Das bin ich

No Remains

Anime: Fairy Tail
Charaktere: Gajeel + Levy
Gastauftritte: Juvia + Pantherlily
Bonussidestories: Elfman + Evergreen
Kapitelanzahl: noch offen
Veröffentlicht auch auf FF und Animexx

So, hier meine erste richtig lange Geschichte. Ich habe mir lange den Kopf über die einzelnen Kapitel zerbrochen und bin mit dem gesamt Ergebnis eigentlich ganz gut zufrieden.


Einzelne Kapitel lade ich in regelmäßigen Abständen hoch.

Disclaimer: Die Charaktere gehören Hiro Mashima die Geschichte ist auf meinen Mist gewachsen.

Viel Spass
Eisregen

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Kapitel 1 Der Auftrag



Nächtliche Stille umgibt das große Gebäude in Magnolia. Die Gilde, in der es sonst immer so laut ist, wirkt um diese Zeit wie ausgestorben. Kein Licht brennt, erhellt wird der Innenraum nur durch das fahrige, silbrige Licht des vollen Mondes. Er taucht den Schankraum in ein mystisches Antlitz und lässt die abgewetzten Bänke wie eine himmlische Ruhestätte aussehen. Die großen Fässer hinter der Theke wirken in dieser Atmosphäre wie Monster die über den großzügigen Tresen wachen, aber nichts rührt sich, sie haben keine Aufgabe. Seit dem Daimatou Enbou gehört die Gilde wieder Fairy Tail und auch das seit 7 Jahren verwaiste Requestbord quillt nun endlich wieder über vor Auftragszetteln. Die Mitglieder vermehren sich stetig und Fairy Tail findet nun endlich wieder zu seiner gewohnten Lautstärke zurück. Ganz nebenbei darf man erwähnen, dass das ein Fakt ist den die Anwohner natürlich nicht so überragend finden.
Heute Nacht ist aber etwas anders als sonst. An einem kleinen Tisch, in der Nähe der Bücherei sitzt eine zierliche Magierin. Das Licht der Sterne tanzt auf ihren blauen Locken, die ihr wirr im Gesicht hängen. Sie hat sich das Haarband um das Handgelenk gebunden und ihre Stirn auf der Tischplatte abgelegt. Nur das leise Schnaufen verrät, das sie nicht eingeschlafen ist. Tränen laufen ihre Wangen hinab, als sie an heute Mittag denkt.

„Ich werde Levy beschützen!“ brüllt Droy durch den ganzen Raum. „Nein ich werde das machen“ krächzt Jet, der schon seit einigen Minuten von Droy in den Schwitzkasten genommen wurde. Levy rollt die Augen. Sie hat sich einen Auftrag ausgesucht, nur einen kleinen. Es wurde lediglich jemand gebraucht der ein altes Schriftstück entziffern konnte. Die Belohnung ist nicht sehr hoch, aber das Buch, das versprochen wurde, fehlt noch in der Sammlung der Scriptmagierin. Eigentlich hatte die zierliche Magierin vor, diesen Auftrag alleine zu erledigen, doch der Master bestand darauf, dass sie jemand begleitet. Lauthals protestierend stapft sie zu ihrem Tisch, als Mirajane ihr die Hand auf die Schulter legt. „Wir machen uns doch bloß alle Sorgen um dich“

Schniefend hebt die zierliche Blauhaarige den Kopf. Es ist zum verrückt werden. Warum hält sie nur jeder für schwach? Warum traut ihr denn niemand zu, auch mal einen Auftrag ganz alleine zu erledigen? Geräuschvoll klatscht ihre Stirn wieder auf die Tischplatte. Levy muss sich zusammenreißen, damit sie nicht vor Schmerz aufschreit. Zum Verrückt werden ist das alles.
In ihrem Kopf beginnt es sich zu drehen, als würde sie unaufhörlich in einem Karussell sitzen. Sie erinnert sich wieder an das Gespräch mit Gajeel auf Tenrou Jima. Naja, Gespräch konnte man das kaum nennen, er motze die ganze Zeit nur rum, weil er sich lieber prügeln wollte als Schnitzeljagd zu spielen. Vor Wut schnaubend ist sie damals vor ihm geflüchtet und in die Arme von Grimmore Heart gelaufen, doch er hatte sie im letzten Moment retten können.

„Es ist schwer jemand so kleinen wie dich im Wald zu finden“

Dieser Satz wiederhallt in ihren Gedanken. Ja ich bin klein, und ich bin auch schwach, aber wieso geben sie mir nicht die Chance mich zu verbessern, stärker zu werden?
Tränennasse Augen starren auf einen zerknitterten Zettel in ihrer kleinen Hand. Sie hatte sich diesen Auftrag schon vor Stunden ausgesucht, traute sich aber nicht, ihn offiziell genehmigen zu lassen. Das Dorf Toboe ist in Schwierigkeiten, ein Rudel wilder Wolfsdämonen reißt die Schafe und Ziegen vieler Bauern und niemand schafft es Herr über die Lage zu werden. Aufgrund der magischen, reißerischen Kraft der Wolfszähne wandte sich der Dorfälteste an Fairy Tail. Schnaubend verhärtet sich Levys Griff um das kleine Stück Papier. Sicherlich wird es schwierig werden, ein ganzes Rudel Wölfe alleine zu stoppen, doch sie ist überzeugt davon, dass sie es schaffen kann. Was soll denn großartiges passieren?

Voller Enthusiasmus springt die Scriptmagierin von ihrem Platz auf, ihr Stuhl kippt dabei geräuschvoll zu Boden. Durch die Stille der Nacht, die sich über den Schankraum legt, hörte es sich wie tiefes, schepperndes Donnergrollen an und die Blauhaarige fährt leicht zusammen. Im nächsten Moment presst sie ihre Zähne aufeinander und schnaubt betreten die Luft zwischen ihnen hindurch. Das kann ja noch heiter werden, wenn selbst ein zu Boden fallender Stuhl ihr Herzklopfen und eine Gänsehaut bereitet. Doch ihre Sturheit siegt, sie wird den anderen schon zeigen, was in ihr steckt. Mit diesen Gedanken verschwindet das zierliche Geschöpf in der Bibliothek.

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Was soll ich nur mitnehmen?  Rätselnd steht die junge Frau vor den großen Regalen. Sie ist froh, dass der reichhaltige, literarische Schatz der Gilde noch existiert und die Jahre unbeschadet überstanden hat. Die Bibliothek in der kleinen Mühle, die der Gilde einige Jahre als Dach über dem Kopf diente, fasste nur einen Bruchteil dessen, was sie jetzt vorfindet. Mit zusammengekniffenen Augen wandert ihr Blick zielstrebig über die verschiedenen Titel, gelegentlich greift sie zu, sodass sich ein kleiner Stapel ausgewählter Werke auf dem Schreibtisch hinter ihr sammelt. Nur noch das da, und dann ist sie für ihre Reise gut ausgestattet.

Voller Stolz betrachtet Levy ihr Werk und schluckt, als sie versucht den kleinen Berg Bücher anzuheben. Vielleicht sollte sie doch besser eine kleinere Auswahl treffen. Mit ihrem Notizbuch und der Sturmlesebrille bewaffnet, macht sich die zierliche Blauhaarige über den Bücherstapel her, um nur die wichtigsten Informationen zu speichern und somit das Gewicht für ihre Reise zu verringern. Als sie das nächste Mal auf die Uhr schaut, ist es bereits weit nach Mitternacht. Zügig packt sie die zwei verbliebenen Bücher und ihre Notizen in die kleine Tasche und sprintet die Treppen zum Schankraum hinauf. Sie will los, bevor die anderen wieder hier sind, niemand soll sie aufhalten.

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Der Bahnhof in Magnolia ist um diese Zeit nahezu menschenleer. Nur am Informationsschalter sitzt ein älterer Herr. Er sieht sehr müde aus und überreicht Levy den Fahrschein mit einem mürrischen Seufzen. „Da hinten geht es lang“ sein Blick ist fortwähren auf den Tresen gerichtet. Die Magierin nickt zum Dank und mit kleinen Schritten macht sie sich auf den Weg zu den Gleisbetten. Es ist drei Uhr in der Nacht und ein kalter Wind umspielt die zierliche Statue der jungen Frau. Sie fröstelt und reibt sich abwesend an den Oberarmen um sich zu wärmen.

„Ich mach dich groß“

Sie weiß nicht warum ihr Gajeel grade jetzt in den Sinn kommt. Sie hat die Szene bestimmt schon tausende Male in ihrem kleinen Kopf wiederholt. Ein zarter Rotschimmer ziert ihre Wangen und ein seichtes Lächeln umschmeichelt ihre Mundwinkel. Ja, sie wird groß werden, das hat sie sich vorgenommen. Mit diesem Auftrag wird sie es allen beweisen. Allen, und vor allem ihm. Der Rotschimmer wird nun deutlicher. Sie würde ihm zeigen, wie stark sie ist und vielleicht würde er ihre Gefühle daraufhin erwidern.

Unruhig schweift Levys Blick zwischen ihrer Fahrkarte und den Gleisnummern hin und her. Weit hinten in der Dunkelheit scheint ihr Bahnsteig zu sein. Es ist nur schwach beleuchtet, aber mit einem erleichterten Seufzen stellt sie fest, dass ihr Zug bereits eingefahren ist. Mit eiligen Schritten erreicht sie den Einstieg und nähert sich ihrem Abteil. Der Zug ist fast leer, sodass sie sich einen Platz aussuchen kann. Verdächtig knarzend biegt sich der kleine Tisch vor ihr, als sie ihre Bücher auf ihm platziert. Die Fahrt wird einige Stunden dauern und sie hat sich vorgenommen, noch ein wenig über die Wolfsdämonen zu recherchieren. Als der Zug endlich mit einem sanften Ruck losfährt, hat sie bereits die Hälfte des Buches gelesen und lehnt sich zerknirscht auf ihrer Bank zurück. Mit einem mulmigen Gefühl macht sie sich ein erstes Mal allein auf den Weg, nur der Mond ist ihr Begleiter, während sie langsam in einen tiefen Schlaf sinkt.

Während die Sonne langsam aufgeht, reckt sich die zierliche Magierin auf ihrer Bank. Schlaftrunken schaut sie aus dem Fenster. Die Umgebung ist ihr fremd, es sieht sehr ländlich aus und die vielen Wiesen und Felder sind von saftig grünen Wäldern umrahmt. Mit zugekniffenen Augen packt Levy die Bücher zusammen. Sie hat nicht sonderlich gut geschlafen, in ihren Träumen haben sie die Wolfsdämonen heimgesucht, von denen sie zuvor gelesen hat. Klatschend schlägt sie sich ihre Hände an die Wangen. Es wird nicht so schlimm werden.

Rumpelnd kommt der Zug zum stehen. Auf dem Bahnsteig stehend, atmet sie tief durch, die kühle Morgenluft belebt ihren Körper und ihren Geist und während sie sich noch die Tasche auf schultert, sieht sie sich bereits nach einer kleinen Karte um, die ihr den Weg ins Dorf zeigen könnte.

Schmale Schotterwege führen sie durch eine atemberaubende Landschaft. Der Wegrand ist dicht bewachsen, der hohe rote Klatschmohn hebt sich leuchtend vom saftigen Grün der Gräser ab. Weite Schafweiden erstrecken sich links und rechts neben der Wanderstrecke und vermischen sich am Horizont mit einem strahlend, blauen Himmel. Sehr lange braucht Levy nicht zu laufen. Schon nach einer halben Stunde kann sie die Weidendächer der kleinen Holzhütten vor sich erkennen. Sie beschleunigt ihren Schritt, jetzt ist es endlich soweit.

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Besonders sympathisch war ihr der Dorfälteste nicht. Er beschwerte sich gleich zu Beginn des Gesprächs darüber, dass man ihm ein kleines, schwaches Mädchen geschickt habe und seine Probleme wohl nicht ernst genug nimmt. Levy musste sich sichtlich zusammenreißen um dem Alten nicht ihre Meinung zu geigen. Dennoch zeigt ihr der alte Mann auf einer Karte in welchem Wald sie die Wolfsdämonen finden könne. Er hält ihr auch gleich triumphierend die Belohnung, die auf sie warten würde, falls sie es wirklich schaffen sollte, unter die Nase. Augenrollend bedankt sich die zierliche Magierin bei ihm und verlässt seufzend die kleine Hütte. Ihr Blick schweift durch das Dorf, es war wirklich klein, aber wundervoll umrahmt von saftig grünen Weiden und mit bunten Blumen besprenkelten Wiesen. Die Häuser waren aus Holz und Lehm gebaut und wirkten beruhigend und einladend auf die Blauhaarige. Levy atmet tief ein, versuchte die ganze Luft, die ganze Atmosphäre in sich aufzunehmen, es fühlt sich herrlich an. Nach ein paar Minuten besann sie sich wieder auf ihre Situation und entfaltet die Karte, die ihr der alte Mann überlassen hatte, in ihren Händen.

Nun geht es also los, denkt sie, auf in den Wald Tsumei.
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Kapitel 2 Die Höhle


Schlagartig ist das Stimmungshoch, auf dem die zierliche Magierin schwebte, in den Keller gesunken. Während sie über die Felder schlenderte, war noch alles in Ordnung gewesen. Der schmale Schotterweg führte sie durch Rapsfelder, die so golden leuchteten, dass sie sich die Augen zu halten musste, über Weiden, auf denen Schafe grasten, deren Wolle nicht kuscheliger aussehen konnte und über Wiesen, die bunter nicht hätten sein können.

Doch nun steht sie vor ihm, dem großen, dunklen Wald Tsumei. Ein ungewöhnlicher, modriger Geruch kriecht in ihre Nase und eine unheimliche, kühle Brise schlägt der Blauhaarigen entgegen. Sie fröstelt, bekommt eine Gänsehaut und sie spürt, wie die Entschlossenheit, die sie noch vor wenigen Stunden verspürte, langsam aus jeder ihrer einzelnen Muskelfasern entfleucht. Sie gruselt sich, schon vom bloßen Hinsehen und der Gedanke daran, diesen Wald zu betreten, lässt ihren Blutdruck steigen. ‚Wenn doch nur Gajeel hier wäre‘, so schnell der Gedanke kam, so schnell schiebt sie ihn wieder bei Seite. Mit straff gespannten Schultern und erhobenem Kinn, setzt sich Levy in Bewegung.
‚Ich schaff das, ich kann das‘.

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Schon seit Stunden irrt sie nun schon durch den Wald, die Karte hat sie mittlerweile in ihre rote Umhängtasche gestopft, helfen kann sie ihr eh nicht mehr. Levy hat aufgegeben, in ihr den richtigen Weg zu suchen, sie hat sich verlaufen. Missmutig lässt sie sich auf einem der zahlreichen, umgestürzten Baumstämme sinken. Der Wald ist verflucht unübersichtlich. Überall sind Wege durch herabgestürzte Äste und riesige Baumwurzeln blockiert und neue Trampelpfade entstanden. Die blauhaarige Magierin sieht sich um, der Waldboden ist dicht mit Moos bewachsen und kleine sowie große Abdrücke auf den schmalen Pfaden lassen eine reiche Artenvielfalt der verschiedensten Wesen vermuten. Das fahle Sonnenlicht, das durch das dichte Blätterdach auf die Szenerie fällt, taucht ihre Umgebung in ein unheimliches Licht. In ein paar Stunden wird die Sonne untergehen, doch gefunden hat sie weder das Rudel Wölfe noch einen Ausgang.  Überall werfen die umgestürzten Bäume Schatten und die dichten Büsche verdecken die Sicht nur noch mehr. Es ist ein beklemmendes Gefühl, welches von Levy Besitz ergreift. Ein kalter Schauer läuft ihr den Rücken herunter. Als sich eine dichte Wolke vor die Sonne schiebt und auch der Rest Helligkeit den Wald verlässt, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Tränen laufen ihre Wangen herab und vermischen sich mit dem einsetzenden Regen. Wie soll sie hier nur jemals wieder herausfinden. Um nicht noch nasser zu werden, erhebt sich das zierliche Mädchen und taumelt durch das Dickicht des Waldes. Irgendwo muss doch ein Unterschlupf zu finden sein.
Mit letzter Kraft hievt sie sich einen kleinen Abhang hinauf und entdeckt eine dicht bewachsene Felsspalte. Ohne zu zögern schiebt sie ihren schmalen Körper hindurch.

Alles ist dunkel, Levy kann ihre Hand kaum noch vor Augen sehen. „Solid Script: Light“ ein heller Schriftzug erscheint vor ihr und beleuchtet die kleine Höhle. Erleichtert, dass sich keine wilden Tiere in ihr befinden, lässt sich die Blauhaarige auf einen Stein sinken. Ihr ist kalt und sie zittert am ganzen Körper. Mit einem Kopfschütteln versucht sie, die wieder aufkommenden Tränen zu vertreiben und sammelt getrocknete Reste zusammen, die sie in der Höhle finden kann. Kleine Äste und auch Laub, welches der Wind hier hereingeweht haben muss. Nur wenige Minuten später prasselt ein kleines Feuer in der Mitte und taucht die Umgebung in ein warmes Licht. Levy wärmt sich ein wenig daran bevor ihre Gedanken sie zurück in die Realität holen.

‚Schutz‘ denkt sie und kramt in ihrer kleinen Tasche nach ihrem magischen Stift. Natürlich war Freed ihr, was Runenschreibung angeht, weitaus überlegen, doch um sich während des Unwetters und in der Nacht zu schützen, reichten Levys Kenntnisse mindestens aus. Sofort macht sich die Magierin an die Arbeit. Laut seufzend und geschafft lässt sie sich neben das Feuer sinken. Die wohlige Wärme trocknet ihr feuchtes Kleid und sie spürt wie sich ihre Muskulatur langsam entspannt. Müde fällt sie in einen unruhigen Schlaf.


<< Eine warme Hand streicht über ihre Wange. Levys Herz beginnt schneller zu schlagen. Mit einem festen, leidenschaftlichen Ruck zieht er sie näher an sich heran. Ihr stockt der Atem, als sie seine feste, durchtrainierte Brust berührt. Unter seinem Shirt zeichnet sich jede Faser seiner Muskulatur einzeln ab. Levy spürt wie die Hitze in ihre Wangen schießt. Als sie den Kopf leicht neigt um ihren Gegenüber besser ansehen zu können, sieht sie wie auch seine Wangen von einem leichten, zarten Rotschimmer umspielt werden. Seine stechenden, roten Augen liegen auf ihren, sein Blick ist durchdringlich, aber sanft. Levy hat das Gefühl ihr Herz überschlägt sich in ihrer Brust, als seine Lippen immer näher auf sie zukommen. „Gajeel…“ haucht sie.>>
Im nächsten Moment ist alles schwarz.

Mit klopfendem Herzen schlägt Levy die Augen auf, sie braucht ein paar Minuten um sich zu orientieren. Ihr Brustkorb scheint zu zerbersten und ihre Hände schwitzen. Warum kann sie diesen Eisendrachen nicht aus ihren Gedanken und aus ihren Träumen verbannen. Ein leichtes Lächeln ziert die Lippen der kleinen Scriptmagierin. Mit dem Rücken zum Feuer, kuschelt sie sich wieder in ihre Decke und schläft ein, ihr Herz immer noch pochend, ihre Gedanken noch immer bei Gajeel.

