dringt es an ihr Ohr und ihr Atem stockt.
„Nicht
schon wieder“ stöhnt Fried auf, der sich nun auch Flügel herbeizaubert.
Über ihnen schwebt eine Harpyie, bestimmt so groß wie Lily in
Kampfform, und erzeugt regelrechte Windböen mit ihren Flügelschlägen.
Levy
starrt mit offenem Mund in die Violetten Augen des Ungetüms, als sich
dieses ohne weitere Vorankündigung auf die kleine Gruppe am Felshang
stürzt. Levy schließt die Augen, atmet durch und hofft, dass ihr Ende
nicht allzu schmerzhaft sein wird, als sie das Klirren von Metall
wahrnimmt.
Fried hat sich vor sie gestellt und den Angriff mit seinem Katana abgewehrt.
„Sieh
zu, dass du runter kommst“ faucht er und stößt das vogelartige Wesen
zurück. Levys Blick wandert in Sekundenschnelle zu Boden und dann wieder
hoch.
„Solid Script: Feather Pillow“
Mit angehaltener Luft
lässt sich die Blauhaarige fallen. Die schwarzbraun bewachsene Felswand
fliegt regelrecht an ihr vorbei und auch an Bixlow, der sie mit offenem
Mund anstarrt, fällt sie entlang, bis sie unsanft auf einem riesigen
Federkissen landet.
Eigentlich hat sie sich die Technik ausgedacht,
um bessere Chancen bei den Kissenschlachten im Mädchenwohnheim zu haben,
doch hier schien es ihre beste Variante zu sein, heil und zügig wieder
festen Boden unter die Füße zu kriegen.
Mit lautem Poltern landet auch Bixlow in dem weißblauen Kissen.
„Nette Idee“ grinst er sie an, während er sich aufrappelt.
„You can, Babies“ schickt er seine Partner Fried und Evergreen zu Hilfe.
„Das
ist nicht unser Kampf, das sollen die Vögel besser unter sich klären“
schmunzelt er Levy zu und beide starren zu dem Schauplatz im Himmel,
eine Hand als Sonnenschutz an die Stirn gelegt.
Immer wieder stürzen die Kontrahenten gegeneinander, sichtlich erschöpft, dennoch haben Fried und Ever die Oberhand.
„Yami no Écriture:…“
„Yosei Kiju:…“
Mit
jedem Treffer lichtet sich das Federkleid der Harpyie. Sie verliert
immer mehr an Höhe. Die Angriffe von Bixlows Puppen treffen das
Dunkelwesen am Kopf, sodass es zurückgeschleudert wird, und mit lautem
Donnern an die Felswand kracht.
Die zerzausten Flügel verheddern
sich im ausgetrockneten Gestrüpp und laut kreischend um sich schlagend
manövriert sich das Tier in die Bewegungslosigkeit.
Mit einem letzten Schlag schickt Fried die Harpyie in die Bewusstlosigkeit und landet lautlos neben seinem Team am Boden.
„Wollen
wir weiter?“, fragend richtet sich der Grünhaarige an seine Partner die
eifrig nicken, denn Harpyien sind eigentlich keine Einzelgänger und
noch mehr können und wollen sie nicht kämpfen.
Levy hebt ein Paar
schwarze Federn auf und verstaut sie sorgsam in ihrer Tasche bevor sich
das Team mit einem mulmigen Gefühl ins offene Gelände wagt.
„Jedenfalls sehen wir hier die Gegner sofort“ versucht Evergreen positiv hervorzuheben.
„Das kann ja heiter werden“ antwortet Levy knapp.
Wie oft hat sich dieser Satz heute schon in ihre Gedanken geschlichen?
Der
weitere Weg verläuft zum Erstaunen aller eher ruhig, lediglich eine
Auseinandersetzung mit den Aasgeiern brachte einen kleinen Kampf mit
sich, sodass sie ohne weitere Verletzungen am Eisenberg ankommen.
Dieser reckt sich aus dem Boden steil gen Himmel und seine Spitze ist versunken in dichten, dunklen Wolkenschwaden.
Das nun rote Licht der Abendsonne taucht den Riesen in ein warmen Ton.
Fried verteilt den Rest des Wassers unter ihnen und mit letzter Kraft wagen die vier Magier den harten Aufstieg.
Erschöpft erreichen sie das erste Hochplateau auf der sich eine riesige, freiliegende Wiese erstreckt.
Mit
offenen Mündern und Tränen der Verausgabung starren sie nun auf ein
riesiges Blütenmeer, das fast das komplette Grün der Wiese schmückt.
Die
sonst metallisch farbigen Knospen schimmern in der Abendröte bronzen
und mit leuchtenden Augen lässt sich Levy sinken um eine Pflanze zu
pflücken.
Es wirkt, als sei die Situation einem Gemälde entsprungen.
Zufrieden betrachten die Raishinshu die zierliche Magierin und genießen den Anblick.
Völlig übermüdet suchen sie sich kurze Zeit später unter nahe stehenden Bäumen einen Rastplatz.
Sie
brauchen den Mitternachtstau und bis dahin mussten sie noch ein paar
Stunden ausharren. Während sie auf den Tageswechsel warten, beschließen
sie, sich eine Ruhepause zu gönnen.
An den Baumstamm einer dicken Eiche angelehnt, schläft das Team um Levy ein.
Keiner von ihnen bemerkt die stechenden, grünen Augen, die sie aus einem Gebüsch heraus beobachten.
________________________to be continued_____________
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