<< Sonnenstrahlen tanzen auf einer grünen Wiese. Im Hintergrund rahmen Kornblumen Felder und sattgrüne Büsche die kleine Fläche ein. Der helle Sandweg glänzt in der Sonne wie ein Fluss aus purem Gold. Lautes Lachen ist zu hören, das eine hell und klar, das andere rau und dunkel. „Du kriegst mich nicht“ ruft sie ihrem Jäger zu. Ihr blaues Haar glänzt in der Sonne und ihr oranges Kleid weht im leichten Windzug. Mit strahlendem Lächeln läuft sie im Zickzack vor ihm her und wirft dem jungen Mann aufmüpfige, provozierende Blicke zu. „Und wie ich dich kriege“ raunzt er und bricht in schallendes Gelächter aus.
Der große, dunkelhaarige Magier beschleunigt und umklammert das zierliche Mädchen mit seinen starken Armen. „Hab ich dich endlich“ flüstert er ihr ins Ohr und bedeckt, immer noch hinter ihr verharrend, ihren Nacken mit sanften Küssen. „Das kitzelt“ kichert sie und versucht sich aus seinem schraubstockartigen Griff zu befreien, doch er umschlingt sie nur noch fester.
„Ich werde dich nie mehr gehen lassen“ sein Tonfall ist sanft und sein Blick liegt auf ihrem. Sie strahlt übers ganze Gesicht und küsst ihn zaghaft auf die Wange. Ein Augenzwinkern später findet sie sich auf dem Boden wieder. Sie liegt auf ihm, immer noch in seinen Armen, jedoch sind ihre Lippen nun auf den seinen.
Der Kuss wird immer leidenschaftlicher und vorsichtig bittet seine Zunge bei ihr um Einlass. Ruckartig wirbelt er die kleine Magierin herum und begräbt sie unter sich, seine Lippen immer noch auf ihren. „Ich will keinen Zentimeter mehr zwischen uns“ brummt er in den Kuss und ihr Herzschlag erhöht sein Tempo. Ihr wird heiß und kalt zugleich, als er seinen muskulösen Körper stärker gegen ihren presst. Keuchend löst sie sich von ihm und schaut verklärt in seine Augen. „Levy…“ und wieder umschließen seine Lippen die ihren. Zarte Berührungen an ihrem Oberschenkel lassen ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken laufen, sie sehnt sich nach seinen Berührungen, will ihn spüren.
Ihre Finger bohren sich in seinen Rücken, sie zieht ihn fester an sich, denn Luft will sie ebenso wenig wie er zwischenihren Körpern spüren. Vorsichtig zerrt sie an seinem Shirt und er tut wie ihm geheißen. Seine Wärme spürte sie nun viel intensiver, voller Lust streicht sie ihm über den Rücken und hinterlässt kleine, zarte Kratzspuren und ehe sie es sich versieht, findet sie nun auf seinem Schoß Platz. Er streift ihr das dünne Sommerkleid von den Schultern und betrachtet sie eine Weile. „Du bist so wunderschön…“ seine Worte klingen in ihren Ohren wie Musik und seine Leidenschaft überrennt sie. Sie wollte ihn, hier und jetzt, und wieder treffen sich ihre Lippen…>>
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Kapitel 3 Voller Sorge



Grummelnd schiebt er sich einen schmalen Metallstreifen in den Mund. Seine Laune ist mal wieder auf dem Tiefpunkt. Er hatte vor zwei Tagen ganz genau beobachtet, wie unzufrieden die zierliche Scriptmagierin war, als Sie gezwungen wurde, eine Begleitung mit zu ihrem Auftrag zu nehmen. Er hätte sich am liebsten sofort gemeldet, nur um das doofe Gesicht der zwei Idioten zu sehen, die sich wie immer um sie prügelten. Sie werden wohl nie begreifen, dass Levy nur freundschaftliches Interesse an ihnen hegt. Bei dem Gedanken muss Gajeel grinsen. Doch als er ihr gezwungenes Lächeln und die hängenden Schultern bemerkte, was außer ihm wohl niemand sonst tat, machte er einen Rückzieher. Er wollte nicht der Grund sein, der sie traurig stimmte.

Wenn es nach ihm geht, soll sie immer nur lächeln und fröhlich sein. Zähneknirschend kaut er auf einem weiteren Metallstreifen herum. Hat hier denn außer ihm niemand Augen im Kopf? Levy ist stark, natürlich nicht körperlich, aber sie ist der intelligenteste Mensch den er kennt und er ist sich sicher, dass sie es problemlos alleine geschafft hätte diesen Auftrag zu erfüllen.

Seit diesem Gespräch waren nun zwei Tage vergangen und schnaubend muss er zugeben, dass ihm hier in der Gilde etwas fehlt. „Wie lange kann es denn dauern ein paar Bücher zu übersetzen, bei ihren Fähigkeiten?“ knurrt der Eisendrache und schreckt damit Lily hoch, dessen volle Aufmerksamkeit jetzt, statt auf seinem Kiwi-Shake, bei ihm liegt. Eine helle Stimme hinter ihm antwortet
„Meinst du Levy?“ Mirajane lächelt freundlich. „Sie hat den Auftrag vor zwei Tagen nicht angenommen, weil sie partout keinen Begleiter haben wollte“ Die Bardame schüttelt schmunzelnd ihren Kopf und reicht ihm ein Bier. „Sie ist zwar klein, aber unheimlich stur“ Bei ihren letzten Worten lacht die Magierin kurz auf.
Gajeel beobachtet noch, wie sie wieder hinter der Theke verschwindet, als er sich wieder seinem Teller Eisen und seinem Krug Bier zuwendet.

Pantherlily wechselt irritiert den Blick zur Take-Over -Magierin und wieder zurück zum Dragonslayer. Aber wo ist sie denn dann hin? Gajeel beißt sich auf die Unterlippe und umfasst den Henkel des Kruges fester. Er hasst es, wenn seine Gedanken immerzu bei der Blauhaarigen sind. Es kann ihm doch herzlich egal sein, wo sie sich aufhält, immerhin ist sie eine erwachsene Frau.

„Was denkst du?“ Die Frage des Exceed lässt Gajeel zusammenzucken. „Nichts weiter“ murmelt der Schwarzhaarige seinem Partner zu, der ihn immer noch anstarrt.
„Ich habe sie schon länger nicht gesehen“
Der Exceed versucht seinen Freund aus der Reserve zu locken. Lily weiß, dass wenn es um Levy geht, Gajeel fürchterlich angespannt ist und sich große Sorgen macht.
„Die kommt schon klar“
Zweifelnd lässt der Kater das Geschehen auf sich beruhen und schiebt sich seinen Strohhalm in den Mund, Gajeel schnaubt und setzt den Krug an seine Lippen.

In der Gilde herrscht der übliche Lärmpegel. Natsu und Lucy sind auf einem Auftrag, Wendy ist schon vor einer Weile zu Polyschka aufgebrochen um mehr über Heilkräuter zu erfahren und Gray versucht schon seit Stunden vor Juvia zu flüchten.

Gajeels Blick wandert durch den Schankraum. Wie lange nennt er Fairy Tail nun sein „Zu Hause“? Es kommt ihm wie gestern vor, als er sich im Kreise von Phantom Lord gegen diese Gilde gestellt hatte und außerdem Levy…
Diese Gedanken vernichtet er schnell. Das gehört der Vergangenheit an. Es gilt das hier und jetzt. Denn mittlerweile fühlt er sich richtig wohl, das würde er allerdings niemals zugeben.

Sein Blick bleibt bei Elfman und Evergreen hängen. Beide scheinen sich verstecken zu wollen, denn sie haben sich in die hinterste Ecke des Raumes verzogen. Blödsinn, denkt Gajeel nur. Jeder weiß doch, dass die beiden voll aufeinander abfahren.
Dennoch kann Gajeel nicht weghören, als er Elfman wimmern hört.


„Bitte Ever, verzeih mir, ich wollte deine Statue doch nicht kaputt machen. Aber in deinem Zimmer ist so wenig Platz für so einen starken Mann wie mich.“ „Bist du irre? Du hast dich aufgeführt wie ein Elefant im Porzellanladen, du und dein männliches Gehabe. Das wirst du mir noch teuer bezahlen“
Evergreen scheint sichtlich bemüht nicht zu laut zu kreischen. „Männliches Gehabe ist männlich“ entfährt es dem Weißhaarigen und im nächsten Moment klatscht es. Evergreen hatte ihm im Affekt eine Ohrfeige verpasst. „Ever…“ Scheinbar scheinen Elfman die Worte zu fehlen.
Auf seiner Wange prangt ein großer, roter Fleck.
„Du. Heute um drei. Im Park. Das mit meiner Statue wirst du büßen. Du wirst so lange für Sergio in Pose stehen, bis er eine ordentliche Kopie von dir anfertigen konnte“
Mit einem süffisanten Grinsen dreht sich Evergreen auf ihrem Absatz herum und stapft die Treppe zu den zwei anderen Raishinshu hinauf.

„Modellstehen ist männlich“ seufzt Elfman mit hängenden Schultern und begibt sich auf den Weg zu seinen Schwestern, die hinter der Theke stehen und Getränke rausgeben.


Schnaubend versucht der Dragonslayer ein Lachen zu unterdrücken. Männlich. Betrübt wandert sein Blick zu den Pforten der Gilde. Er hofft immer noch, dass sie gleich die Türen aufstößt und hereintritt, so wie sie es immer tut und dann allen dieses zauberhafte Lächeln schenkt, dass sie immer auf ihren Lippen trägt.

Zähneknirschend wird sich der Magier seiner Gedanken bewusst, die sich immer noch um die zarte Scriptmagierin drehen. Mit beiden Händen massiert er seine pulsierenden Schläfen. Nichts als Kopfschmerzen bekommt er davon. Diese verdammten Tagträume, die sich nur um sie drehen, dennoch kann er den Blick nicht vom Eingang abwenden.

Ein lauter Knall lässt ihn aufschrecken. Die beiden Flügel der großen Türe wurden aufgestoßen und der Schwarzhaarige erkennt Jet und Droy. Wimmernd begeben sich die beiden Idioten, wie Gajeel zu sagen pflegt, auf die Theke zu, hinter der Mirajane mit ihrem typischen Augenzwinkern Gläser abtrocknet.

„Was gibt’s denn Jungs?“ Er ist sofort hellwach und auch Lily scheint nicht entgangen zu sein, dass sich die beiden ungleichen Magier, die sich auf die Barhocker plumpsen lassen, heute irgendwie anders sind als sonst.
Gajeel versucht sich zu konzentrieren, er sitzt zwar am anderen Ende des Raumes, seine Drachensinne erlauben es ihm jedoch, auch aus dieser deutlichen Entfernung dem Gespräch der an der Theke zu folgen.

„Miraaaaa“ es ist Droy, der gleich drauflos plärrt,
Gajeel verzieht das Gesicht, er hasst diesen jämmerlichen Tonfall und ist schon fast versucht, sich dem Gespräch abzuwenden, als Droy weiterjammert.
„Hast du unsere Levy-chan gesehen?“
Unsere?
Bei diesem Gedanken pulsieren Gajeels Schläfen umso mehr und ein Knoten legt sich um seine Luftröhre. Doch dass scheinbar auch ihr Gefolge nicht weiß, wo sie steckt, beunruhigt den jungen Mann nur noch mehr.
„Ist sie nicht mit euch unterwegs?“
Mirajanes Tonfall ist angespannt, aber noch ziert ein offenes Lächeln ihre Lippen. „Nein, wir haben sie seit zwei Tagen nicht gesehen“ Diesmal ist es Jet der Mirajane schniefend antwortet.
Gajeels Muskeln verhärten sich und er ballt eine Hand zur Faust. War ja mal wieder typisch für die beiden, erst reißen sie sich darum, wer sie nun bei ihrem Auftrag belagern darf, und als sie sich unglücklich darüber zeigt, kneifen beide die Ärsche zusammen, weil sie sich ihrem Ärger nicht stellen wollen. Ein mürrisches Knurren entfährt seiner Kehle.

„Hier war sie auch nicht“
Mirajanes klingt noch besorgter und als sich aus der Küche Kinanas Stimme meldet, wandert ihr Blick besorgt zum Auftragsbrett „Im Wohnheim ist sie auch nicht, ich dachte sie wollte zu einer Mission, sie ist vor zwei Tagen mit einer gepackten Tasche gegangen.“

Wutentbrannt springt Gajeel auf, sein Stuhl geht dabei polternd zu Boden. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Seine Gedanken überschlagen sich. Die Weißhaarige, die seinen Ausdruck nur zu gut zu deuten weiß, wie auch Jet und Droy, schauen den Dragonslayer mit offenen Mündern an.
„Was glotzt ihr Idioten so, bewegt eure Ärsche und findet den Zwerg!“

Gajeel versucht entspannt zu klingen, doch ein deutliches Beben in seiner Stimme verrät seine innere Unruhe. Jet und Droys Augen vergrößern sich, als sich der Schwarzhaarige mit verschränkten Armen vor ihnen aufbaut und mit seinen stechend roten Augen anfunkelt.

„Ssscchon uuntterwegs“ Droys Stimme zittert und Jet packt seinen Freund am Kragen und zieht ihn zur Türe hinaus.

Grollend widmet sich der Eisendrache nun der zierlichen Bardame, deren Lächeln einem geschockten, entsetzten Ausdruck Platz gemacht hat. Sie steht vor dem Requestboard und studiert die verbliebenen Auftragszettel, immerhin ist sie die Hauptverwalterin und die Einzige, die wirklich einen Überblick hat.
„Ein Auftrag fehlt, und er ist auch nicht offiziell genehmigt“
Ihre Stimme flattert leicht und ihre Schultern sind straff gespannt. Überzeugt davon, dass ihm nicht gefallen wird, was ihm die Weißhaarige gleich erzählen wird, deutet er ihr an, weiterzusprechen.

Mittlerweile ist auch Pantherlily näher an die Theke heran geflogen und findet seinen Platz auf der Schulter seines Partners, der Ausdruck in seinem Gesicht, ebenso besorgt.
„Ein Wolfsdämonenrudel im Wald Tsumei…“ setzt die Take-Over-Magierin an. „Was!?!“ ein Laut entfährt Gajeels Kehle, der an das Brüllen eines echten Drachen erinnert.
Die ohnehin schon über den Raum hereingebrochene Stille, fängt nun an, noch bedrohlicher zu wirken. Die Mitglieder der Gilde fixieren gebannt Team Redfox, neugierig und ängstlich zugleich, und fragen sich, wie der Drachentöter und sein Partner wohl weiter reagieren werden.

Gajeel schüttelt sich und versucht einen klaren Gedanken zu fassen.
Ist der Zwerg jetzt komplett irre geworden?
Der Wald Tsumei?
In ihm sollen die gefährlichsten Wyvern des ganzen Landes leben, Kurono*. Ein kurzer Blickaustausch mit seinem Partner, ein knappes Nicken und ohne weitere Worte, stürmen die Beiden aus der Gilde. Das Dorf Toboe ist mit dem Zug in einem Tag gut erreichbar und von dort sind es auch nur noch ein paar Stunden Fußmarsch bis in den Wald Tsumei, Gajeel hofft nur inständig, dass Levy bis dahin nichts zustößt.

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Kapitel 4 Gedanken


Diese Zugfahrt wird ihn noch umbringen. Nicht nur, dass ihm ständig schlecht wird, er kann auch die Anspannung kaum noch ertragen, die ihn wie einen Schraubstock umschlingt, seit er erfahren hatte wo sich Levy aufhält.
Er hasst Züge, abgrundtief, und dass die Bahn, die sie so dringend brauchen um für ihre Rettungsmission nach Toboe zu gelangen, auch noch mitten in der Pampa stehen bleibt, macht den Dragonslayer wahnsinnig.
Wild vor sich hin fluchend, keift der Magier alles und jeden an, was ihn in den Weg kommt. Sei es der Koffer eines älteren Mannes oder die junge Zugbegleiterin. Es ist nicht zum Aushalten. Am liebsten würde er den ganzen Zug auseinandernehmen und zu Kleinholz verarbeiten.
Lily hat ihn vor einer Stunde, an den Schultern gepackt und ihn auf einen freien Fensterplatz gedrückt. Er wollte sich erst noch wehren, doch der ernste Blick seines Partners hielt ihn davon ab.
Ein Gesichtsausdruck, der genauso aussah, wie sich der Eisenmagier fühlte.
Voller Besorgnis und zutiefst erschüttert.
Seitdem schaute er unaufhörlich auf das vorbeifließende Grün und Blau der Landschaft.

Doch nun steht der Zug und Gajeels Stimmung ist erneut auf dem Tiefpunkt angelangt. Mit stechendem Blick studiert er die sich ihm anbietende Umgebung.
So furchtbar war sie gar nicht, denn vor ihnen liegt ein schöner Wasserfall, der einen steilen Abhang hinunter fließt. Zarte, rötliche Sonnenstrahlen tanzen auf den Schaumkronen, die sich auf den Wasserströmungen bilden, die sich wuchtig in einem kleinen See ergießen. Große, in der Abendsonne schimmernde Felsen durchstoßen die unruhige Wasseroberfläche und saftige, dunkelgrüne Büsche umsäumen die kleine Oase. Sie schirmen den Ort von dem Rest des Landes ab. Nur der große Berg, von dem die Wassermassen stürzen, wirkt kantig und hart, doch in dieser Atmosphäre, erscheint er wie der Wächter eines geheimen Paradieses.
Der Anblick würde ihn in jedem anderen Moment beruhigen, doch er konnte sich einfach nicht entspannen.
Nicht solange er sie nicht in Sicherheit weiß.

>Ständig sieht er ihr Gesicht vor sich, ihre großen, haselnussbraunen Augen und ihre rosigen Lippen, die zu einem herzerwärmenden Lächeln gestrafft sind. Dieses Strahlen und diese Fröhlichkeit, welche ihr Auftreten versprühen.
Und hinter ihr sieht er nur eine schwarze Wand, die auf sie zu rollt. Just in diesem Augenblick, wirft die junge Scriptmagierin einen Blick über ihre Schulter.
Mit verschreckter Miene fixiert sie seine Augen, ihr Ausdruck ist geprägt von Furcht. Sie schmiegt sich an ihn und vergräbt ihr Gesicht in seinem Shirt. Er spürt wie sie zittert und sich immer näher an ihn drängt. Tränen benetzten seine Brust und er hört ihr leises Wimmern.
Kochend vor Wut fährt er herum und mit einem Ruck dreht er sich vor sie, stellt sich der Dunkelheit in voller Größe entgegen. Im Hintergrund hört er sie nur schreien, als er sich kampfbereit in das schwarze Nichts stürzt.
Er würde alles für sie geben.<

Ein Zucken durchfährt seinen Körper. Schlaftrunken reibt er sich die Augen und als er seine Aufmerksamkeit zum Fenster lenkt, bemerkt er, dass es bereits Nacht geworden ist. Wenigstens hat sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt. Er muss eingeschlafen sein. Tief seufzend richtet er sich langsam auf der Sitzbank auf. Sein Blick schweift durch das Abteil, auf der Suche nach der jungen Zugbegleiterin, er wüsste nämlich zu gerne wo sie sind.
Als er Lily bemerkt, liegt dieser ihm gegenüber und bewegt sich arrhythmisch im Schlaf. Sicherlich träumt er von Fisch, Gajeel muss schmunzeln.

Seit längerer Zeit ist er selbst in seinen Träumen nicht mehr sicher vor der blauhaarigen Magierin, doch wenn er tief in sich hineinhorcht, dann stört es ihn kaum.
Zugeben würde er das jedoch niemals.
Noch vor ein paar Wochen, war es ihm zuwider, sich diesen Gedanken überhaupt einzugestehen, doch dieses Bild der zierlichen Magierin mit dem schüchternen Lächeln und den rosigen Schimmer auf den Wangen, lässt ihn einfach nicht mehr los.
Was ist bloß los mit ihm?
Zähneknirschend muss er sich eingestehen, dass er die Nähe zu ihr genießt. Wenn es nach ihm ginge, dann würde sie sofort ein Mitglied seines Teams werden, dann müsste er sich nicht ständig sorgen und hätte immer einen Grund sich in ihrer Nähe aufhalten zu können, doch er ist sich ziemlich sicher, dass sie Jet und Droy niemals die kalte Schulter zeigen würde.
Er mochte die beiden nicht wirklich, aber er kann verstehen, dass sie Levy so hartnäckig folgen.
Er selbst würde auch nicht anders reagieren.
Aber was ist das für ein verdammtes Gefühl, dass sich in seinem Brustkorb breit macht, sobald er sie sieht, oder auch nur an sie denkt.
Ist das wirklich diese Liebe von der Mirajane ständig spricht und von der Levy so gerne liest? Er hat ihr schon oft über die Schulter geschaut, wenn sie ihre Nase wieder in ihren Büchern vergrub. Sie hat wirklich ein breites Repertoire, doch am liebsten scheint sie diese Schnulzen zu lesen.
Geschichten mit Happy End, als ob es sowas in der Realität wirklich geben würde. Immerhin kennt er sich da aus, er ist schon einmal verlassen worden, von Metallicana. Von dem Wesen, welches er am meisten brauchte und welches ihm am meisten bedeutete.
Ein heftiges Schnauben entweicht ihm. Nein, er würde niemals seine Gefühle zugeben, denn dann kann man auch nicht verletzt werden.
Vor allem glaubt er nicht daran, dass sie sie jemals erwidern würde. Wie könnte sie auch, er hat sie immerhin schrecklich zugerichtet, damals. Doch im nächsten Moment schiebt sich Gajeel eine andere Szene ins Gedächtnis, die die böse Erinnerung überdeckt.
Ihre tränenunterlaufenden Augen, als sie sich über ihn beugt, ihn hochzieht und ihn zum Lager trägt.
Schwerverletzt lag er auf dem Boden der Insel, nach dem Kampf mit den beiden Grimmoreheart Magiern und nur der Gedanke an sie, gab ihm die Kraft durchzuhalten. Das Eisen, das sie ihm zauberte, schmeckte wunderbar und war darin nicht sogar ein Herz verborgen?
Grummelnd lehnt sich Gajeel wieder auf der Bank zurück. Er ist sich ziemlich sicher, dass sie ihre Schriftzüge häufig mit Formen und Ornamenten verziert, aber vielleicht hatte das ja wirklich was zu bedeuten. Über diesen Gedanken schließt er wieder seine Augen und fällt in einen traumlosen Schlaf.

Lily blinzelt. Endlich ist Gajeel wieder eingeschlafen. Er weiß genau, wie sehr sich sein Partner um die Blauhaarige sorgt, doch ist der Drache nicht der Einzige in diesem Zug, der Levy retten will.
Tief seufzend lehnt sich der kleine Kater auf dem Sitz zurück und blickt nach draußen. Sie fahren ziemlich schnell, nur mit zusammengekniffenen Augen kann Lily die Umgebung erkennen.
An ihnen vorbei fliegen blaue Kornblumenfelder, dunkle, grüne Wälder und strahlende kleine Anlagen mit riesigen Sonnenblumen, doch genießen kann der schwarze Exceed die Natur nicht.
Erneut seufzt er schwer, der Blick aus dem Fenster wird nun wieder unscharf und die bunten Farben vermischen sich.
Das Bild einer kleinen Scriptmagierin zeichnet sich nun klar auf der Fensterscheibe ab. Ein Moment, in dem sie ihn anlächelt und dem Kater ihr schönstes Strahlen präsentiert. Er kann sich noch genau erinnern, an diesem Tag hatte er sich das erste Mal alleine ohne Gajeel in die Gilde getraut. Laut quietschend hatte Levy sich auf ihn gestürzt und das weiche Fell zwischen seinen Ohren gestreichelt. Ohne ein Blatt vor dem Mund zunehmen, erzählte sie ihm wie sehr sie sich für Gajeel und ihn freut, dass sie sich als Team zusammengefunden haben.
Sie hörte gar nicht mehr auf zu plappern und lachte herzlich, die ganze Zeit über hörte sie nicht auf ihn zu kraulen.
Als er ihr endlich widerstehen konnte und sich aus ihrem Klammergriff befreite, grinste sie von einem Ohr zum anderen. Leise schmunzelnd schnaubt der Exceed, er hat sie unheimlich gern.

Nachdem sein Partner ihn aufgeklärt hatte, in was für einer Gefahr sich Levy befindet, wurde Lily heiß und kalt. Sein Magen schien sich umzudrehen und seine kleinen Fäuste ballten sich vor Wut. Der Drang zu brüllen und irgendetwas kurz und klein zu schlagen erwies sich als hartnäckig, doch in der Gilde wollte Lily nicht ausrasten und außerdem ist Gajeel der Teil des Teams, der für sinnlose Zerstörung zuständig ist und nicht er. Also folgte er nur seinem Partner und nahm sich vor, ihn zu unterstützen.

Sie werden Levy schon finden und sie daraus holen, da ist er sich sicher. Dafür wird er sich den Arsch aufreißen. Gajeels Sprachmuster scheint auf den sonst so ruhigen und gelassenen Kater abzufärben. Der Exceed schluckt schwer und schließt die Augen. Die aufkommenden Bilder seiner Freundin versucht er zu unterdrücken um im Schlaf Kraft für seine Mission zu tanken.

Ihre Rettungsmission.

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Kapitel 5 Männlich (Bonuskapitel Elfman/Evergreen)


Es ist zehn nach drei Uhr am Nachmittag. Ungeduldig sitzt die brünette Magierin auf dem Barhocker und rührt genervt mit dem Strohhalm in ihrer Cola herum.
Dieser Berg von einem Mann ist noch nicht da, obwohl sie ihm gedroht hatte, ihn zu Stein zu verwandeln, falls er sich verspäten sollte. Sie schmunzelt, wahrscheinlich ist das sein Ziel, er hat nur keine Lust auf das stundenlange herumstehen bis Sergio mit der Statue von ihm fertig ist.
Für einen kurzen Moment betrachtet es Evergreen tatsächlich als Möglichkeit, doch kopfschüttelnd verwirft sie den Gedanken wieder.
Sie würde es nie zugeben, aber wahrscheinlich würde er ihr fehlen, wenn sein Gebrüll die Stimmung in der Gilde nicht mehr anheizt.

Was ist nur aus ihr geworden? Seit den Kämpfen auf Tenrou Jima versucht sie mit aller Kraft, Elfman aus ihren Gedanken zu verbannen, doch es hilft alles nichts. Vor ein paar Tagen hat er sie heimlich im Mädchenwohnheim besucht und es hätte auch alles wunderbar geklappt, wenn er nicht ihre Statue von Adonis kaputt gemacht hätte. Ihr lag sehr viel an dieser marmorierten Figur, denn ihr Freund Sergio hat sie eigens für sie angefertigt.
Ein schiefes Grinsen stiehlt sich auf ihre Wangen. Der Gedanke daran, jetzt nachts nicht mehr von Adonis, sondern von einem steinernen Elfman beschützt zu werden, gefiel ihr irgendwie.

Mit einem lauten Krachen poltert die Eingangstür zur Gilde gegen das steinerne Gemäuer. Das Holz krächzt verdächtig und als sie hinter dem eingetretenen Mann wieder zurück ins Schloss fällt, kann man deutliche Absplitterungen im Lack erkennen.
Abgehetzt rennt die dunkle Gestalt auf Evergreen zu, deren Lächeln einem leicht geschockten Ausdruck gewichen ist. Schwer schnaufend kommt Elfman vor ihr zum Stehen, seine Hände auf seine Knie gestützt und nach Luft ringend.

„Wie siehst du denn aus?“ Evergreen starrt ihn fassungslos an. Als Elfman an sich herunterschaut, erkennt er auch sofort den Grund. Ihm fehlt das T-Shirt. Seine Wangen färben sich schlagartig rot und er stammelt
„Sportmachen… fürs Modelstehen eine gute Figur machen… Zeit…“
Um sich zu sammeln schließt der große Mann seine Augen und genießt ein paar tiefe Atemzüge.
„Ich hab noch ein wenig trainiert, damit ich für deine Statue auch ein tolles Modell bin und hab darüber die Zeit vergessen.“ Er reiht seine Worte sorgsam aneinander, denn er ist zu nervös, besonders wenn Evergreen ihn so anstarrt.
„Und da hab ich wohl mein T-Shirt vergessen“ als er seinen Vortrag beendet, der eigentlich seine Verspätung entschuldigen soll, traut er sich kaum Evergreen anzusehen. Er weiß wie sehr sie es hasst zu warten. Doch sie sieht ihn immer noch mit offenem Mund an und um ihre Nase hat sich ein leichter Rotschimmer gebildet

„Training ist männlich“, zieht er sie auf.

Der Weißhaarige liebt es, wenn sie sich künstlich über ihn aufregt. Dann kräuselt sich ihre Nase nämlich so süß und ihre Augen bekommen einen eigentümlichen Glanz. Bei diesem Gedanken konnte Elfman nicht verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss. Er sollte wirklich damit aufhören sich dauernd wegen ihr den Kopf zu zerbrechen.

So gelassen wie möglich geht er an ihr vorbei und schlendert zur Theke, hinter der sich Mirajane und Lisanna belustigten und eindeutige Blicke zuwerfen. „N‘ Bier bitte“, nuschelt der Takeover-Magier und stürzt das goldgelbe Getränk in einem Zug herunter. Evergreen hat derweil ihren Platz verlassen und ihre Cola vor Mira auf den Tresen abgestellt.
„Ist keine Kohlensäure mehr drin.“, brummelt die selbsternannte Fee kleinlaut, ohne die Strauß-Geschwister auch nur anzusehen und schickt sich an, die Gilde zu verlassen. Bemüht ihr Kinn nach oben zu halten und ihre Schultern zu straffen, stolziert sie aus der Pforte hinaus an die frische Luft.
Was denkt sich dieser Kerl nur dabei, so auffällig in die Gilde zu rennen und sich dabei noch nicht mal richtig anzuziehen. Er ist doch nicht dieser Eisbubi, sondern ein richtiger Mann.
Zugegeben, Elfmans muskulöse, nackte Brust hat sich immer noch nicht aus ihren Gedanken gestohlen und ihre Wangen leuchten immer noch tomatenrot.

„Was grinst ihr so schadenfroh?“ Gelassen zu bleiben, ist leichter gesagt, als getan. Eigentlich soll die Gilde nämlich nicht mitbekommen, dass er heute eine Verabredung mit Evergreen hat.
Doch das hat er mit seinem Aufritt grade gründlich verbockt. Wobei, es ist ja kein Date oder sowas, im Gegenteil:
Er soll für ihren alten Kumpel Modell stehen.
Es wundert ihn, warum sie sich grade ihn zum Modelstehen ausgesucht hat. Sicher, er hat die Figur kaputt gemacht, aber er hat ihr auch angeboten, ihr eine neue zu kaufen. Eine, die genauso aussieht wie die Alte. Was will sie also mit IHM?
Bei diesem Gedanken klopft sein Herz. Es fühlt sich an, als würde es eine Salsa Party in seiner Brust feiern. Betont männlich knallt er seinen leeren Bierkrug auf den Tresen und brummt seinen Schwestern ein „Bis heute Abend“ zu, dann verlässt er die Gilde ebenfalls.

„Hat ja auch lang genug gedauert“ Evergreen tritt hinter einem Baum hervor und blinzelt ihn durch ihre Brille hindurch an. Entschuldigend hebt Elfman seine Hände und schließt zu ihr auf.
„Soll doch keiner merken…“

Gemeinsam spazieren sie zum Park am Osttor. Dieser ist zwar kleiner als der am Südtor und auch nicht so gut besucht, aber er ist mindestens genauso schön.
Die Umzäunung ist bewachsen mit kleinen roten Heckenröschen und der Weg, der durch ihn hindurchführt, ist mit weißen, kleinen Kieselsteinen belegt. In einer etwas abgelegenen Ecke wartet bereits ein junger Mann auf die beiden Magier.
Er begrüßt sie freundlich und fängt an, sich vorzubereiten.
„Ich bin Sergio, freut mich dich kennenzulernen. Evergreen sagte du wirst heute mein Modell sein“ grüßt Sergio in einem überschwänglichen Tonfall und grummelnd bejaht Elfman diese Aussage. Ever schien ihm nicht verraten zu haben, dass sie ihn dazu zwingt und er sich Schöneres vorstellen kann.
Mit flinken Händen legt der Künstler eine schwarze, große Baumwolldecke auf dem Rasen aus und platziert einen großen, marmorierten Steinklotz auf ihr.
Elfman schaut ihm nur verwundert zu.
Der Kerl ist klein und wirkte schwächlich, doch er bewegt den riesigen Stein mit einer Leichtigkeit, als sei dieser aus Pappmaschee.
Eins, zwei, drei… Sieben verschiedene kleine Stemmeisen, ein paar Pinsel und einen feuchten Lappen legt Sergio penibel genau neben sein Arbeitsmaterial und widmet sich dann Elfman. Er dirigiert den Koloss in den Halbschatten und entwickelt gemeinsam mit Evergreen eine passende Pose.
„Ab jetzt bitte nicht mehr bewegen.“
Mit einem diabolischen Grinsen setzt sich die Brünette auf eine kleine, weiße Holzbank, die rechts neben den beiden Männern in der Sonne steht und schließt die Augen. Die warmen Strahlen wärmen ihr Gesicht und mit einem leichten Lächeln entspannt sie sich.

Es dämmert und Elfman wird immer unruhiger. Seine Arme und Beine tun ihm weh und seit einer halben Stunde hat er das Bedürfnis sich an der Nase zu kratzen. Nicht eine kleine Pause hat Sergio ihm gegönnt, er durfte nicht einmal zur Toilette. Lauthals lachend krümmt sich Evergreen auf ihrer weißen Bank und als Elfman ihr einen Todesblick zuwerfen will, erntet er nur Gemecker seitens des Bildhauers.
Er wird dieses Weibsbild umbringen, sobald er sich wieder bewegen darf. Das hat er sich fest vorgenommen.
Als die Sonne endgültig untergegangen ist und die kleinen Lampen den Park in ein romantisches Licht tauchen, setzt Sergio zu seinen letzten Handgriffen an. Das Geräusch des Schmirgelpapiers ist kaum zu hören und nachdem er die Statue einmal feucht abgewischt hat, nickt er Evergreen zufrieden zu.
Zügig stellt diese sich hinter ihn und ist überrascht von der Genauigkeit, mit der ihr Bekannter, Elfman in Marmor verewigt hat.
Jede Falte seiner weiten Stoffhose und jeder Schatten seiner ausgeprägten Muskulatur ist fein ausgearbeitet. Sie muss sich stark konzentrieren, um den Rotschimmer und den schneller werdenden Herzschlag zu unterdrücken.
Perfekt.

Zufrieden schlendert Evergreen neben Elfman her. Nachdem er die Statue in ihr Zimmer getragen hatte, haben sie sich noch gemeinsam zur Gilde aufgemacht. „Wenn diese Statue jemals einer zu Gesicht bekommt…“, setzt Elfman an, doch die Brünette schneidet ihm das Wort mit schallendem Gelächter ab
„Dann wüssten die doch, dass ich dich mag und das werde ich so schnell nicht zulassen.“
Elfman poltert in ihr Gelächter ein. Es ist ihm ganz recht, dass niemand von ihrer Beziehung weiß, so braucht er sich jedenfalls nicht den ständigen Ratschlägen seiner Schwestern aussetzten. Und auch vor Macao und Wakaba ist er dadurch erstmal geschützt.
Als sie der Gildentür näher kommen, bleibt Elfman stehen
„Ladies first, ich komme in fünf Minuten nach“ Evergreen strahlt ihn an und nimmt ihren Weg kommentarlos wieder auf. Vor der Pforte angekommen setzt sie ihren mürrischen Blick auf, schaut in ihren kleinen Handtaschenspiegel und betritt den Schankraum.

Wie gewöhnlich herrscht eine ausgelassene Stimmung, da aber Team Natsu unterwegs ist, ist es etwas ruhiger als sonst.
Sie kann Gajeel an seinem Stammplatz entdecken und auch die geknickt wirkende Gestalt von Juvia springt ihr sofort ins Auge.
Bixlow und Fried winken ihr grinsend von der Galerie des ersten Stockes zu. Mit ernster Miene bestellt sie bei Mira eine Minzcola und drei Schnaps und mit dem Tablett auf ihrer Hand balancierend, steigt sie die Stufen hinauf zum Team Raishinshu.
Versprochene fünf Minuten später, stapft lächelnd Elfman in die Gilde und setzt sich zu seinen Schwestern.

°°°

Mit schreckgeweiteten Augen und offenem Mund schaut Elfman Gajeel hinterher, als dieser wutentbrannt aus der Gilde stürmt.
Tsumei, dieser Wald ist auch ihm geläufig. An einer Felswand, nur wenige Kilometer weiter, hatte er damals im Beast Take Over seine kleine Schwester fast getötet. Der große Magier beginnt bei dieser Erinnerung leicht zu zittern, als er eine schmale, warme Hand auf seiner Schulter spürt. „Ever…?“
Geschockt von der Reaktion des Eisendragonslayers hat das Team Raishinshu die Empore verlassen und sich mit gesenkten Köpfen und sorgevollen Blicken zu den anderen Gildenmitgliedern gesellt.

„Das ist furchtbar.“ Evergreens Stimme klingt gefasst, doch die Besorgnis ist in ihrer Haltung deutlich sichtbar. Das zierliche, blauhaarige Mädchen, verdient in ihren Augen als Einzige wirklich den Titel der Fee, denn ihre zarte Erscheinung gleicht den Beschreibungen, die in den Märchen immer wieder erzählt werden.

„Ob Gajeel es alleine schafft?“ Fried macht sich ebenfalls Sorgen um Levy. Er mag sie gerne, nicht zuletzt, weil sie ihn immer um Rat fragt, wenn sie mit ihrer Magie nicht weiterkommt. Er war es auch, der sie damals, als sie klein war, auf die Schriftmagie aufmerksam machte. Denn schon da bemerkte er, wie klug und belesen sie schon im Kindesalter war.

„Ach was, das ist ein Monster, der wird den Wyvern und den Wölfen schon in den Arsch treten und den Sonnenschein schon wieder herbringen!“ Bixlow ist der Einzige, der sichtlich entspannt ist und klopft seinem Team aufmunternd auf die Schultern. Er weiß wie stark Gajeel ist, denn er hat schon einige heimliche Trainingsrunden mit ihm und dem schwarzen Exceed hinter sich.

Elfman schaut in die besorgten Gesichter seiner Freunde und seiner Schwestern. Er hasst es sie so zu sehen.

„Rettungsmissionen sind männlich“

Bixlows Zuversicht färbt auf den Weißhaarigen ab und mit gequälten Lachen heben die Gildenmitglieder ihre Krüge in die Luft, „Kanpai!*“ und nach und nach nimmt der Abend in der Gilde seinen gewohnten Verlauf.

„Gajeel ist ein Mann…“

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Kapitel 6 Wyvern Kurono


Schlaftrunken reibt sich Levy die Augen. Es ist immer noch finstere Nacht, die dritte in Folge.
Mühsam rappelt sie sich von ihrem Schlaflager auf. Das Feuer knistert leise und ihr Blick wandert durch die Höhle. Auf den kahlen Steinwänden tanzen die Schatten mit dem Licht der Flammen einen langsamen Walzer.
Levy fröstelt.
Draußen regnet es. Leider handelt es sich dabei nicht nur um einen leichten Schauer, sondern ganze Massen an Wasser prasseln auf die harten Felsen und den Wald der vor ihr liegt.
Aus ihrer Position kann sie sehen, wie die Welt draußen untergeht. Kleine Hagelkörner springen mit Leichtigkeit auf den unebenen Steinen auf und nieder, bevor sie vom abfließenden Regenbächen davongespült werden.

Levy seufzt tief.
Sie fühlt sich wie eines dieser Hagelkörner. Verloren und ohne Halt.
Keiner ihrer Freunde ist bei ihr, niemand. Sie ist gefangen in diesem Wald, aus dem sie keinen Ausweg findet und in dem unendliche Gefahren lauern.
Drei Nächte ist es mittlerweile her, für ihren Geschmack eine viel zu lange Zeitspanne.

Sie erhebt sich langsam von ihrem Lager und tapst den kühlen Höhlenboden entlang zur Öffnung. Ihre Hand wird schlagartig nass und kalt, als sie diese in den prasselnden, kühlen Regen hält.
Sie möchte sich ablenken, vor ihrer Angst, niemals wieder einen Fuß aus der grünen Hölle setzen zu können.
Sie hat den Weg aus dem Wald heraus immer noch nicht gefunden und kommt zum Schlafen nun immer wieder in die Felsspalte zurück. Dank ihrer Runen fühlt sie sich einigermaßen sicher.
Doch was in den letzten Tagen geschehen ist, verstärkt ihre Furcht nur mehr, ihre Freunde vielleicht nie mehr zu sehen.
Mit verschleiertem Blick starrt sie in die orange-goldenen Flammen.

~
Gestern verließ sie die Höhle bereits am frühen morgen.
Seichte Nebelschwaden bedeckten den grünen Wald und er wirkte unheimlicher denn je. Ihre Füße trugen sie über den weichen Erdboden immer weiter in das Geäst und Gebüsch.
Der Geruch von schimmelnden Laubbergen und frischem Moos drang in ihre Nase und sie atmete tief ein.
Die Luft war warm und sie versuchte die Kälte, die sich in ihr aufgestaut hatte, mit ihr zu vertreiben.
Stundenlang irrte sie durch die Büsche und Sträucher, die kleine schmale Kratzspuren auf ihren nackten Armen und Beinen hinterließen, als sie plötzlich ein lautes Gebrüll hörte.
Es echote in ihr und erschütterte sie durch Mark und Bein. Ihr Körper fror zu Eis und starr blieb sie mit offenem Mund auf einer kleinen Lichtung stehen.
Erst als die warmen Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laubdach des Waldes schienen, auf ihrer Haut tanzten und eine gewisse Wärme auf ihr hinterließen, traute sie sich wieder zu atmen und sich wieder in Bewegung zu setzten.
Obwohl ihr Geist sich schreiend und alarmierend dagegen wehrte, lief sie in die Richtung aus der sie die Geräusche gehört hatte, doch als sie auf eine freie Fläche kam, sah sie nichts.
Nichts als Bäume die umgeknickt waren, als seien sie Zahnstocher und eine Schneise der Verwüstung.
Levy ballte ihre Faust vor ihrer Brust und wagte nicht einen Atemzug zu tun.
Genau vor ihren Augen ergoss sich eine Blutlache und an den Resten von Fell konnte sie erkennen, dass hier ein Kampf zwischen zwei Tieren stattgefunden haben muss.
Sie beugte sich zaghaft hinunter, um die herumfliegenden Fellbüschel genauer zu betrachten, sie waren weich und die blutigen Tümpel waren groß genug, dass das tote Tier wahrscheinlich die Größe eines ausgewachsenen Hundes haben müsste.
Ihr Körper begann zu zittern und eh sie es sich versah trugen sie ihre Beine wieder zurück, in den tiefen Wald hinein.
Was für ein Monster hat das nur getan?
~

Eine kleine Träne kullert ihre Wange herab.
Ob sich ihre Freunde bereits um sie Sorgen machen?
Ob er sich Sorgen macht?
Vielleicht hat man ja einen Suchtrupp ausgesendet. Schniefend kratzt sich die zierliche Blauhaarige den Nacken. Selbst wenn es einen solchen gäbe, würde dieser sie wahrscheinlich eh niemals finden.
Was ist sie auch so dumm, sich zu verlaufen?
Aus der kleinen Träne sind mittlerweile ganze Sturzbäche geworden. Die kleine Magierin zittert wie Espenlaub und ihre Kehle fühlt sich an, als ziehe man einen alten Strick darum fest zu.
Sie will mutig sein, doch heute, jetzt in dieser dunklen Nacht, kann sie nicht mehr. Sie will nicht mehr. Ihre Nerven sind am Ende.
Und im Prasseln des Hagels kann man sie schreien hören.


Zaghaft suchen sich kleine Sonnenstrahlen den Weg zwischen die Felsspalten und kitzeln der schlafenden Magierin die Nasenspitze.
Als sie ihre Augen aufschlägt und sich langsam aufrichtet, bemerkt Levy, dass sie immer noch am Höhleneingang auf den Steinen sitzt. Sie ist wohl eingeschlafen. Mit zitternden Knien begibt sie sich zu ihrer roten Tasche und kramt ihr letztes Brötchen heraus.
Sie kann selbst nicht fassen, wie lange sie mit ihrem Proviant aushalten konnte, doch sie ist froh, jetzt nicht auch noch Nahrung suchen zu müssen.
Vor einer kleinen Pfütze mit klarem Wasser lässt sie sich auf die Knie sinken und wäscht sich das Gesicht und die Arme. Danach tritt sie aus ihrem Unterschlupf heraus.
Heute wird irgendetwas passieren!
Woher sie dieses Wissen nimmt? Es ist einfach ein Gefühl, welches ihren Körper durchzieht.

Voller Tatendrang schultert die Scriptmagierin ihre Tasche und verschwindet im dichten Unterholz des Waldes. Sie will nochmal zu der Stelle, an der scheinbar ein Kampf stattgefunden hatte.
Vielleicht kann sie dort Hinweise auf einen Waldausgang finden, oder zumindest auf die Wölfe, sodass sie ihren Auftrag ausführen kann.
Eine Stunde später betritt sie den Schauplatz. Das Blut, das sie dort bei ihrem letzten Besuch gesehen hatte, hat der Regen weggespült und auch die vielen kleinen Äste und umgerissene Sträucher sind großen Pfützen gewichen oder im matschigen Erdboden untergegangen.
Levy blickt sich ziellos um. Was soll sie nun tun?
Ihre Anhaltspunkte sind alle weg, als sie ein Geräusch hinter sich hört.

Zielsicher greift sie in ihre Tasche und schnappt sich ihren magischen Runenschreiber, doch da sieht sie aus dem Dickicht heraus schon eine große Gestalt auf sie zuschießen.
Kreischend kann sie mit einem Hechtsprung ausweichen und rappelt sich in Sekundenschnelle wieder hoch. Was sie vor sich sieht, raubt ihr erneut den Atem.

Es ist ein Wyvern, ein drachenähnliches Monster. Es ist vollkommen schwarz geschuppt, nur seine Klauen und seine Augen leuchten flammenrot.
Ihr Magen dreht sich und sie versucht das Gefühl der Übelkeit zu unterdrücken. Das Monster bleckte die Zähne. Sie glänzen schneeweis und sie sind rasiermesserscharf.
Ein Schrei verebbt in ihrer Kehle, als der Wyvern wieder auf sie zuschießt.

Ein Kurono, sie hat zwar schon viel von ihnen gelesen, den stärksten Wyvern, die es auf der Welt geben soll, doch sie hätte nie geglaubt, mal einem gegenüberzustehen.
Die Klauen des Monsters erwischen Levy am Arm. Sie beißt sich auf die Unterlippe und versucht weiter tapfer auszuweichen. Blut fließt ihren Arm hinunter, doch das Gefühl des Schmerzes ignorierend hievt sie beide Hände in die Höhe
„Solid Script: Fire“ der Feuerball trifft den Kurono an der rechten Klaue, hinterlässt jedoch keinen Kratzer.
Ein weiterer Hechtsprung verhindert, dass Levy von den scharfen Zähnen des Wyvern gepackt wird.
Unsanft rollt sie über den Waldboden.
„Solid Script: Wall“ Zum Schutz lässt sie einen Schutzwall erscheinen, der ihr wenigstens ein paar Minuten Zeit zum überlegen und verschnaufen lässt.
„Solid Script: Gunshot“ eine Salve kleiner, metallener Kugeln trifft den Kurono am rechten Auge und tatsächlich kann Levy eine kleine Wunde erkennen.
Im nächsten Moment wird jedoch ihre kleine Mauer eingerissen und der Schwarze bohrt seine Krallen in die Brust der blauhaarigen Magierin.
Ein spitzer Schrei entfährt ihr, bevor ihr schwarz vor Augen wird und sie das Bewusstsein verliert.

„Gajeel…“
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Kapitel 7 Rettung in letzter Sekunde?


Schweigend sehen sich die beiden Partner an. Vor ihnen erstreckt sich eine Wand aus tiefgrünen Bäumen und dichten Büschen.
Es hat die ganze Nacht geregnet, doch sie haben sich davon nicht stören lassen und sind immer weiter gelaufen. Nun, am frühen Mittag, haben sie endlich den Wald Tsumei erreicht.
Nasse Haare kleben Gajeel im Gesicht und mit einer abwesenden Handbewegung wischt er sich die Strähnen aus dem Sichtfeld.
Auch Lilys Fell sieht strubbelig aus. Nachdem er sich die Regentropfen ausgeschüttelt hatte, steht es nun in alle Richtung ab. Doch das ist beiden jetzt nicht wichtig.
Sie sind auf einer Mission.

Gajeel zieht scharf die Luft tief ein und versucht Levys Geruch aus ihr zu filtern. Er schließt die Augen und konzentriert sich nur auf diesen federleichten, frischen, Duft, dem eine zarte Himbeernote zugrunde liegt.
Ein paar Minuten verharrt der Dragonslayer in seiner Position, bis er sich zu seinem Partner dreht und ihm mit einem Nicken deutlich macht, dass er sie gefunden hat. Ein erleichtertes Seufzen entfährt Lily, als sich das Team in Bewegung setzt.
Denn dass er sie wittern kann, bedeutet doch, dass sie noch lebt, oder?

Gajeel formt seinen rechten Arm in eine Machete und senst alles ihm in den Weg kommende Gestrüpp kurzer Hand kurz und klein.
Der Exceed bleibt seinem Partner dicht auf den Fersen.


Sie schlagen sich schon seit ein paar Stunden durch den Wald, als sie auf eine steile Felswand stoßen. Wie eine Mauer schießt diese direkt vor ihnen aus dem Boden. Gajeel deutet hinauf,
„Dort oben.“
Sein Partner nickt nur.
Endlich haben sie Levy gefunden.
Der Exceed verwandelt sich in seine Kampfform und packt seinen Freund an den Schultern. Mit ausgebreiteten Flügeln erhebt er sich und fliegt an den Steinen hinauf.
Ein paar Meter weiter oben setzt er den Dragonslayer auf einem Vorsprung ab. Dieser nickt nur, zum Dank, aber auch um seinem Kater anzuzeigen, dass sich hinter dieser Spalte Levy befinden muss.
Mit hoch erhoben Köpfen, bereit Levy die Leviten zu lesen, schreiten sie auf die Öffnung in der Felsmauer zu.

Ein Leuchten.
Ein Knall.
Beide kommen abrupt zum Stehen, sichtlich unzufrieden und definitiv nicht freiwillig.
Eine Runenwand entsteht vor ihren Augen. Gajeel brummt und grollt
„Levy wir sind’s, komm da raus!“
Nichts regt sich.
„Levy!“ der Drache wird nun noch etwas lauter.
Nichts passiert, keine Antwort, keine Levy.
Ungeduldig schlägt er mit seinen Fäusten auf die magische Barriere ein. Was treibt sie nur für ein Spiel mit ihm? Er ist krank vor Sorge und sie interessiert das nicht einmal?
Immer heftiger wirft sich der Eisenmagier gegen die Runen, die ihm den Weg versperren.
Lily stiert nur entsetzt auf seinen Partner.
„Mach was!“ Brüllt ihn dieser an.
Mit einem Kopfschütteln versucht der schwarze Kater einen klaren Gedanken zu fassen. Er begibt sich in Kampfposition und nickt seinem Partner zu.
„Bei drei…“ er zückt sein Schwert und auch Gajeel verwandelt seinen Arm wieder, diesmal in einen Rammbock.
Gleichzeitig treffen die Angriffe die Runenwand, die tatsächlich nachgibt und ihnen den Durchgang in die Höhle gewährt.

Suchend blickt sich der Dragonslayer um.
Der Duft ist sehr prägnant, doch keine Levy ist zu sehen. Sein Blick wandert auf das erloschene Feuer und das kleine Nachtlager aus Laub und einer alten Decke, das sich daneben befindet.
Sein Innerstes verkrampft sich, als er seine Augen erneut schließt. Lily fixiert seinen Partner kurz, bevor auch sein Blick durch die Höhle schweift.
Als er das Lager sieht muss er unweigerlich schmunzeln. Diese Technik hat sich die Scriptmagierin definitiv bei Gajeel abgeschaut, denn das Laub war fein säuberlich von allen Ästchen befreit, sodass es eine wunderbare, nicht piekende Matratze abgibt und selbst die Decke kommt dem Exceed bekannt vor.
Seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf den Dragonslayer, als dieser laut seufzend die Augen öffnet.
„Sie muss hier gewesen sein, aber warum ihr Duft noch so stark vorherrscht, kann ich mir nicht erklären“ wieder schweift sein Blick suchend über den Höhlenboden, als er etwas Kleines und Schmales in der Ecke liegen sieht.

Er bückt sich und hebt ein rotes Haarband auf. Seine Nase darin vergrabend, zieht er tief die Luft ein, bevor ein ersticktes Stöhnen seine Kehle verlässt.

Man Zwerg, wo steckst du?

Betreten verlässt das Team die Felsöffnung und Lily fliegt mit Gajeel wieder zum Waldboden hinab. Der Drache zeigt schräg nach rechts
„Aus der Richtung kann ich sie auch riechen“ Beide setzen sich zügig in Bewegung.
Während Gajeel wieder die Führung übernimmt und ihnen mit der Machete eine Schneise durch den dicht bewachsenen Wald schlägt, fällt Lilys Blick auf sein Handgelenk.
Wieder kommt er nicht herum, trotz dieser verzwickten Situation ein leichtes Grinsen aufzusetzen.
Da hat sich sein Partner doch tatsächlich die rote Haarschleife von Levy umgebunden. Er will grade den Kopf schütteln, als ihn ein spitzer Schrei aufschreckt.

Eiskaltes Blut fließt schlagartig durch die Adern des kleinen Exceed, der verstört seinen Partner sucht.

Dieser ist bereits losgesprintet, das Peitschen der Büsche auf seiner Haut ignorierend und Lily spürt, wie angespannt jeder einzelne Muskel im Körper seines Freundes ist.
Dem Kater geht es nicht anders.

Das nächste Bild lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
Hinter einer hohen umgestürzten Eiche sehen sie Levy am Boden liegen, völlig regungslos.
Nur ein Keuchen verrät, dass sie noch bei Bewusstsein ist.

„Ich hab dir doch gesagt, dass du an meiner Seite bleiben sollst“ grollt der Dragonslayer, als er endlich bei Levy angekommen ist.

Lily hilft der zittrigen Magierin auf die Beine und stützt sie.
„D-d-danke“ Kaum zu hören haucht sie geschafft und lässt sich von dem Exceed aus der Gefahrenzone leiten.
Erschöpft sinkt sie auf einer Baumwurzel nieder und nachdem sie dem Kater zugenickt hat, eilt dieser in seiner Kampfform wieder seinem Partner zu Hilfe.
„Was’n das für’n Vieh?“
Der Exceed hat noch nie so etwas Großes gesehen.
„Kurono - ein Wyvern der Drachenklasse. Seine schwarzen Schuppen sind hart wie Stahl, seine Zähne rasiermesserscharf und die roten Klauen heiß wie Lava, also genau die Art von Gegner die ich brauche“
Während der Erklärung setzt Gajeel zu seinem ersten Angriff an, doch scheitert an der harten Schutzschicht des Monsters.
Lily schüttelt leicht lächelnd den Kopf und amüsiert sich über die Kampflustigkeit seines Partners. Doch er staunt auch nicht schlecht über die Erscheinung seines Gegners und kann grade noch der Klaue ausweichen, die auf ihn zu schnellt.


Levy beobachtet verzweifelt, wie sich ihre Freunde wieder in einen Kampf verwickeln lassen, der vermeidbar gewesen wäre. So wollte sie das nicht, weinend schüttelt sie ihren Kopf.
Wäre sie nicht so sturköpfig alleine auf diese Mission gegangen, müsste Gajeel nicht wieder sein Leben riskieren, um sie zu retten. Tränen kullern über ihre Wangen, damals auf Tenrou hat er das Gleiche zu ihr gesagt.
Sie fühlt sich in diesem Moment hilfloser als jemals zuvor und schwächer denn je. Zitternd muss sie mit ansehen, wie Pantherlily und Gajeel einen Schlag nachdem anderen einstecken müssen, ohne wirklich Schaden anzurichten.

Es ist nicht zum Aushalten, wäre sie doch nur stärker, sowie Juvia oder Erza.
Wimmernd umklammert sie ihren Runenschreiber.


Ein leises Schluchzen erreicht sein scharfes Gehör. Er weiß genau was sie jetzt denkt.
Sie macht sich wieder Vorwürfe, weil sie gerettet werden muss, aber eigentlich gefällt ihm diese Rolle. Er hatte noch soviel gut zu machen, für das was vor einiger Zeit passierte.
Außerdem werden die zarten Prinzessinnen doch immer von Drachen beschützt oder?
Er ist abgelenkt, als plötzlich ein gleißender Schmerz seine Brust durchfährt. Der Wyvern hat ihn mit seiner Klaue erwischt.
Es brennt und er spürt Blut aus der Wunde sickern. Der Geruch des verbrannten Fleisches seines eigenen Körpers treibt ihm die Übelkeit hoch.
Das wird mir das Vieh büßen.
Aggressiv leuchten seine roten Augen auf. Mit einem Ruck setzt Gajeel an und stürzt sich auf den Kurono, der ihn jedoch mit seinem Schwanz abwehren kann.

Fuck.

Mit einem dumpfen Ton, geht der Dragonslayer zu Boden. Nur mit großer Anstrengung hievt sich der Schwarzhaarige zurück auf die Beine und atmet schwer.
Das Scheißvieh ist stärker als gedacht.


Levy zögert noch einen kurzen Moment, bevor sie aufspringt. Das werden die Beiden nicht überleben, ich muss was unternehmen.
An diesen Gedanken klammernd, beginnt sie Runen auf den durchnässten Waldboden zu schreiben. Immer wieder geht sie die einzelnen Zeilen in ihrem Kopf durch – wenn doch nur Fried hier wäre, der könnte sie unterstützen.

Was sie jetzt vorhat, muss einfach klappen. Der Wyvern ist durchs Kämpfen abgelenkt und bemerkt nicht, wie sie um den Kampfplatz herumschleicht.
Noch drei Runen und sie schaut auf. Entsetzt sieht sie mit an, wie Gajeel  erneut in die Knie geht. Das Monster hat ihn ganz schön erwischt, sein Shirt ist zerfetzt und überall hat er blutige Schrammen.
Wild entschlossen schüttelt sie das Bild ab.
„Gajeel, Lily!“, schreit sie, als sie die letzte Rune platziert. Der große Kreis um sie und um das Monster herum, beginnt zu leuchten.
Die Augen ihrer Freunde weiten sich, sie haben nicht bemerkt, dass Levy in das Kampfgesehen eingegriffen hat.
„Diese Runen verleihen allen Fairy Tail Magiern innerhalb des Kreises ähnliche Fertigkeiten wie Wendys ‚Arms‘ und ‚Bania‘. Eure Verteidigung ist gestärkt und euer Tempo erhöht.“

Ungläubig starren die Kämpfer die Scriptmagierin an…
„Los!“,
…Bevor sie sich fangen und wieder auf das Monster losgehen. Doch trotz der Runen, scheinen sie nicht mehr genügend Kraft zu haben.
Levy beißt sich auf die Unterlippe.
Bleibt nur noch eins.
Eine allerletzte Chance.

Langsam setzt sie sich in Bewegung, bis sie die letzten Meter auf Gajeel zu sprintet. „Was willst du denn jetzt hier, du Zwerg? Hau gefälligst ab, das ist zu gefährlich für dich! So wörtlich muss du das ‚Nicht von der Seite weichen‘ auch nicht nehmen“, grollte er ihr fluchend entgegen.
Ihre neue Technik ist noch nicht ausgereift und sie hat sie auch noch nie getestet, außerdem ist es ihr ein bisschen peinlich, doch sie hat keine andere Wahl.
Sie hat nach dem ersten gemeinsamen Auftrag mit Gajeel beschlossen, eine Magie zu entwickeln, die speziell seine Eisendrachenmagie und ihre Scriptmagie verbindet.
Immer wieder verfolgte sie neidisch den Erzählungen von Lucy, wenn diese über die 'Unison Raids' sprach. Und was für ein erhabenes Gefühl es sein kann.

„Vertrau mir…“
Dieser Satz wirft Gajeel völlig aus der Bahn. Was hat der Zwerg nur vor?
Im letzten Moment kann er einen Angriff des Wyvern blocken, als er Levys zarten Hände auf seinem Rücken spürt.
„Solid Script“ Sie atmet tief ein und aus. Jetzt oder nie!

„Liquid Iron“

Ein Magiekreis bildet sich auf seinem Körper, Gajeel hat das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, so erstaunt ist er von dem, was er hört, von dem was er spürt.
Eine unbändige Macht scheint sich mit seinem Blut zu vermischen und ungeahnte Kraftreserven freizusetzten.
Seine blutroten Augen beginnen zu leuchten und sein Körper ist übersäht mit Runen.

„Unison Raid“, haucht Levy in seinen Rücken und er startet.

Jeder Angriff trifft und in den Wunden, die er dem Wyvern zufügt, sickert flüssiges Eisen wie Lava. Der Kurono kreischt auf, schlägt wie wild um sich, doch Gajeel ist nicht mehr aufzuhalten.
Nach wenigen Schlägen sackt das drachenähnliche Geschöpf in sich zusammen.

„Was war das denn, das ist ja irre“
Euphorisch dreht sich der Dragonslayer zu Levy um. Schüchtern lächelt sie ihn an, ein zarter Rotschimmer auf ihren Wangen.
„Meine neue Spezialtechnik. Das flüssige Eisen ätzt sich wie Säure in den Feind“ Erstaunt hebt Gajeel seine nicht vorhandenen Augenbrauen und beobachtet, wie sich die letzten Runen auf seinem Körper auflösen.
Lily, der nun wieder in seiner kleinen Form auf Levys Arm gesprungen ist, ist ebenso überrascht.
„Wahnsinn“.
Als die zierliche Magierin vor Schmerzen aufstöhnt wird allen klar, dass sie bei dem Kampf mehr einstecken mussten als gedacht und da bereits die Dämmerung über den Wald hereinbricht, entscheiden sie sich, zurück zur Höhle zu gehen.

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Kapitel 8 Erfüllter Auftrag


Gajeel beobachtet das prasselnde Feuer, das Levy in  wenigen Sekunden mit ihrer Magie herbeigezaubert hat. Außer mit Natsu und Wendy ist ihm noch nie ein Unison Raid gelungen, und mit den zwei Pappnasen funktioniert es vermutlich nur, weil sie alle Drachentöter waren.
Er unterdrückt einen Seufzer.

Was macht dieser Zwerg nur mit ihm.

Er hat sich noch nie um irgendjemanden gesorgt, doch bei ihr passiert das ständig. Tief in Gedanken versunken schweift er zu Tenrou Jima.
Auch da konnte er sie grade noch in letzter Sekunde retten, genau wie heute, und auch dort hatte sie ihn mit ihrer Magie überrascht.
Damals war es das Eisen gewesen, das ihm die Kraft gab, den Kampf mit Grimmore Heart durchzustehen und auch heute brauchte er ihre Hilfe, um sie und sich selbst beschützen zu können.
Er schüttelt den Kopf.
Du bist stärker, als du dir selbst zutraust Zwerg, ich bin mal wieder beeindruckt.

Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen.

Aber hatte sie ihm nicht gesagt, dass es eine spezielle Magie ist um ihn zu unterstützen?
Bei diesem Gedanken nehmen seine Wangen einen zarten roten Schimmer an.

Die macht mich noch fertig…

Sein Blick wandert zu der Schlafstätte, auf der Levy friedlich schlummert und auf der sich auch sein Partner Lily zusammengerollt hat.
Vorsichtig, um niemanden zu wecken, zieht sich der Dragonslayer in den Stand und lässt sich sanft hinter Levy auf der improvisierten Matratze nieder.
Er ist ebenfalls müde, der Kampf hat ihn mehr Energie gekostet als er zugeben würde.
Zögernd legt er sich neben die blauhaarige Magierin. Ihr Gesicht sieht so friedlich aus. Die warmen Flammen zaubern einen ungeahnten, sanften Glanz auf ihre Gesichtszüge und Gajeel kann sich nicht zurückhalten.
Mit seinen Fingerspitzen streicht er ihr eine gelockte Strähne hinters Ohr. Ihr entweicht ein leichtes, zufriedenes Seufzen.
Vor Schreck zuckt der Dragonslayer ein Stück zurück, fehlt ihm grad noch, dass sie jetzt aufwacht.
Sein Atem stockt und in seinem Magen spürt er ein ihm unbekanntes Flattern, als er an sich herunterschaut. Levy hat ihren Arm um seine Taille gelegt und zieht ihn immer näher zu sich heran, schmiegt ihre Wange an seine Brust.
Er hat das Gefühl, sein Herz bleibt stehen und er wagt es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
Doch irgendwie wirkt ihre Nähe sich auch beruhigend auf ihn aus.
Zögernd legt er ihr vorsichtig den Arm um die Schulter und schließt die Augen. Seine Nase in ihrer veilchenfarbenen Mähne vergraben, inhaliert er ihren Duft.
Nur heute Abend will er ihr so nah sein, und fällt in einen tiefen Schlaf.

Schmunzelnd hebt Lily seinen Kopf.
Endlich macht sein Partner mal einen Schritt auf sie zu. Der Exceed wird auch langsam ungeduldig. Immerhin hat sie eine Technik erarbeitet, die ihn, und wirklich nur ihn unterstützt.
Wie viele Zaunpfähle soll sie ihm noch an den Kopf werfen?*.
Zufrieden rollt er sich wieder zusammen und schließt seine Augen. Immer wieder drängt sich ihm die Frage auf, warum die beiden nur so außerordentlich blind füreinander sein müssen.


Am nächsten Morgen ist Levy die Erste der beiden Magier, die ihre Augen öffnet. Ihr Atem setzt aus, als sie bemerkt wo sie sich befindet.
Gajeel hat seine Arme fest um sie geschlungen. Mit klopfendem Herzen schließt sie noch einmal ihre Augen. Sie lehnt mit ihrer Wange immer noch an seiner muskulösen Brust, die sich mit seinen ruhigen Atemzügen leicht auf und ab bewegt.
Mit zittrigen Fingern fährt sie die einzelnen Muskelfasern nach.
Hat sie gestern tatsächlich nicht geträumt?
Hat er sich neben sie gelegt und ihr über die Wange gestrichen?
Mit hochrotem Kopf versucht sie, in sein Gesicht zu blicken. Seine entspannten Gesichtszüge verraten, dass er schläft.
Ein leises Seufzen entrinnt ihrer Kehle.
Ihre haselnussbrauen Augen fixieren seine Lippen. Mit ihrer freien Hand streicht sie zart darüber, sie will ihn nicht wecken. Sein Mund formt ein seichtes Lächeln, als sie ihn berührt, was sie unweigerlich zusammenfahren lässt.
Doch seine Atmung bleibt gleichmäßig.
Wie gerne sie ihn jetzt küssen würde.
Bei dieser Vorstellung wird ihr heiß und kalt zugleich und ihre Wangen machen Erzas Haaren deutliche Konkurrenz.
Das würde er nie zulassen.
Mit glasigen Augen und einem leichten Seufzer versucht sie sich aus seinem Griff zu befreien, als auch er aufwacht.
„Guten Morgen“ murmelt sie und als ob er auf eine Herdplatte gefasst hätte, schreckt der Dragonslayer zurück
„Ggguten Morgen“.
Seine Anspannung ist ihm sichtlich anzumerken, was Levy ein Kichern entlockt.

Lily, der in diesem Moment mit Frühstück herein getapst kommt, kringelt sich vor Lachen auf dem Boden.


Schmatzend protestiert Levy.
„Wenn ihr schon hier seid, können wir doch noch eben die Wölfe plattmachen“
Lily wundert sich über ihren Enthusiasmus und schaut seinen Partner fragend an. Dem Exceed ist es recht, Levys Wunsch nachzukommen, immerhin dürfen sie beide das Geld behalten, wenn sie nur diese Schriftrolle bekommt.
Und das Geld können sie ganz gut gebrauchen.
Bei seinem letzten Wutanfall, Lily weiß gar nicht mehr genau warum sein Partner so ausgerastet ist, verarbeitete Gajeel die komplette Kücheneinrichtung zu Kleinholz. Gut, das kommt gelegentlich vor, immerhin scheint dem Drachen das Gen für Gelassenheit zu fehlen, doch die Anschaffung neuer Möbel stürzte die Mitbewohner in deutliche Unkosten.
„Was denkst du, Gajeel?“
Zögernd richtet er das Wort an den Dragonslayer. Hustend, da er sich gerade an einer Stachelbeere verschluckt hat, mault der Angesprochene
„Ihr Zwei habt euch doch eh schon entschieden oder nicht?“
Mit einem zufriedenen Grinsen lässt sich der Kater von Levy zwischen den Ohren kraulen.
„Dann ist es also beschlossen. Wenn wir alles zusammengepackt haben, machen wir uns auf die Suche nach den doofen Wölfen“
Strahlend wirft die Blauhaarige ihren Kopf in den Nacken und schüttelt ihre Locken.

Der Zwerg ist mein Verderben.

Wortlos hält der schwarzhaarige Magier ihr sein Handgelenk hin, an dem sich immer noch das rote Haarband befindet. Mit geübten Fingern zupft sie es ihm herunter und flechtet ihre Mähne zurück, sodass nur noch einzelne Strähnen in ihr Gesicht fallen und es sanft umschmeicheln.
Um sich schauend steht sie nun vor ihm und eine leichte Röte brennt sich in seine Wangen.
Ihre schlanken Beine machen ihn noch wahnsinnig.
Außerdem hängt ihr Kleid in Fetzen an ihr hinunter, sodass es noch kürzer ist, als ohnehin schon. Mit einem grollenden Seufzer richtet er sich ebenfalls auf.
„Na dann mal los“
Sie schwingt sich ihre rote Tasche über die Schulter und folgt Team Redfox aus ihrem Unterschlupf.

Mit der verlässlichen Nase des Dragonslayers schreiten sie zielsicher durch den Wald und mit seiner Machete, die er wieder hervorzaubert, schlägt er aufkommende Engpässe sofort nieder, sodass sie diesmal einen unkomplizierten Weg folgen können.
Nach zwei Stunden erreichen sie eine Höhle, die Levy noch nie zuvor gesehen hat. Sie müssen sich in einem Teil des Waldes befinden, den sie noch nicht erkundete. Sie wundert sich, so groß sah er von außen gar nicht aus.
Sie bleibt auf Gajeels Zeichen ein wenig hinter den Beiden zurück und Pantherlily nimmt seine Kampfform an, um auf eventuelle Übergriffe besser reagieren zu können.
Doch es passiert nichts.
Es bleibt ruhig.
Für Gajeels Geschmack eindeutig zu ruhig und er versucht sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Je näher sie der Höhle kommen, desto stärker riecht es nach Verwesung und nassem Tier.
Er rümpft die Nase, ein letzter prüfender Blick auf die blauhaarige Magierin und dann schreitet er in die Höhle hinein. Er hofft inständig, dass sie seinen Wink verstanden hat und draußen bleibt, denn er weiß nicht, wie viele Wolfsdämonen sich in dem Unterschlupf befinden.
Um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, blinzelt er ein paar Mal. In seinem Rücken spürt er die Anwesenheit seines Partners. Es ist schon Routine, einer geht voraus und der andere gibt Rückendeckung, so sind sie bisher aus den schwierigsten Situationen heil herausgekommen.
Als ihn aus der Dunkelheit zwei giftgrüne Augen anfunkeln, springt der Drache reflexartig einen Schritt zurück und stößt mit Lily zusammen.
„Drei links, einer vor mir“ summiert Gajeel knapp
„Hinter uns freie Bahn, rechts auch drei“ Lily weiß genau, worauf es jetzt ankommt. Langsam schreiten beide rückwärts aus der Höhle ins Freie, doch bevor sie die Ruhestätte der Wölfe verlassen, brüllt der Schwarzhaarige

„Wir kämpfen draußen“. Es ist ein Lockruf.

Innerhalb eines Atemzugs verlässt der Dragonslayer die Höhle, schnappt sich Levy, setzt sie hinter einem Gebüsch ab, deutet ihr an, ruhig zu bleiben und findet sich wieder neben seinem Partner ein, der ihm wissend zunickt.
„Na dann los“
Aus der Höhle stürmen die Wolfsdämonen auf die beiden Kampfgefährten zu.
Eins,
Zwei,
Drei…
Sechs…
zählt Gajeel und stockt. Es sollten doch sieben…

Ein spitzer Schrei reißt ihn aus seinen Überlegungen.
Mist.
Drei für Lily, drei für ihn, der siebte scheint Levy wittern zu können.

„Kommst du klar Zwerg?“ brüllt der Drache der Scriptmagierin zwischen zwei Angriffen zu, aber bekommt keine Antwort.
„LEVY“ Er schreit so laut, dass selbst sein Partner kurz zusammenzuckt, und als die Beiden ihre Köpfe in die Richtung drehen in der sich Levy versteckt hält, tritt die gerufene Magierin aus dem Gebüsch hervor.
Mit dem Rücken zu ihnen, schwer beschäftigt den leblosen Körper des Wolfdämons hinter sich her zu ziehen gibt sie zurück:
„Ja ja, alles klar und jetzt macht zu“

Verblüfft wirft sich Team Redfox einen Blick zu und beendet den Kampf ebenfalls mit wenigen Schlägen.


„So stark sind die gar nicht gewesen“ Levy hüpft aufgeregt vor Gajeel auf und ab, Lily fest umklammert an ihre Brust gepresst.
„Hätte dir nichts gebracht, das zu wissen, wenn dich der Kurono vorher platt gemacht hätte“ Gajeel grinst, die sieben Wölfe auf seiner Schulter tragend.
„Blödmann“
Die Scriptmagierin strahlt übers ganze Gesicht und auch der Dragonslayer ertappt sich bei einem Lächeln.
„Dann wollen wir die mal abliefern und die Belohnung kassieren“. Lily freut sich, seinen Partner nach der Odyssee endlich entspannt zu sehen. Das Mädchen scheint ihm wirklich gut zu tun.
Stumm gehen sie weiter nebeneinander her. Die Stille ist nicht unangenehm, es ist eher eine zufriedene Ruhe, die das Dreiergespann umschlingt.
Einen kleinen Kiesel hin und her kickend erreichen sie nach ein paar Stunden Fußmarsch endlich das Dorf Toboe.
Der Dorfälteste wartet bereits und als er die leblosen Körper der Wolfsdämonen erblickt, erhellen sich seine Züge augenblicklich. Die Einwohner stürzen sich auf das Team und nehmen Gajeel die sieben Wölfe freudestrahlend ab.
Der Alte überreicht Levy einen Sack voll Jewels, den sie sofort an den Schwarzhaarigen weiterreicht und die unbeschriebene Pergamentrolle, die er ihr schon an ihrem ersten Tag unter die Nase gehalten hatte.
Gajeels Brauen zucken nervös, als er sieht, dass die Schriftrolle bis auf ein kleines Siegel völlig unbeschrieben war.
„Keine Sorge, wenn ihr herausfindet, wie man die Schrift sichtbar machen kann, dann gibt sie euch eventuell Aufschluss über längst verschollene Lebewesen.“ Versucht der alte Mann die Magier zu beruhigen.
Levys Augen weiten sich vor Neugier. Das Rätsel wird sie schon lösen, da ist sie sich sicher. Sie freut sich darauf, nach einem heißen Bad, mit ihrer neuen Errungenschaft in der Bibliothek zu verschwinden und auch Gajeel ist froh, endlich wieder vollständig in der Gilde sitzen zu können.
Nicht, dass er ihr das sagen würde.
Pantherlily grinst wissend zwischen dem ungleichen Paar hin und her.
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 Kapitel 9 In der Dunkelheit (Eine andere Sicht der Dinge)


Stechende, grüne Augen beobachten die kleine Höhle im Wald Tsumei. Der Beobachter versteckt sich geübt hinter einem Felsvorsprung. Das Prasseln des Feuers entlockt ihm ein kurzes Aufatmen.
Es ist laut genug, sodass die Magier in der Höhle nicht bemerkt haben, dass er auf einen Ast getreten ist.
Die kleine Blauhaarige ist ohnehin schon am schlafen.

Aufmerksam beobachtet der Späher, wie sich der große schwarzhaarige Magier erhebt und an das Schlaflager herantritt. Die Gesichtszüge entspannt, wenn nicht sogar belegt mit zartem Rotschimmer.
Eilig kritzelt er einige Notizen in ein Heft,
„Interessant“, bevor er sich wieder der Höhlenszene widmet.
Der Dragonslayer liegt bereits hinter der zierlichen Frau und streicht ihr behutsam über die Wange.
„Das wird ja immer besser“, zischt der Versteckte und reiht weiter Buchstabe an Buchstabe, ohne seinen Blick von dem ungleichen Paar zu nehmen.
Als die Beiden Arm in Arm in den Schlaf fallen, rührt sich der Grünäugige in seinem Versteck und schleicht auf leisen Sohlen in die Höhle hinein.

Sie bemerken ihn nicht, das ist gut.
Sein Spion-Zauber scheint sogar die feine Nase des Drachenmagiers zu überlisten.
Das prasselnde Feuer und die entspannte Haltung aller Schlafenden, erlaubt es der Person sich noch weiter umzuschauen.
Als diese die rote Schleife um Gajeels Handgelenk bemerkt, erhellt sich dessen Miene.
„Soso“.
Vorsichtig durchwühlt der Fremde die Taschen, die sorgsam in einer Ecke gestapelt waren und schreibt weiterhin eifrig seine Ergebnisse aus.



Fahles Mondlicht scheint durch ein kleines Fenster und spendet nur unterschwellig Licht.
In der Mitte des kleinen Raumes steht ein dunkler Schreibtisch. Er sieht abgewetzt aus, die Zeichen der Zeit deutlich sichtbar. Er wurde auf einem kleinen zerfetzten, roten Teppich platziert, der grade groß genug war, alle vier Schreibtischbeine und den Holzstuhl zu unterlegen.
Wandert der Blick über den restlichen Boden, sind nur kalte Schieferplatten erkennbar, auf denen Staubnester und kleine Steinchen tanzten.
Der Wind der durch das undichte Gemäuer bläst, wiegt sie im langsamen Takt immer hin und her.

Schwere Schritte erklingen, als sich die dunkle Holztür öffnet und ein Mann den verlassenen Raum betritt.
Er ist gehüllt in dein lilafarbenes Gewand und trägt einen passenden spitzen Hut der einen Teil seines Gesichtes und die schwarzen Haare verdeckt.
Seine Miene ist verhärtet und angespannt, seine Augen zu schmalen Schlitzen geformt.
Der kleine Holzstuhl knarzt verdächtig, als sich der Mann auf ihn niederlässt. Mit geballter Faust schlägt er auf die Schreibtischplatte ein und er starrt ins Leere.

Dieser verdammte Drache wird ihm büßen, dass er ihn an die Gilde der Fliegen verraten hat.
Seit Jahren sind seine Gedanken geprägt von Rachegelüsten und Hass. Er war einmal einer der zehn heiligen Magier gewesen und Master einer starken, unbezwingbaren Gilde, doch nun war er gezwungen, im Untergrund zu hausen und sich versteckt zu halten.
Viele seiner alten Leistungsträger verließen nach der Auflösung die Gilde und kehrten ihm den Rücken.
Von seinen fünf stärksten Magiern sind ihm nur zwei geblieben.

Er ballt seine Faust fester zusammen, sodass seine Finger fast weiß erscheinen.
Er hasste sie alle, doch seine Mordlust richtet sich ausschließlich gegen Einen, den Eisendragonslayer Gajeel Redfox.
Dieser schlug damals sein Angebot, in der Dunkelheit weiter zu agieren, einfach aus und hielt sich versteckt.
Erst Monate später erreichte ihn die Nachricht, dass sich der Eisenmagier Fairytail angeschlossen hatte.

Das hatte er ich nie träumen lassen.

Wütend erhebt sich der Mann und lässt seine aufkommende Wut an seinem Schreibtisch aus. Er packt das schmale Ende und mit einem Ruck, schleudert er diesen quer durch den Raum.
Mit einem lauten Knall zerbarst das Mobiliar und kracht in Einzelteilen zu Boden. An dem Gemäuer ist der Aufprall ebenfalls nicht vorbeigegangen. Seicht schlierend rieselt weißer Kalkstein herab und bedeckt die dunklen Holzreste.
Der Mann bedenkt den Haufen mit verbittertem Schnauben und dreht sich zu dem kleinen Fenster.

Was ist nur aus ihm geworden?
Er war Master der reichsten Gilde Fiores und nun lebt er in einem Gebäude im tiefsten Hinterland, weit abgeschottet von der Zivilisation. Es ist so wackelig gebaut, das jeder Windzug wie ein schwerthieb auf seine blasse Haut trifft und kein Feuer die Räume wirklich heizen kann.
Sein Blick schweift über die nicht vorhandene Vegetation. Es ist einfach zu trocken und zu kalt, als dass sich hier Pflanzen und Lebewesen freiwillig niederlassen würden.
Der steinharte, rötliche Sandboden ist aufgeplatzt und der Wind treibt kleine Sandwehen über das offene Gelände.

Er hasst diese Welt.
Oh ja, und er würde der Menschheit schon früh genug zeigen, dass er noch lebt, dass es mit ihm noch nicht zu Ende gegangen ist.
Er wird sich rächen und er hat auch schon erste Vorkehrungen getroffen.

Vor wenigen Monaten traf er auf ein Zwillingspärchen. Die beiden Frauen waren furchtbar stark und er hat es tatsächlich geschafft, sie für seine neue Untergrundorganisation zu rekrutieren.
Sie liebten jede Art von Kampf, sie liebten den Tod und deshalb passten sie auch so gut zu ihm.
Vor seinem inneren Auge sieht er die beiden Frauen vor sich. Eya und Eyon waren hoch gewachsen und hatten weiße Haare. Ihr Markenzeichen war ein sternförmiges Tattoo, welches Eya auf der linken und Eyon auf der rechten Wange trug.
Ähnlich wie Titania beherrschten sie die Schwertkunst, doch ihre Schwerter hatten eine eigenständige Magie.
Eyas Schwert durchdringt jegliche physische Form, der Mann schmunzelt, auch eiserne Drachenschuppen und Eyons Schwert bemächtigt sie dazu, ihren gegenüber psychische Schmerzen zuzufügen.
Sie eignen sich perfekt für seine Angriffsstrategie.

Zudem darf er nicht vergessen, dass Aria und Monsieur Sol ihm die Treue geschworen hatten. Sie konnten ihren alten Gefährten ebenso wenig verstehen.

Ein lautes bösartiges Lachen entfährt seiner Kehle und der Magier schüttelt sich inbrünstig.
Ja sie werden seine Racheengel sein.
Nur der letzte Schlag wird ihm gehören.


Ein lautes Klopfen reißt den Missetäter aus seinen Tagträumen.
„Komm rein!“ Seine Stimme grollt tief und hallt an den kühlen Wänden zurück. Herein tritt ein kleines Mädchen.
Sie ist zierlich und trägt einen schwarzgrünen Overall.
„Master Jose“ zögernd schreitet das Kind auf ihn zu und fixiert ihn mit ihren stechenden, grünen Augen
„Ich habe neue Informationen“
Das Mädchen ist sein Spitzel, durch ihre zarte Erscheinung erregt sie kaum öffentliche Notiz und ihre Fertigkeit sich nahezu unsichtbar zu machen macht sie zu dem besten Spion, den er sich vorstellen konnte.
„Wir wissen jetzt, wie wir den Drachen brechen können“

Master Jose horcht auf und eine ungeahnte Freude macht sich in seinem Innersten breit.
„Es gibt da jemanden, der ihm sehr nah steht“ erzählt das Kind weiter.
Lachend schlägt der Mann seine Hände zusammen. Eine Entführung, ja, das klingt nach sehr viel Spaß.
„Es ist ein Mädchen.“
Ein bösartiges Aufblitzen in seinen Pupillen lässt die Spionin zurück schrecken. „Mmmaster?“
Zögernd inspizierte die Spionagemagierin die Gesichtszüge des Mannes. Sie ist eine der Wenigen, die in die Pläne des Dunklen eingeweiht ist, doch seinem Blick nach zu urteilen, wird das bevorstehende Gemezel blutiger, als sie erwartet hatte.

Oh ja, das wird noch besser, als er sich das jemals in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hat.
Du bist erledigt Gajeel Redfox.

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Kapitel 10 Die geheimnisvolle Schriftrolle



Die Stimmung in der Gildenhalle ist bedrückt.
Seit ein paar Tagen haben die Mitglieder weder was von Levy, noch von Gajeel gehört. Jet und Droy sitzen seit dem Aufbruch des Dragonslayers an ihrem Stammtisch und heulen sich gegenseitig etwas vor.
Keiner von ihnen würde jemals zugeben, dass sie froh sind, dass sich der Drache auf die Suche nach ihrer Freundin gemacht hat. Allerdings ist ihnen auch bekannt, als wie gefährlich der Wald Tsumei gilt und sie haben deshalb viel zu große Angst dorthin zu gehen.
Trotzdem stört sie etwas an der Unruhe, die den Eisenmagier am Tag seines Aufbruchs umgab. Nicht, dass er sich an ihre zarte Levy heranmacht.
Bei diesem Gedanken fangen die beiden wieder lauthals an zu wimmern.

„Mirrraaaaa“, plärrt Droy und schaut zur Bar an der die Take-Over-Magierin steht.
„Wann kommen die endlich wieder…?“
Achselzuckend schaut die Weißhaarige zu den Pforten der Eingangshalle. Sie macht sich ebenfalls große Sorgen.
Allerdings, wenn es einer schaffen kann, Levy heil wieder nach Hause zu bringen, dann ist es wohl Gajeel.


Am anderen Ende der Theke sitzt Lucy, mit hängendem Kopf über ihr Manuskript gebeugt.
Sie sind gestern Abend von ihrer Mission zurückgekommen und haben erfahren, was passiert ist. Die Stellargeistmagierin wollte ihrer besten Freundin schon vor Auftragsbeginn ihr neues Kapitel zum Lesen geben, doch sie hatten sich in der Gilde immer wieder verpasst.
Missmutig ballt sie eine Faust und das dünne Papier kräuselt sich zwischen ihren Fingern.
Eine einzelne Träne kullert ihre Wange hinab.
Die Blondine macht sich große Sorgen um Levy.

Warum ist sie nur alleine aufgebrochen?

„Hey Luce, Kopf hoch! Der Eisenschädel wird sie schon wieder herbringen“
Ein tiefes Seufzen entfährt ihrer Kehle, bevor sie ein Lächeln aufsetzt und sich zu ihrem pinkhaarigen Partner umdreht.
„Du hast recht“
Mit bedachten Handgriffen glättet sie die vor sich liegenden Zettel und schiebt sie vorsichtig in ihre Tasche zurück.
Wenn sie einer zurückbringt, dann ganz bestimmt Gajeel.  Außerdem weiß Lucy, wie sehr ihre Freundin den Dragonslayer mag und sie wird sich ihm ganz bestimmt nicht widersetzen, wenn es darauf ankommt, sich in Sicherheit zu begeben.
Die Miene der blonden Magierin hellt sich auf und zuversichtlich schaut sie zu den Eingangstüren.
Sie kommen wieder, da ist sie sich hundertprozentig sicher.

In der Gilde breitet sich weiteres Schweigen aus, jedes anwesende Mitglied nippt nur stumm an seinem Glas oder seinem Krug und starrt in der Gegend herum. Es ist viel ruhiger ohne den blauhaarigen Wirbelwind und ohne das ‚Shoubidoobah‘ des Eisendrachen.
In dieser Nacht, im Schankraum, wird auch dem Letzten bewusst, dass Fairy Tail ohne Gajeel nicht das Gleiche ist.
Er gehört einfach zu ihnen, egal was er in seiner Vergangenheit auch getan oder gedacht hat.



Am nächsten Nachmittag sieht der Rundblick durch die heiligen Hallen genauso aus, wie am Abend zuvor.
Betretenes Schweigen überdeckt den Schankraum und Kinana und Mirajane bewirten ihre Gäste mit einem gezwungen Lächeln.
Nur aus der Galerie im ersten Stock kann man zwei Männer lachend diskutieren hören.

„Der lässt sich aber auch Zeit“,
„Haha, die beiden liegen bestimmt irgendwo knutschend in der Ecke“
„Ach was, die? Niemals“
„Doch, doch, hast du ihre Blicke noch nie gesehen?"
„Das wäre doch mal was.“

Es sind Bixlow und Elfman, die lautstark ihre Theorien zum Besten geben, warum ihre Kameraden noch nicht wieder zurück sind.
Ein leises Murmeln zieht sich durch die Reihen im Erdgeschoss und ein wissendes Lächeln umspielt die Lippen der meisten Mitglieder.
Nur wenigen ist entgangen, wie sehr Gajeel um Levys Sicherheit besorgt ist, und wie oft sie sich in der Gilde umschaut, nur um ihm ein Lächeln zu schenken. Nur Jet und Droy schluchzen bei der Vorstellung, ihre Levy würde mit Gajeel knutschen.

Plötzlich unterbricht ein lautes Poltern und ein fröhliches Gelächter die Gedanken der Gildenmitglieder. Durch die aufgestoßene Eingangspforte scheint gleißendes Sonnenlicht herein und blendet die Magier.
Es braucht ein paar Sekunden, bis sie alle begriffen haben, wer zurückgekehrt ist.

„LEVY!“

Die Anspannung der letzten Tage ist auf einen Schlag wie weggeblasen und von einer auf die andere Sekunde herrscht ausgelassene Partystimmung.
Lucy springt freudestrahlend von ihrem Stuhl auf, der geräuschvoll zu Boden geht und wirft sich ihrer Freundin um den Hals
„Levy-chan, ich bin so froh, dass du wieder da bist.“
Die blauhaarige Magierin wirkt etwas überrumpelt, doch sie erwidert die Umarmung ihrer besten Freundin
„Lu-chan“
Ein zögerliches Blinzeln zu Gajeel verrät ihr, dass ihm diese Aufregung mal wieder zu viel ist und sie muss innerlich schmunzeln, als er zielsicher auf seinen Lieblingsplatz zusteuert.



Eine Stunde nachdem sie die Gilde erreicht hatten, macht sich Levy auf den Weg in das Mädchenwohnheim.
Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als eine heiße Badewanne und ein weiches Bett. Sie hat allen erzählt was ihr passiert ist und wie ruhmreich sie von Gajeel und Pantherlily gerettet wurde.
Nur ihre Spezialtechnik erwähnte sie mit keinem Wort. Das soll so schnell keiner erfahren, es ist ihr einfach zu peinlich.

Der Master war ganz schön sauer gewesen und auch von Mirajane hatte sie einiges zu hören bekommen doch mit dem Versprechen, nie wieder einen Alleingang zu unternehmen, konnte sie sich endlich auf den Heimweg machen.
Gajeel hat sie noch ein ganzes Stück begleitet, doch auf ihr Bitten und Flehen hin, hat er eingesehen, dass sie in Magnolia sicher genug war, um alleine nach Hause zu gehen.

Mit einem seufzen lässt sich die Scriptmagierin tiefer in das heiße Wasser gleiten und spürt, wie auch endlich der Stress der letzten Tage, ihren Körper verlässt.



Helle Sonnenstrahlen kitzeln in ihrer Nase.
Es ist früh am Morgen, als Levy die Augen aufschlägt. Erleichtert in ihrem eigenen Zimmer aufzuwachen, atmet sie aus und setzt sich auf. In Gedanken plant sie ihren Tag grob durch.
Aufstehen, anziehen, essen, Bücher über geheime Schriften heraussuchen, in die Gildenbibliothek setzen und endlich einen Weg finden, diese verzwickte Pergamentrolle lesen zu können.
Seit drei Wochen brütet sie nun schon darüber und seit drei Wochen fehlt ihr jeglicher Anhaltspunkt. Selbst Fried hat sie schon um Rat gefragt, doch auch er war gnadenlos überfordert gewesen.
Es muss doch einen Weg geben, diese blöden Zeichen sichtbar zu machen.
Oder hat sie der Dorfälteste vielleicht angeflunkert?
Schlaftrunken zieht sie sich ein weißes Top und eine blaue, kurze Hose über, bevor sie ihre Aufmerksamkeit ihren Bücherregalen zuwendet.
Vielleicht hat sie ein interessantes Buch übersehen?

‚Menschen, Tiere und Doktoren‘
Nein, das sicher nicht,
‚Herzsprung‘
Nein, das ist es auch nicht. Viele weitere Bücher und eine ganze Stunde später stockt sie. Ihr Blick fällt auf einen Einband, der in zweiter Reihe im obersten Regal liegt.
‚Geheimschriften der alten Zeit‘
Das ist es, das ist vielleicht ihr Durchbruch. Aufgeregt zerrt sie das Buch heraus und legt es zu ihren Sachen auf den Schreibtisch. Schnell einpacken und dann los.


In der Gilde angekommen staunt sie nicht schlecht. Es ist schon Mittag, doch die Räume sind nahezu leergefegt.
„Was ist denn hier los?“
Unsicher dreht sie sich zur Theke und schaut Mirajane fragend an.
„Die Party gestern Abend ging länger als geplant und als dann auch noch Cana ein Saufspiel vorgeschlagen hat, naja du kennst doch Fairy Tail“
Mit einem breiten Lächeln schiebt Mirajane der Blauhaarigen einen Teller mit frischen Früchten zu.
„Bist du schon weiter mit deiner Schriftrolle?“
Neugierig mustert die Take-Over-Magierin ihre Freundin, die ihr freudestrahlend ihr Buch unter die Nase hält. Wissend nickt sie ihr zu und deutet ihr an, dass sie ihren Teller auch in der Bibliothek leeren kann.
Dankend rutscht Levy vom Barhocker und macht sich auf den Weg in das Bücherlager der Gilde.

Abgehetzt stürmt Fried in die Bücherei und Levy fährt erschrocken zusammen.
„Gut das du hier bist, ich hab da was für dich“
Triumphierend hält ihr der Grünhaarige zwei Bücher unter die Nase
‚Das versteckte Wort‘
und
‚Warum die Tinte nicht mehr sichtbar ist‘.
Ungläubig sieht Levy zu Fried auf.
„Fantastisch“ meint sie freudestrahlend. Mit einem Schulterklopfer verlässt Fried wieder den Raum.
Er weiß genau, dass sie jetzt alleine arbeiten möchte, ihm würde es nicht anders gehen. Auf der Treppe begegnet er Gajeel. „Oi“ Sie nicken sich zu und leise zieht der Eisendragonslayer die Tür hinter sich zu.

„Hey Zwerg“ Levy rührt sich nicht, sie hat ihn nicht wahrgenommen, so vertieft ist sie in die drei neuen Bücher. Eifrig kritzelt sie auf einem Blatt Paper herum. Genervt verdreht Gajeel die Augen
„Levy, ich muss mit dir reden“ sein Tonfall war eindringlich und der Kopf der Magierin erhebt sich zögernd.
„Lily und ich sollen auf eine Mission. Eine lange Mission“ Ihre Mundwinkel ziehen sich mürrisch zusammen.
„Wir wollen dich mitnehmen“ Eigentlich will Gajeel alles andere als das, aber nach den letzten Wochen, hat er sich geschworen immer ein Auge auf Levy zu haben.
„Aber ich bin beschäftigt“ mault sie und schwenkt die Pergamentrolle hin und her.
„Ich glaube, ich habe endlich ein paar Hinweise“ Mit zusammengekniffenen Augenbrauen raunzt der Drache
„Du bist einfach unverbesserlich“ Leise kichert Levy, doch ihre Laune schlägt schlagartig um.
„Wie lange wirst du weg sein?“ Sie hasst es, wenn er auf lange und gefährliche Aufträge geht.
„Ein paar Wochen, denke ich“ Sein Blick schweift ins Leere. Er weiß, dass er sie nicht zum Mitkommen überreden kann, doch Makarov hat ihn persönlich gebeten, sich um diesen Auftrag zu kümmern.
Wasser sammelt sich in ihren Augen, doch sie blinzelt die Tränen weg.
„Pass auf dich auf“ Er brummt nur und verlässt die Bibliothek. Mit vor dem Herzen geballter Faust starrt Levy ihm hinterher
„Komm heile wieder zu mir zurück“ Es ist nur ein leiser Hauch, der ihre Lippen verlässt bevor sie sich wieder ihren Büchern zuwendet.

Gajeel stockt der Atem.
Hat er sich grade verhört?
Sein Herz trommelt bis zu seinem Hals und die Schmetterlinge in seinem Bauch feiern eine Party, sodass ihn ein Gefühl der Übelkeit überkommt.
Er wird ganz sicher zu ihr zurückkommen.
„Stell nichts Dummes an, Zwerg“


Nervös beißt sich Levy auf die Unterlippe. Ihr Herz beginnt ein wenig schneller zu schlagen als sie die vor sich liegenden Zeilen ließt

‚…Leeres Pergament, dass sich extrem feinblättrig anfühlt, als sei es die getrocknete Haut eines Reptils, kann man mit magischen Runen beschreiben. Durch eine antike Zauberformel ist es möglich, diese Runen verschwinden zu lassen.
–Tetsu no hana no mayonaka no mahō‘*

In einem anderen Buch stolpert sie über folgenden Hinweis:

‚…Magische Sprüche die Schriften verschwinden lassen, gibt es nur selten. Der häufigste ist Runescript und wird häufig von Schrift und Runenmagiern angewendet. Auf dieser Welt existieren aber weitaus seltenere, verschollene Dokumente die mit Sprüchen einer ganz anderen Magieklasse belegt sind, der -Tetsu no Hana- Klasse. Diese sind nur mit Hilfe magischer Gegenstände zu brechen, in diesem Fall mit dem Mitternachtstau der Tetsu no Hana, der Eisenblume…‘

Levy versucht ihre Freudentränen zu unterdrücken. Nach wochenlanger Arbeit hat sie endlich einen handfesten Hinweis gefunden. Beschwingt erhebt sich die zierliche Magierin von ihrem Stuhl und sucht nach weiteren Büchern. Sie hat noch nie was von einer Eisenblume gehört, aber das wird sich jetzt ändern.

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 Kapitel 11 Eisenblume



…Mit dem Mitternachtstau der Eisenblume, kann die geheime Schrift sichtbar gemacht werden…

Levy ist außer sich vor Freude. Endlich hat sie den langersehnten Hinweis gefunden.
Voller Tatendrang balanciert sie vor dem Bücherregal auf der Leiter herum, als das Öffnen der Bibliothekstüre sie aufhorchen lässt.
„Levy?“
Es ist Fried, der nun vorsichtig um die Ecke lugt.
„Ich bin hier hinten“, ruft sie ihm zu, und widmet sich wieder dem Regal.
‚Blumen und Bäume‘ ‚Blattgrün‘ ‚Berghain‘ Sie überfliegt die einzelnen Einbände und zerrt die Interessantesten heraus.
„Was machst du denn in der Naturkundeabteilung? Ich dachte du musst eine Pergamentrolle entziffern“
Fragend sieht der Grünhaarige zu ihr auf.
Ein verschmitztes Lächeln liegt auf ihren Lippen, bevor sie das Gleichgewicht verliert und rücklings die Leiter hinunter saust.

„Alles in Ordnung?“
Fried ist zwar nicht schnell genug gewesen sie aufzufangen, aber er hält ihr besorgten Blickes die Hand hin, damit sie aufstehen kann.
Levy klopft sich den Staub von ihrer Kleidung und strahlt ihren Gegenüber an.
„Ich hab es herausgefunden“
Voller Vorfreude drängelt Fried sie zu den Schreibtischen.
„Na dann, schieß los“
Als Levy ihm ihre Notizen reicht, und die verschieden Buchseiten vorlegt, weiten sich seine Augen. Von so einer komplizierten Verschlüsselung hat er noch nie gehört.
Die Informationen auf dem Pergament müssen wahnsinnig wertvoll sein.

Skeptisch schaut er die zierliche Scriptmagierin an.
Sie sieht erschöpft aus.
„Wann warst du das letzte Mal zu Hause?“
Mit matten Augen versucht sie seiner Frage auszuweichen.
„Wann?“
Fried hat in ihrer Nähe immer dieses große Bruder Gefühl. Er sorgt sich um sie und jetzt grade, sieht sie echt fertig aus.
„Vorgestern“ murmelt Levy kleinlaut und hält sich gähnend die Hand vor den Mund. Dafür kassiert sie ein verächtliches Schnauben.
„Geh nach Hause und schlaf. Du kannst morgen weitermachen.“ Sanft tätschelt er ihre Schulter und versucht sie aufzumuntern.
„Ich werde mal schauen, ob ich noch ein paar Informationen über diese Blume herausbekomme“
Eine kleine Last scheint von Levys Schultern zu fallen.
Sie atmet tief aus, nickt Fried zu und macht sich langsam auf den Heimweg.

Fried hingegen begutachtet interessiert Levys Notizen. Sie hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Mehrere Wochen hat er sie dabei beobachtet, wie sie unentwegt über ihren Büchern hockte und Jet und Droy alleine auf Aufträge schickte.
Vorsichtig streicht er über die einzelnen, sauber geschriebenen Zeilen. Er brennt darauf, endlich zu erfahren, was hinter dem Pergament verborgen steckt.
Motiviert und mit einem leichten Liedchen auf den Lippen widmet er sich den Büchern, die die Scriptmagierin bereits rausgesucht hat.

Bevor sie die Gilde verlässt, wendet sich Levy noch an Mirajane.
„Hast du schon wieder was gehört?“ die Bardame schüttelt den Kopf und sieht die Blauhaarige mitleidig an.
Gajeel war nun schon seit 4 Wochen auf dem Auftrag. Levy schien das sichtlich mitzunehmen, denn sie fragt sehr häufig nach ihm.
„Der packt das schon“
Mit einem strahlenden Lächeln versucht Mira die zierliche Magierin aufzumuntern
„Ja, das glaube ich auch“ Sie glaubt es wirklich, dennoch fühlt sie sich einsam, wenn er nicht in ihrer Nähe ist.
Wissend blinzelt die Take-Over-Magierin ihr zu und widmet sich den Wünschen von Macao, der sich vor die Theke gestellt hat um seine und Wakabas Bestellungen abzuholen.
Levy lässt die Schultern hängen.
Mist, warum muss sie auch immer so auffällig fragen?


Langsam trottet sie aus dem Gebäude und schaut in den nächtlichen, sternenklaren Himmel.
„Pass bloß auf dich auf“
Seufzend nimmt sie ihren Weg auf. Sie will nur noch ins Bett und morgen frisch ausgeruht endlich herausfinden, wo diese doofe Eisenblume wächst.



Am nächsten Morgen hüpft Levy beschwingt in die Gilde. Es ist noch niemand da, nur Mira kann sie ihn der Küche mit den Töpfen klappern hören
„Guten Morgen Mirajane, kannst du mir bitte Tee und ein paar Müslikekse in die Bibliothek bringen, wenn du soweit bist?“
„Komme gleich“
Tatkräftig, genau wie in den letzten Tagen, öffnet sie die Tür zur Bücherei und staunt nicht schlecht, als sie Fried dort lesen sieht.
„Guten Morgen Levy“
Er lächelt freundlich und nickt ihr zu.
„Guten Morgen Fried“
Leise schließt sie die Türe hinter sich und schlendert vergnügt die einzelnen Stufen herunter.
Der Grünhaarige hält ihr zufrieden ein Buch hin.
„Ich habe gestern Abend noch ein paar interessante Exemplare gefunden, wenn wir jetzt zu zweit arbeiten, dann sollten wir zügig die Informationen über die Blume zusammentragen können“.
Perplex starrt sie ihn an, unfähig etwas zu erwidern, als Mirajane strahlend die Türe aufstößt. Auf ihren Händen balanciert sie ein riesiges Tablett, mit einer Kanne Tee und zwei Bechern, sowie einer Platte mit Schnittchen und einer Schale Kekse.
„Lasst es euch schmecken“ sagt sie und verschwindet sofort wieder.

„Danke für deine Hilfe“ murmelt Levy kleinlaut und setzt sich zu Fried an den Tisch.
„Ehrensache, außerdem bin ich ebenfalls neugierig, was da auf dem Pergament zu finden ist“

Den ganzen Nachmittag brüten die beiden über den Büchern, belustigt beobachtet vom restlichen Team Raishinshu.
„Wenn das Gajeel sehen würde“ Bixlow findet sich selbst so komisch, dass er sich kaum vor Lachen halten kann und auch Evergreen fällt ins Gelächter ein.



„Das ist es“
„Genau“
Jubelnd geben sich die Bücherwürmer ein High-Five und strahlen um die Wette. Sie haben endlich den Ort gefunden, an dem die Eisenblume wächst.
Sie blüht auf einem Berg, der weit im Osten Fiores liegt.
Der Weg dorthin führt durch tiefe Wälder und offene Wüsten. Dass es viele Monster gibt, ist natürlich klar, doch am gefährlichsten ist wohl der Berg selbst. Es gibt keine Wanderwege, nur Waldabschnitte und eng bewachsenes Dickicht an denen man sein Glück mit einem Aufstieg versuchen kann.
Zur Mitternacht, also genau dann, wenn sie die Blume pflücken müssen, um den Tau auf die Pergamentrolle zu träufeln, verlischt jegliche Art von Magie auf diesem Berg.
Außer die Magie der Blumen.
Bei einem Angriff wären sie den Monstern nahezu schutzlos ausgeliefert.
Levy schluckt.
Sie war ohnehin nicht stark, und ohne ihre Magie war sie sogar noch schwächer.
Dennoch, diese Neugier, sie siegt letztendlich.
Sie wird den Master bitten müssen, sie auf diese ‚Mission‘ zu lassen.


Master Makarov ist gar nicht begeistert von ihrer Idee und versucht sie von ihren Plänen abzubringen.
„Das ist viel zu gefährlich“
„Aber Master…“
Bittend hebt sie ihre Hände. Wut steigt in dem kleinen, alten Mann auf
„Hast du vergessen, dass du erst vor kurzem gerettet werden musstest?“
Diese Aussage trifft Levy mitten ins Herz. Tränen steigen in ihre Augen und sie ist kurz davor die Beherrschung zu verlieren.
„Aber ich bin mir sicher, dass Jet und Droy mich gern begleiten werden“ versucht sie einen Kompromiss zu schaffen, peinlichst versucht, ihre Stimmlage nicht zu ändern.

„Kommt gar nicht in Frage. Ich weiß zwar, dass sie alles tun würden um dich zu schützen, doch für so eine Mission, und sei es auch eine private Mission, ist Team Shadowgear nicht geeignet“

Der Master bleibt hart, auch wenn es ihm weh tut, Levy so verletzt zu sehen. Er weiß, wie gerne sie ihre Entdeckungen überprüfen würde und wie hart sie an der Entschlüsselung gearbeitet hat.
„Wenn Gajeel wiederkommt…“, setzt er an, um sich auch von seiner Seite kompromissbereit zu zeigen.
Levys Augen weiten sich.
Zu gerne würde sie Gajeel mit auf diese Mission nehmen, denn sie weiß, wie stark er ist, und dass er sie vor allem beschützen kann. Doch er scheint spurlos verschwunden zu sein und Levys Wissensdrang steigt ins Unermessliche.
„Ich weiß zwar nicht, auf was für eine Mission sie ihn geschickt haben Master, aber bis er wiederkommt, kann das doch noch eine halbe Ewigkeit dauern“
Eingeschnappt bläst sie ihre Wangen auf und der alte Mann muss schmunzeln.
Ungeduldiges kleines Mädchen.

„Ich werde dich nicht gehen lassen und komm bloß nicht auf die Idee, alleine aufzubrechen.“
Er schlägt mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch um seine Aussage zu bekräftigen.
Wutentbrannt stürmt die zierliche Blauhaarige aus dem Büro und läuft fast Fried über den Haufen.
Dieser hat den lauten Disput genau verfolgen können und da auch er vom Forschungstrieb gepackt wurde, entschließt er sich kurzer Hand dazu, sie zu begleiten.

„Master, und was ist, wenn ich sie begleite?“ Levy traut ihren Augen nicht und horcht auf.
„Aber Fried, auch zu zweit ist es immer noch ganz schön gefährlich. Ich kann euch nicht gehen lassen.“ Gibt der Master zu bedenken.
„Aber sie hat doch das ganze Team Raishinshu hinter sich, nicht wahr Babies?“
„Hinter sich“ „Hinter sich“ echoten die kleinen Holzpüppchen, als sich ihr Partner Fried anschließt und als auch Evergreen  versichert, ein Auge auf die zierliche Magierin zu haben, gibt der Master ihnen die Erlaubnis, die Eisenblume zu suchen und das Geheimnis um die Pergamentrolle zu lüften.



„Man Fried, wo hast du uns da nur reingerissen“ murmelt die braunhaarige Magierin ihrem Partner zu als diese hinter Levy die Gilde verlassen.
„Lass ihn doch Ever, er ist und bleibt eben auch ein nur Bücherwurm“ Für diesen Kommentar erntet Bixlow nur verächtliches Schnauben. Fried ist einfach zu neugierig, vielleicht ist es ja eine Schatzkarte?

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Kapitel 12 Aufbruch



Eine Stunde ist vergangen.
Die vier Magier haben sich den Bahnhof als Treffpunkt ausgesucht und Levy steht nun am passenden Gleis in der Mittagsonne und wippt auf ihren Zehnspitzen auf und nieder. Die hellen Strahlen sind angenehm warm und eine seichte Brise umspielt die kurzen Shorts, die sie trägt.
Sie freut sich, dass sie endlich die Blume suchen kann, ist aber sichtlich nervös. Sie hat noch nie alleine Seite an Seite mit Team Raishinshu gestanden, und kennt ihre Teamarbeit daher nicht wirklich.
Sie presst ihre Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich. Ihr Blick wandert zur Uhr. In fünf Minuten sind sie verabredet.

Da sie die Kleinste, Jüngste und Schwächste unter ihnen ist, wollte sie auf keinen Fall zu spät kommen und hat sich frühzeitig auf den Weg gemacht.
Evergreen war nicht mehr auf ihrem Zimmer und so ist sie den Weg zum Bahnhof alleine gegangen. Wo Evergreen sich wohl, so kurz vor der Abreise, noch rumtreibt?

Levy schließt ihre Augen und streckt ihr Gesicht der Sonne entgegen.
Ein großer Schatten lässt sie zusammenfahren und die Augen wieder öffnen.
Fried und Bixlow stehen freundlich lächelnd vor ihr.

„Du bist schon da?“, fragt Fried eintönig, denn er hat nichts anderes erwartet. Levy nickt als Antwort. Eine betretene Stille umgibt die drei, als sie von weitem das Geklapper von Absätzen auf dem Asphalt hören.


Evergreen schaut zur großen Bahnhofsuhr und beschleunigt ihren Schritt noch einmal.
Sie ist zu spät.
Beschämt beißt sie sich auf die Unterlippe, sie ahnt schon, dass ihre Teamkollegen sie gleich aufziehen werden.

„Entschuldigt bitte die kleine Verspätung“ ihr Blick wandert in die Runde.
Schelmisches Grinsen seitens ihrer Partner lässt Farbe in ihre Wangen schießen, nur Levy lächelt verständnisvoll.

„Das ist doch kein Problem, aber wo warst du? Ich hab dich im Wohnheim gesucht“, fragt die zierliche Blauhaarige unschuldig und Evergreen würde am liebsten im Boden versinken.

Als sie die leuchtenden Wangen ihrer neuen Partnerin bemerkt schluckt Levy schwer. Ihr dämmert langsam, wo Evergreen war und ihre Frage von vorhin würde sie am liebsten ungeschehen machen. Fried und Bixlow krümmen sich derweil vor Lachen und Levy bringt nur ein ersticktes „Tschuldige“ über die Lippen.
Mit hoch erhobenem Kopf stolziert die Brünette an ihnen vorbei und drückt dem sich immer noch vor Lachen windenden Bixlow ihren Koffer in die Arme.

Die Zugfahrt wird zwei Tage dauern. Levy ist bloß froh, dass sie nicht umsteigen müssen und lehnt sich in ihrem Sitz zurück. Ihr gegenüber schnarchen Bixlow und Fried aneinander gelehnt, neben ihr am Fenster sitz Evergreen und starrt in die vorbeiziehende Landschaft.
„Ich wollte dich vorhin nicht bloßstellen“ setzt die Blauhaarige an, immer noch verlegen, weil sie die Brünette vorgeführt hat. Diese dreht sich mit einem Lächeln zu ihr um. Ein sanftes Lächeln und in ihren Augen liegt eine gewisse Sehnsucht.
„Ist halb so wild. Die beiden haben mich schon sehr früh durchschaut. Mach dir keine Vorwürfe.“
„Also warst du wirklich bei Elfman?“ Hitze steigt erneut in Evergreens Wangen, doch sie versucht gar nicht erst diese zu verstecken.
„Weißt du, er kann manchmal ganz schön nerven, aber er hat ein großes Herz. Ich weiß nicht wie lange wir tatsächlich für diese Mission brauchen, aber ich wollte mich unbedingt von ihm verabschieden“ Levy nickt ihrer Gesprächspartnerin verständnisvoll zu.
Sie ist überrascht wie offen Evergreen mit ihr über ihre Gefühle spricht.
„Ich hasse es, wenn mich die Leute durchschauen können, und ich werde dich umbringen wenn du das heutige Gespräch in der Gilde jemals erwähnen solltest“
Bei diesen Worten funkeln ihre Augen auf und Levy bekommt wieder diesen gewohnten Respekt, oder vielmehr eine aufkeimede Angst vor der Brünetten.

Sie unterhalten sich noch eine ganze Weile über Elfman. Evergreen erzählte von ihren Kämpfen auf Tenrou, wie er mehrfach am Boden lag und trotzdem immer wieder aufgestanden ist. Mit einem verräterischen Glanz in den Augen, beschreibt die Braunhaarige wie sie gegen Rusty Rose kämpften und in einer Art Turm eingemauert waren. Levy beeindruckte diese Erzählung, denn sie hat von den Beiden noch nicht einmal die Sicht auf die Ereignisse gehört. Sie ertappt sich dabei, wie ihre Gedanken zu Gajeel schweifen. Auch er hat auf Tenrou hart gekämpft und sich für sie in Gefahr gebracht. Plötzlich verändert sich Evergreens Stimmfarbe, und während eines schelmischen Lachens ändert sich schlagartig das Gesprächsthema.

„Aber verrate mir doch mal, was da eigentlich zwischen dir und Gajeel abgeht“ Als ob sie auf einem Ameisenhaufen sitzt, zuckt Levy bei diesen Worten zusammen.
„Nichts“ nuschelt die kleine Magierin sofort. Es stimmte ja auch, zwischen ihr und Gajeel ist nichts, nichts als eine merkwürdige Freundschaft. Dass sie sich mehr wünschen würde, das wird sie Evergreen auf keinen Fall erzählen. Verstehend lehnt sich die Brünette auf ihrem Platz zurück.

Die kleine Fee und der große Drache – Das gibt ein Spektakel der Extraklasse, wenn das die falschen Mitglieder der Gilde herausfinden.
Evergreen schmunzelt. Bei ihr ist das Geheimnis sicher.

Leise schnarchend bekommen die Männer von diesen Frauengesprächen nichts mit.



Am Endbahnhof angelangt steigen die vier aus und Schultern ihr Gepäck. Da es schon fortgeschrittener Abend ist, entschließen sie sich, eine Nacht in einem kleinen Hotel zu verbringen. Um Kosten zu sparen, teilen sie sich zu viert ein Zimmer.
Müde räkelt sich Levy auf dem Futon, neben ihr schläft Evergreen, die Männer haben ihre Matratzen in die andere Raumecke gezogen und schnarchen leise vor sich hin.
Trotz dieser Müdigkeit bekommt die Blauhaarige kein Auge zu. Seit dem Gespräch mit Evergreen rasen ihre Gedanken nur noch um IHN.
In der Hoffnung, ein bisschen frische Luft, würde ihr helfen, schleicht sie sich, in ihrer Decke eingewickelt auf den Balkon. Die Nacht ist sternenklar und der volle Mond taucht die kleine Stadt vor ihr in mystisches Licht. Sie atmet tief und schließt die Augen.

Sie spürt seine Hand auf ihrer Wange und hört seinen tiefen Atem an ihrem Ohr. Sein Geruch steigt in ihre Nase.

Als sie die Augen wieder öffnet, ist alles verschwunden.
Sie steht noch immer auf dem kleinen Balkon und der kühle Nachtwind zerrt an ihrer Decke. Trotz der Uhrzeit herrscht noch reges Treiben in den kleinen Gassen.
Eilig werden Wagen gezogen und Planen gespannt. Man hatte ihnen erzählt, dass morgen ein großer Markt auf dem Platz sein soll.
Seufzend dreht sie sich um und tappst auf Zehenspitzen leise zu ihrem Futon zurück. Mit der Erinnerung an seinen Duft, befördert sie sich wieder in diese Nacht zurück, in der sie sich so nah waren, und schläft ein.


Am nächsten Morgen wird sie durch leises Geklapper geweckt.
Fried hat für alle das Frühstück ins Zimmer geholt und improvisiert einen kleinen Picknickplatz mitten im Schlafraum.
„Wir sollten die Vorgehensweise planen“ flüstert er ihr zu und da bemerkt sie erst, das Bixlow, sowie Evergreen noch schlafen.
Auf leisen Sohlen schleicht sie ins Badezimmer und macht sich frisch, als sie wiederkommt, sind auch die anderen Mitstreiter aus dem Land der Träume zurückgekehrt und knurren verschlafen morgendliche Grußfloskeln. Lächelnd setzt sie sich zu Fried und kichert, als dieser ihr verrät, dass außer ihm alle Morgenmuffel sind.

Nach dem Frühstück packen alle ihre Utensilien wieder zusammen und machen sich auf den Weg. Sie hatten sich für die längere Route entschieden, da nicht klar war, ob sie bei der Kürzeren einen Weg über den reißenden Fluss finden würden.
Voller Elan schreitet Levy mit Fried voraus und delegiert die anderen beiden, die noch sichtlich verschlafen dreinschauten, durch die Stadt. Ihre erste große Hürde wird der Wald sein, dieser ist zwar weitaus geringer gefährlich als Tsumei, doch auch hier wird vor magischen Monstern gewarnt.
Dennoch fühlt sich Levy sicher, sie ist gut vorbereitet und vertraut den Raishinshu.

Der Wald wird immer dichter und ihr Tatendrang schwindet von Minute zu Minute.
Als Bixlow plötzlich stehen bleibt und auch Evergreen in Kampfposition geht, hört Levy ein lautes Brüllen.
„Es klingt wie ein Bär“, stößt Fried aus und zieht sein Katana.
Just in diesem Moment beginnt der Waldboden zu beben und ein riesiger Bär kommt aus dem Unterholz auf sie zugestürmt.
„Yami no Écriture: Itami“
Fried setzt den ersten Angriff und der Bär bleibt wie erstarrt stehen, bevor er ein jaulendes Gebrüll von sich gibt. Evergreen zieht ihre Brille ein kleines Stück von ihrer Nase und ein Augenblinzeln später…

...passiert nichts.
Evergreen bleibt wie erstarrt stehen, als sich der Bär von Frieds Attacke löst und auf sie zuspringt.
„Ein magischer Bär?“, entfährt es ihr und Bixlow äußert amüsiert
„Oder ein blinder Bär?“ Fried fängt an zu lachen, aber Evergreen hat wirklich Mühe und Not den Angriffen des Bären auszuweichen
„Also blind sieht der nicht aus… Jetzt unternehmt gefälligst was!“, kreischt sie, als sie sich in die Luft erhebt.
„Babies“, brüllt Bixlow, immer noch ein Lachen unterdrückend, als seine Holzpüppchen das Feuer auf den Bären eröffnen.
„Solid Script: Hole“ Levy schleudert ihr magisches Wort dem Bären vor die Füße und dieser gerät ins Straucheln und fällt tatsächlich hinein.
„Gute Idee“, erntet sie dafür ein Lob von Evergreen, die mit ihrem Koboldfeuer den Bären endgültig außer Gefecht setzt und dann wieder neben ihren Partnern landet.

Lange Zeit für eine Verschnaufpause bleibt den Vieren aber nicht. Nur einige Sekunden nach dem Sieg über den Bären werden sie von einem Schwarm magischer Hornissen angefallen.
„Lauft, das sind zu viele“, kreischt Bixlow und stürmt Haare raufend ins Dickicht. Doch Evergreen und Fried denken gar nicht daran auf ihren Freund zu hören. Mit wenigen Schlägen ist der Schwarm niedergerungen und Levy starrt ihre Teamkollegen entsetzt an.
„Bixlow hat panische Angst vor Hornissen“ schmunzelt der Grünhaarige und die drei Magier preschen ihrem Kameraden hinterher.

An einem kleinen Bach auf einem Stein sehen sie Bixlow sitzen, seine Babies besorgt umherschwirrend. Immer noch nach Luft ringend ordnet er seine Maske.
„Erledigt“
Ein knappes Statement von Evergreen reicht aus um ihn zu beruhigen.
„Was haltet ihr von einer Mittagspause?“ Kaum zu Ende gesprochen, beginnt die Erde erneut zu beben.
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Kapitel 13 Das kann ja heiter werden!



Wie lautes Donnergrollen kriechen die Geräusche durch Mark und Bein der vier Magier.
„Was ist das?“, fragt Levy zitternd und sucht Schutz hinter Fried, der sein Katana angriffsbereit in den Händen hält.
Nichts ist zu sehen, nur das Schwanken der Erde ist ein düsteres Vorzeichen eines herannahenden Kampfes.
„Es muss groß sein“, murmelt Evergreen vor sich hin, angespannt in den Wald starrend. Sie ist sich sicher, dass das, was da grade auf sie zukommt, nichts Gutes sein kann.
Ein Grollen zieht sich durch die Baumkronen und Bixlows Babies, zu einem Marterpfahl aufgestapelt, schauen ihren Meister unsicher an.
„Nicht mal zwei Stunden unterwegs und schon wieder ein Kampf? Das kann ja heiter werden“, brummt der Maskierte.
Alle vier schauen entsetzt in das Dickicht des Waldes, während die Ausschläge des Untergrunds immer weiter zunehmen.
„Das gibt ja….“ Fried unterbricht seinen Satz. Mit lautem Krächzen werden Bäume entwurzelt, mit lautem Krachen dringt das Geräusch zerberstender Baumstämme an sein Gehör.
„Ein riesiger Gorian!“ kreischt die zierliche Blauhaarige auf und weicht immer weiter zurück.
„Bären, Hornissen und jetzt das…“, jammert Evergreen und erhebt sich in die Luft
„Yosei Kiju: Leprechaun“
Sie ist die Erste, die den Gorian attackiert.
„Babies!“, greift nun auch Bixlow ins Kampfgeschehen ein.
„Solid Script: Water“
„Yami no Écriture: Itami“
Bevor der Gorian überhaupt eine Chance hat, zu reagieren, treffen die vereinten Angriffe des Fairy - Teams und ringen ihn zu Boden.

Freudestrahlend springt Levy auf und hält Bixlow ihre Hand für ein High-Five entgegen, als sich der Waldbewohner wieder regt. Ein dunkles Lachen entfährt ihm, als er sich  aufrichtet.
„Damit wollt ihr mich verletzten?“ Spöttisch deutet er auf Frieds Katana, welcher daraufhin empört schnaubt.
Keine Sekunde später wendet das Ungeheuer seinen Blick zum Rest der Gruppe und fixiert Evergreen.
„Dich nehm‘ ich mit und mache dich zu meiner Frau“, grollt er und packt der Brünetten an den Kragen.
Diese zappelt wie wild herum, als er sie näher zu sich heranzieht.
Plötzlich ist alles still.
Evergreen stockt der Atem und nach einem tiefen Seufzer wendet sie sich an den Gorian.
„Ach, heiraten? Weißt du überhaupt welche Augenfarbe ich habe? Das muss mein zukünftiger Mann schon wissen.“, schnalzt sie ihm süffisant entgegen und nimmt ihre Brille von der Nase.
Sie hat einen Plan, aber der muss sofort funktionieren, sonst sind sie wahrscheinlich verloren.
„Zeig doch mal!“, mault der Gorian, der verzweifelt in Evers geschlossenen Augen nach der passenden Antwort sucht.
„Schau mir tief in die Augen und merk sie dir“ umschmeichelt sie den Waldbewohner und hält seinen Blick.

Keine Sekunde später ist das Ungeheuer zu Stein verwandelt.
„Ever!!!“ Brüllt Bixlow enthusiastisch  und auch Fried nickt anerkennend. Levy ist tief beeindruckt von dem Einfallsreichtum ihrer Partnerin und fühlt einen kleinen Stich in ihrem Herzen.
Wenn sie doch auch nur ein wenig so wie sie wäre, vielleicht würde Gajeel….

Empörtes Gekreische reißt die Scriptmagierin aus ihren Gedanken.
Evergreen hängt immer noch in der Luft, ihr Kleid eingeklemmt zwischen den versteinerten Fingern der Gorianpranke.
Fried und Bixlow liegen vor ihr und rollen sich vor Lachen auf dem Boden. Tränen laufen ihre Wangen hinunter, während sie verzweifelt versuchen sich aufzurappeln, um ihre Freundin aus der misslichen Lage zu befreien.
„Hört auf mit dem Scheiß und holt mich hier runter!“ quiekt die selbsternannte Fee aufgebracht und landet wenige Sekunden später ungebremst auf Bixlows Bauch.
Dieser schaut sie entsetzt an und auch Frieds Gelächter erstirbt abrupt.
Sie vernehmen ein gewispertes „Entschuldige“ und wenden sich zu Levy, die etwas entfernt stand und eben mit ihrer Schriftmagie einen Eisenbrocken erzeugt hat, um die Finger der steinernen Faust zu zertrümmern und somit Evergreen zu befreien.

„Wir haben nicht mal die zweite Etappe unserer Reise hinter uns und schon ist mein Kleid kaputt“ jammert die Brünnette
„Das kann ja heiter werden“


Stumm wandert der kleine Trupp weiter durch den Wald.
Levy ist die Stille sichtlich unangenehm.
Immer wieder sieht sie zu ihren Partnern auf, die schon jetzt diverse Blessuren aus den Kämpfen davongetragen haben.
Evergreens Kleid hängt hinten im Nacken schon in Fetzten und der Gorian hat mit seiner Pranke deutliche Spuren auf ihrem Hals hinterlassen.
Bixlows Maske ist bereits verschrammt und der Stoff, der sein Kinn bedeckt ist eingerissen und auch Fried sieht mitgenommen aus.
Eine der Hornissen hatte ihn am Arm erwischt, sodass er nun einen kleinen Verband trägt.
Levy versucht ihre Tränen zu unterdrücken und schluchzt leise auf.
„Was ist denn los?“ fragt Fried besorgt und auch die anderen Beiden schauen sie beunruhigt an.
„Ich…“ Ihre Stimme zittert,
„Ihr…“
Sie ringt um jedes einzelne Wort und versucht krampfhaft ihre Fassung zu wahren.
„Es tut mir so leid, dass ihr wegen mir solche Umstände habt“ schniefend reibt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel und starrt ihre Freunde an.
Die entsetzten Gesichtsausdrücke weichen sanfteren und Bixlow legt der zierlichen Blauhaarigen seine Hand auf die Schulter.

„Fried ist hier, weil er hier sein will dieser neugierige Bastard.
Ich bin hier, weil ich Angst vor Gajeel hab, sollte er erfahren, dass ich euch zwei hab alleine gehen lassen und
Evergreen ist hier, weil sie sich nicht traut Elfman auf eine Mission einzuladen“

Die Schamröte steigt der Brünetten in die Wangen und Levy kann ein kurzes Auflachen nicht verbergen.
Sie ist froh, dass die drei bei ihr sind.
Ehrlich.


Nach einigen Irrwegen, stehen die vier nun am Rande des Waldes. Levys Blick wandert den steilen Abhang an ihren Füßen hinunter und schweift dann in die Ferne.
Vor ihnen liegt eine steinerne Wüste.
Ein Ödland, mit trockenen, toten Sträuchern bewachsen, ohne einen Hinweis auf Wasser und Leben. Lediglich ein paar schwarze Geier schweben hoch oben in der Luft, auf der Suche nach Aas und verwesten Überresten.
Ein kalter Schauer läuft ihren Rücken hinunter. Mit zusammengepressten Augen versucht sie, ein Ende der verdorrten Landschaft zu erkennen, doch die gleißende, heiße Sonne hindert sie daran.
Ihr Ausblick ist schier unendlich.

Besonnen faltet der Grünhaarige eine kleine Karte auf.
„Nach Osten“ zeigt er die Richtung an.
„Das Ödland ‚Dessergeon‘ zieht sich über hunderte Kilometer von Ost nach West. Wenn wir uns jetzt östlich halten, sind wir in fünf Stunden am Hang des Eisenbergs.“
Zustimmendes Nicken seitens der Kameraden veranlasst den Magier, die Karte wieder in seine Tasche zu packen.
Mit missmutigem Schnauben fällt sein Blick auf den restlichen Proviant. Sie haben kaum noch Wasser.
Das kann ja heiter werden.

Wie Perlen an einer Kette, hangeln sich die vier Magier langsam an der dicht bewachsenen Felswand hinab.
Meter für Meter scheint dabei die Trockenheit des Geländes zuzunehmen und das Leben der Natur zu entschwinden, denn die zu Beginn saftig grünen Lianen, sind starren Ästen und Wurzeln gewichen.
Es kommt ihr vor, als hängt sie schon Stunden senkrecht in der Luft, ihr Arme schmerzen und ihr zierlicher Körper ist übersät mit Kratzern und Striemen die das verdorrte Gestrüpp hinterlassen haben.
Zaghaft wagt sie einen Blick nach unten.
Evergreen flattert wie ein Schmetterling auf ihrer Höhe und achtet wie ein Adler darauf, dass ihre Teamkameraden sich nicht vertreten oder Abrutschen.
Immer wieder hört Levy ihre aufmunternden Worte und beißt die Zähne zusammen.
Ein weiterer Blick verrät ihr, dass sie es fast geschafft hat, als sie ein Geräusch hört.
Wie das Schlagen von großen Schwingen dringt es an ihr Ohr und ihr Atem stockt.

„Nicht schon wieder“ stöhnt Fried auf, der sich nun auch Flügel herbeizaubert. Über ihnen schwebt eine Harpyie, bestimmt so groß wie Lily in Kampfform, und erzeugt regelrechte Windböen mit ihren Flügelschlägen.
Levy starrt mit offenem Mund in die Violetten Augen des Ungetüms, als sich dieses ohne weitere Vorankündigung auf die kleine Gruppe am Felshang stürzt. Levy schließt die Augen, atmet durch und hofft, dass ihr Ende nicht allzu schmerzhaft sein wird, als sie das Klirren von Metall wahrnimmt.
Fried hat sich vor sie gestellt und den Angriff mit seinem Katana abgewehrt.
„Sieh zu, dass du runter kommst“ faucht er und stößt das vogelartige Wesen zurück. Levys Blick wandert in Sekundenschnelle zu Boden und dann wieder hoch.

„Solid Script: Feather Pillow“
Mit angehaltener Luft lässt sich die Blauhaarige fallen. Die schwarzbraun bewachsene Felswand fliegt regelrecht an ihr vorbei und auch an Bixlow, der sie mit offenem Mund anstarrt, fällt sie entlang, bis sie unsanft auf einem riesigen Federkissen landet.
Eigentlich hat sie sich die Technik ausgedacht, um bessere Chancen bei den Kissenschlachten im Mädchenwohnheim zu haben, doch hier schien es ihre beste Variante zu sein, heil und zügig wieder festen Boden unter die Füße zu kriegen.
Mit lautem Poltern landet auch Bixlow in dem weißblauen Kissen.
„Nette Idee“ grinst er sie an, während er sich aufrappelt.
„You can, Babies“ schickt er seine Partner Fried und Evergreen zu Hilfe.
„Das ist nicht unser Kampf, das sollen die Vögel besser unter sich klären“ schmunzelt er Levy zu und beide starren zu dem Schauplatz im Himmel, eine Hand als Sonnenschutz an die Stirn gelegt.

Immer wieder stürzen die Kontrahenten gegeneinander, sichtlich erschöpft, dennoch haben Fried und Ever die Oberhand.
„Yami no Écriture:…“
„Yosei Kiju:…“
Mit jedem Treffer lichtet sich das Federkleid der Harpyie. Sie verliert immer mehr an Höhe. Die Angriffe von Bixlows Puppen treffen das Dunkelwesen am Kopf, sodass es zurückgeschleudert wird, und mit lautem Donnern an die Felswand kracht.
Die zerzausten Flügel verheddern sich im ausgetrockneten Gestrüpp und laut kreischend um sich schlagend manövriert sich das Tier in die Bewegungslosigkeit.
Mit einem letzten Schlag schickt Fried die Harpyie in die Bewusstlosigkeit und landet lautlos neben seinem Team am Boden.

„Wollen wir weiter?“, fragend richtet sich der Grünhaarige an seine Partner die eifrig nicken, denn Harpyien sind eigentlich keine Einzelgänger und noch mehr können und wollen sie nicht kämpfen.
Levy hebt ein Paar schwarze Federn auf und verstaut sie sorgsam in ihrer Tasche bevor sich das Team mit einem mulmigen Gefühl ins offene Gelände wagt.
„Jedenfalls sehen wir hier die Gegner sofort“ versucht Evergreen positiv hervorzuheben.
„Das kann ja heiter werden“ antwortet Levy knapp.

Wie oft hat sich dieser Satz heute schon in ihre Gedanken geschlichen?

Der weitere Weg verläuft zum Erstaunen aller eher ruhig, lediglich eine Auseinandersetzung mit den Aasgeiern brachte einen kleinen Kampf mit sich, sodass sie ohne weitere Verletzungen am Eisenberg ankommen.
Dieser reckt sich aus dem Boden steil gen Himmel und seine Spitze ist versunken in dichten, dunklen Wolkenschwaden.
Das nun rote Licht der Abendsonne taucht den Riesen in ein warmen Ton.
Fried verteilt den Rest des Wassers unter ihnen und mit letzter Kraft wagen die vier Magier den harten Aufstieg.
Erschöpft erreichen sie das erste Hochplateau auf der sich eine riesige, freiliegende Wiese erstreckt.
Mit offenen Mündern und Tränen der Verausgabung starren sie nun auf ein riesiges Blütenmeer, das fast das komplette Grün der Wiese schmückt.
Die sonst metallisch farbigen Knospen schimmern in der Abendröte bronzen und mit leuchtenden Augen lässt sich Levy sinken um eine Pflanze zu pflücken.
Es wirkt, als sei die Situation einem Gemälde entsprungen.
Zufrieden betrachten die Raishinshu die zierliche Magierin und genießen den Anblick.

Völlig übermüdet suchen sie sich kurze Zeit später unter nahe stehenden Bäumen einen Rastplatz.
Sie brauchen den Mitternachtstau und bis dahin mussten sie noch ein paar Stunden ausharren. Während sie auf den Tageswechsel warten, beschließen sie, sich eine Ruhepause zu gönnen.
An den Baumstamm einer dicken Eiche angelehnt, schläft das Team um Levy ein.

Keiner von ihnen bemerkt die stechenden, grünen Augen, die sie aus einem Gebüsch heraus beobachten.

________________________to be continued_____________


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